Jerry Cotton - 0597 - Einstimmig fuer meinen Tod
abgesehen — und mußte seitdem ein Stützkorsett tragen, was ihn für den Außendienst untauglich machte. Er hatte selbst darum nachgesucht, nicht frühzeitig pensioniert zu werden. Hywood tobte im Hauptquartier so lange, bis man die vorzeitige Pensionierungsurkunde wieder zerriß und ihm den Mann als Fahrer zuwies. Jetzt verstanden sich die beiden ausgezeichnet, auch wenn sie einander wie Wildfremde behandelten.
»Hallo, Conneby«, sagten wir beim Einsteigen. »Was macht der Rücken?«
»Dem ginge es ganz gut, wenn die verdammten Ärzte nicht wären.«
Vorn neben dem Sergeant saß ein etwa vierzigjähriger Mann, der eine randlose Brille mit dünnen Goldbügeln trug. Wir stiegen hinten zu Captain Hywood ein, der nach vorn deutete und uns anschrie: »Kennt ihr schon Detektive Lieutenant Mac Riffle? Eigentlich ist er ja Doktor von was weiß ich. Jedenfalls ist er unser Kunstsachverständiger.«
»Lieber Gott«, sagte Phil, »ihr werdet aber auch immer vornehmer. Muß ich jetzt Doc, Lieutenant oder Sir zu ihm sagen«
Riffle streckte uns die Hand hin.
»Wie wär’s mit Riffle?« schlug er vor. »Ich -habe schon viel von Ihnen gehört, Mr. Decker. Hallo, Mr. Cotton. Ich freue mich sehr, daß ich mit Ihnen zusammen arbeiten darf.«
»Na, jetzt hat er natürlich bei uns einen dicken Stein im Brett«, sagte ich. »Wo er unsere Größe so treffend einzuschätzen weiß. Riffle, unsere Trommelfelle stehen kurz vor der völligen Zerstörung. Warum erzählen Sie uns nicht mal, um was- es geht? Hywood spricht immer so leise, da wird das Zuhören so anstrengend.«
Riffle nahm seine Brille ab und fuhr sich mit dem Ende des einen Bügels die Lippen entlang. Man sah es ihm an, daß er sich konzentrierte.
»Es handelt sich um den Diebstahl einer äußerst wertvollen Sammlung«, begann er. »Im Grunde ist sie so wertvoll, daß sich ihr Wert schon gar nicht mehr richtig angeben läßt. Und zwar handelt es sich um eine Münzensammlung, vorwiegend griechische und römische, vorchristliche Epochen. Aber auch eine ganze Menge seltene Exemplare aus anderen Zonen und Zeiten.«
»Junge, Junge«, sagte Phil mißbilligend. »Das FBI kommt auf den Hund. Jetzt müssen wir uns schon mit abhanden gekommenem Kleingeld beschäftigen. Darf man fragen, wem sie die Pennys geklaut haben?«
»Stanley D. Bernhard. Ein Numismatiker von Rang und Namen. Man kann ihn so ziemlich auf allen wichtigen Auktionen in der ganzen Welt finden. Sein Anruf ging um sechs Uhr vierzehn heute nachmittag bei uns ein.«
Ich sah unwillkürlich auf meine Uhr. Es war zehn Minuten nach sieben, und folglich mußte sich die Stadtpolizei sehr schnell dafür entschieden haben, das FBI um Amtshilfe zu ersuchen.
Riffle hatte unterdessen fortgefahren: »Mr. Bernhard hatte seine Wohnung kurz vor sechs Uhr verlassen und kam ungefähr eine halbe Stunde später zurück. Da entdeckte er den Diebstahl. Er ist außer sich. Aus begreiflichen Gründen. Man braucht ein Vermögen, großen Sachverstand, viel Glück und noch mehr Zeit, um eine solche wirklich unersetzliche Sammlung zusammenzubekommen.«
»Wenn sie so unersetzlich ist, muß sie doch ebenso schwierig zu veräußern sein?« mutmaßte ich.
»Sehr richtig. Wenn der Diebstahl der Sammlung veröffentlicht wird, dürfte es auf der ganzen Welt keine hundert Sammler mehr geben, die bereit wären, daraus Stücke zu kaufen. Und es dürfte keine zehn geben, die überhaupt materiell in der Lage sind, die ganze Sammlung zu erstehen. Aber bei Sammlern kennt man sich nie so ganz aus. Sie mögen in jeder Hinsicht absolut integre Persönlichkeiten sein: Nur eben was ihre Sammlerleidenschaft angeht, da können sie Recht und Unrecht mitunter ungeheuer großzügig ausklammern, wenn sie nur das begehrte Stück bekommen. Die Fahndung muß von allem Anfang an in weltweitem Maßstab organisiert werden. Es geht in so einem Falle gar nicht ohne die Interpol. Und deswegen brauchen wir die Unterstützung durch das FBI.«
»Kapiert«, sagte Phil trocken. »Außerdem ist da noch ein Gesichtspunkt«, sagte Riffle und setzte seine Brille wieder auf. »Vor sieben Monaten erst wurde die Sammlung von John Ellain Corsatch gestohlen. Obgleich wir Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben, ist bis heute nicht ein Stück davon auf getaucht.«
»Irgendwo habe ich mal was von der Geschichte gehört«, gab ich zu. »War das auch eine Münzensammlung?«
»Nein, Bilder. Eine der schönsten Sammlungen junger Impressionisten, die sich in Privathäusern befand.
Weitere Kostenlose Bücher