Jerry Cotton - 0597 - Einstimmig fuer meinen Tod
Diebstahl.
»Haben Sie Fotos von der Sammlung oder von einzelnen Stücken?« erkundigte sich Riffle, während er mit Phils Unterstützung anfing, die Vitrinen nach Fingerspuren abzupinseln.
»Es gibt einige Fotos von besonders schönen Exemplaren in Fachbüchern, die ich besitze. In den meisten ist erwähnt, daß die abgebildete Münze in meinem Eigentum ist.«
Auch das noch! schoß es mir durch den Kopf. Dann weiß ja so ziemlich jeder interessierte Mensch auf diesem Globus, wo er sich das Ding holen könnte, wenn er es um jeden Preis haben will.
Bernhard schleppte Bücher heran und schlug sie auf. Plötzlich fingen seine Augen an zu leuchten.
»Die wertvollste haben sie allerdings nicht bekommen«, rief er mit schnellem Atem, wobei seine Augen glänzten, als ob er Fieber hätte. »Hier, meine Herren, sehen Sie sie sich an! Einmalig auf der Welt! Es wurde noch kein zweites Exemplar gefunden!«
Mit einer bedeutenden Geste griff er in seine Westentasche und brachte ein goldenes rundes Etui zum Vorschein von der Größe einer Taschenuhr. Er ließ den Deckel aufspringen. Das Etui war mit tiefblauem Samt ausgelegt. In der Mitte darauf lag eine goldene Münze. Sie zeigte einen Kopf mit einem Lorbeerkranz, ein paar lateinische Zahlen und im Halbkreis über dem Kopf die Inschrift: Gajus Julius Caesar.
***
Jede größere Polizeidienststelle der Welt unterhält geheime Telefonnummern für die verschiedensten Zwecke, die in keinem Telefonbuch zu finden sind oder nur unter irreführenden Bezeichnungen, und die gewöhnlich nur einige wenige ausgesuchte Leute kennen.
Am Dienstag abend um elf Uhr zweiunddreißig leuchtete am Platz der Telefonistin Myrna Sanders ein rotes Kontrollämpchen auf, und der Summer ertönte. Ein Schildchen über der entsprechenden Rufnummer wies in doppelt unterstrichenem Text darauf hin, daß über diese Leitung ohne Zwischenmeldung unverzüglich eine direkte Verbindung Zum Chef des FBI-Distrikts hergestellt zu werden hatte. Myrna Sanders tat also zwei Dinge gleichzeitig. Sie rief über die Hausleitung Mr. High, während sie schon die andere Leitung auf den Apparat des Chefs schaltete.
»Mr. High, Direktruf über zwo-zwo-vier-zwo-vier«, sagte sie und wartete auf eine Antwort. Sie kam kurz und bündig: »Okay, bleiben Sie draußen.« Myrna schaltete sich aus der Leitung aus, während Mr. High in seinem Arbeitszimmer bereits den Hörer aufnahm.
»Ja, bitte?« fragte er in seiner ruhigen, dennoch Autorität ausstrahlenden Art.
»Sind Sie es, John?« ertönte eine weibliche Stimme.
»Ja, allerdings. Tante Elly! Welch eine Überraschung. Wie geht es Onkel William?«
»Leider gar nicht gut. Er möchte Sie gern sehen, John. Wann ist es möglich?«
»Wann wäre es ihm lieb?«
»Am liebsten so schnell wie möglich. Heute noch.«
»Gut, ich komme.«
Mr. High legte den Hörer auf. Er öffnete den kleinen Safe, nahm ein paar versiegelte Umschläge heraus und schrieb eine kurze Notiz. Alles zusammen schob er in einen größeren Umschlag, klebte ihn sorgfältig zu und schrieb quer darüber:
Zu öffnen um vier Uhr früh, wenn keine gegenteilige Nachricht von mir persönlich eingegangen ist.
Er rief über die Haussprechanlage den Einsatzchef vom Nachtdienst.
»Ich muß weg, Bill«, erklärte er. »In einer vertraulichen Angelegenheit. Nehmen Sie dies an sich. Wenn ich bis vier Uhr nicht zurück bin, finden Sie darin alles, was Sie brauchen, um meine Spur aufnehmen zu lassen.«
»Okay, Sir«, sagte der Einsatzchef und übernahm den dicken Umschlag.
Mr. High zog seinen leichten Sommermantel an, setzte den Hut auf und sah sich noch einmal in seinem Zimmer um. In all den Jahren hatte er es lieben gelernt. Von hier aus regierte er einen nicht unbeträchtlichen Teil der besten Polizeimaschinerie der Welt. Hier hatte er Entscheidungen treffen müssen, die Leben und Tod betrafen. Hier waren die ersten Impulse zu Aktionen ausgegangen, die ganze Verbrecherorganisationen zerschlagen hatten. Aber wenn ein solcher Anruf einging, wußte man nie, ob man das Zimmer Wiedersehen würde. Auch der beste V-Mann steht mit einem Bein in der Unterwelt. Man kann nie wissen, wann er sich wieder völlig dorthin begibt und mit anderen Gangstern gemeinsame Sache macht. Dennoch mußte man das Risiko auf sich nehmen. Man kann nicht Polizist sein und ohne Risiko leben.
Der Distriktchef fuhr mit dem Lift in den Keller des Distriktgebäudes. Er durchquerte ein paar Räume mit technischen Einrichtungen, bis er schließlich an
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