Jerry Cotton - 2901 - Der Countdown laeuft (2 of 2)
zu diesem Verdacht kontaktieren, Mister High«, sagte Nolan.
Nach dem zustimmenden Nicken unseres Chefs sprach Nolan gleich mit seinen Kollegen und fand dort ein offenes Ohr.
»Sie halten es also auch für denkbar?«, fragte Mr High nach.
Mein vager Verdacht wuchs sich zu einer ernsthaften Theorie aus. Die Spezialisten der NSA wirkten sehr aufgeregt und baten um eine Unterbrechung des Gesprächs.
»Wir möchten einige Szenarien durchspielen, um diese Möglichkeit besser beurteilen zu können«, lautete die Begründung.
Damit war unser Part für diesen Abend zum Glück erledigt und ich konnte gemeinsam mit Phil nach Hause fahren.
***
Es war so weit. Andrew Tennison erhielt persönlichen Zugang zum Führungszirkel der ENA. Das geheime Treffen fand in einem modernen Stadthaus in Georgetown statt.
»Ihre bisherigen Leistungen sind überzeugend ausgefallen, Andrew. Deswegen möchten wir Ihnen heute Abend die Gelegenheit geben, uns persönlich über den Fortgang der Operation zu berichten«, sagte Allister Hamish.
Der Investmentbanker konnte sein Glück kaum fassen. Der Abend würde ihm weit mehr Türen öffnen, als Andrew Tennison bislang vermutet hatte. Er saß an einem Tisch mit dem Senator des Staates New York, der ein Special Consultant der ENA war. Tennison bemühte sich nach außen hin aber um eine höfliche Distanz.
Menschen wie der Senator oder der Leiter einer der berühmtesten Denkfabriken der USA schätzten es nicht, wenn man sie anstarrte. Es würde auch nicht gut aussehen, wenn Tennison sich ihnen gegenüber wie ein kleiner Angestellter aufführte. Er war selbst ein einflussreicher Mann und musste sich daher wie ein Kandidat für den Führungszirkel benehmen.
»Die Behörden in Boston haben immer noch mit den Auswirkungen unseres kleinen Ablenkungsmanövers zu tun«, schloss er seinen Bericht.
Andrew Tennison hatte sorgsam darauf geachtet, den unerwarteten Zwischenfällen nicht zu viel Gewicht beizumessen. Das New Yorker Ermittlerduo unter der Leitung von Special Agent Jerry Cotton hatte die Irreführung schneller als gedacht durchschaut. Zudem gab es offenkundig Unterstützung für das FBI aus einer unerwarteten Richtung.
Mit der Kooperation der Hacker hatte Tennison nicht gerechnet. Er plante bereits Gegenmaßnahmen, um diese Einmischung zu eliminieren. Ebenso musste die Einmischung der Gangster als unerfreulicher Aspekt gesehen werden, auch wenn es den Plänen keinen besonderen Schaden zugefügt hatte.
»Wie beurteilen Sie das Verhalten der Gangster, Andrew?«
Die Frage kam von dem angesehenen Wissenschaftler der Denkfabrik. Da Andrew sich darauf vorbereitet hatte, kam seine Antwort prompt und er erweiterte sie sogar um einen Vorschlag.
»Es war unvermeidlich, dass die Unterwelt auf unsere Vorhaben aufmerksam werden würde. Der Zwischenfall in Boston ist meiner Auffassung nach dazu geeignet, unsere Pläne um eine Variante zu ergänzen«, erwiderte er.
Als er diese Variante der aufmerksam lauschenden Runde vorstellte, erhielt er sehr viel lobenden Zuspruch. Andrew Tennison hatte seine Prüfung vor dem Führungszirkel mit Bravour bestanden.
Seine Zukunft hatte ein neues Gesicht erhalten, worüber der Investmentbanker ausgesprochen glücklich war. Seine nächste Aufgabe bestand darin, die neue Variante umzusetzen und damit den Behörden weitere Hindernisse in den Weg zu legen.
***
Der Collegeprofessor erhob sich von seinem Platz vor dem Schreibtisch und streckte sich. Die Zeit vor dem Computer war wieder einmal unglaublich schnell verflogen, aber die neue Bedrohung ließ Owl nicht zur Ruhe kommen.
»Was bezwecken diese Menschen nur mit dem Code? Geld ist zwar immer ein gutes Motiv, aber vielleicht steckt dieses Mal noch mehr dahinter«, dachte er laut nach.
Es gab nach Ansicht seiner Freunde in der Community eine sehr große Zahl möglicher Ziele, die kaum alle zu überwachen waren. Daher gab es eine Gruppe von Hackern, die sich auf die Finanzwelt konzentrieren wollten.
»Wenn es die Organisation auf die Beschaffung von möglichst viel Geld abgesehen hat, können wir sie vermutlich aushebeln«, lautete ihre Begründung.
Im Grunde hatten sie recht, aber Owl blieb dennoch skeptisch. Während er seinen Gedanken nachhing, schlenderte er zum Fenster. Seit Stunden regnete es in Strömen, sodass kaum eine Menschenseele in der Seitenstraße unterwegs war. Der Professor ließ seinen Blick ziellos umherschweifen, bis ihn eine Bewegung innehalten ließ. Mit gefurchter Stirn schaute er zu dem Mann
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