Jerry Cotton - 2901 - Der Countdown laeuft (2 of 2)
neben der Platane, der trotz des schlechten Wetters dort stand.
Zunächst war er nur neugierig, doch dann hob der Mann ein Fernglas hoch und schien dem Professor genau ins Gesicht zu starren. Erschrocken fuhr Owl zurück und realisierte auf einmal, dass seine Wohnung beobachtet wurde. Von Agents der Behörden?
»Nein, das hätte ich bemerkt«, dachte er.
Wenn ihn das FBI oder die NSA aufgespürt hätten, würden sie nicht seine Wohnung beobachten. Vermutlich würde ein Trupp Agents eindringen und den Professor schlicht festnehmen. Wer schlich dann dort draußen an der Platane herum? Der Gedanke kam völlig überraschend und versetzte Owl regelrecht in Panik. Hatten ihn die Schergen von Cypher ins Visier genommen? Er schluckte krampfhaft und schaute nochmals hinunter zu der unheimlichen Gestalt neben dem Baum. Der Mann war immer noch an seinem Platz.
»Was soll ich nur tun?«, fragte sich Owl.
Er eilte zurück an seinen Schreibtisch und informierte die Community über seinen Verdacht. Es musste einen Weg geben, wie Owl sich aus dieser misslichen Lage befreien konnte.
***
Mein Gedanke in Bezug auf Fort Meade hatte dort für einige Aufregung gesorgt. Doch zurzeit stand nicht Crypto City im Blickpunkt der Ermittlungen, sondern die Hauptstadt selbst.
»Andrew Tennison wurde gesehen«, lautete die Nachricht.
Da ich halbwegs mit einem Ortswechsel nach Fort Meade gerechnet hatte, überraschte mich der Flug am Vormittag nach der Besprechung überhaupt nicht.
»Du kannst dir vorstellen, welche Panik das Erscheinen von Tennison unter den Cops in der Hauptstadt ausgelöst hat«, sagte Nolan.
Langsam, aber sicher sollten wir beide uns Gedanken über den Klub der Vielflieger machen. Die meisten unserer Gespräche fanden an Bord eines Flugzugs statt, und sollte sich mein Instinkt als zutreffend herausstellen, würde unser Aufenthalt in Washington ähnlich kurz wie der in Boston sein.
»Klar kann ich das. Konnten die Kollegen denn wenigstens nachvollziehen, wo Tennison gewesen ist oder mit wem er sich getroffen hat?«, fragte ich.
Nolan Banks machte eine wegwerfende Handbewegung und gab den Bericht eines Kollegen wieder, wonach Tennison sich möglicherweise mit einigen hochrangigen Mitgliedern der High Society aus Washington getroffen haben sollte.
»Angeblich war sogar ein echter Senator dabei«, sagte er.
Sollte dem Führungszirkel der ENA ein solcher Fehler unterlaufen sein? Wenn ja, würde es unsere Ermittlungen wesentlich voranbringen.
»Wir brauchen unbedingt die Liste dieser möglichen Kontaktpersonen«, sagte ich.
Nolan warf mir einen verwunderten Seitenblick zu.
»Dann gehst du davon aus, dass doch etwas an dieser Geschichte dran sein könnte?«, fragte er ungläubig.
»Egal wie unwahrscheinlich es wirkt, wir dürfen keinen noch so winzigen Hinweis außer Acht lassen«, antwortete ich.
Das akzeptierte er und organisierte umgehend die Übermittlung der Liste auf sein Mobiltelefon. Während wir auf den Eingang warteten, setzte unser Flugzeug bereits zur Landung in Washington an. Nur wenige Minuten nach der Landung eilten wir durch die Abfertigungshalle.
»Hier ist die Liste, Jerry«, rief Nolan.
Wir hatten gerade erst auf der Rückbank des Dienstwagens Platz genommen, da streckte Nolan mir sein Mobiltelefon hin. Es standen sechs Namen prominenter Bürger auf der Liste.
»Haben wir eine Ahnung, wo sich Tennison in diesen Minuten aufhält?«, fragte ich.
Leider war der englische Investmentbanker wieder abgetaucht, sodass unsere Kollegen in allen Winkeln der Hauptstadt nach ihm suchten. Es wäre auch zu einfach gewesen, wenn man aus seinen Bewegungen auf eine der Personen von der Liste hätte schließen können.
»Zuletzt wurde Tennison ganz in der Nähe der Wohnung von Professor Colin Eastwood gesehen, die dieser aber nur für die Zeit in Washington nutzt. Er ist der Leiter eines Forschungsinstituts«, erklärte Nolan.
Ich wies den Fahrer an, uns zuerst zu dieser Wohnung zu bringen. Nolan schaute zwar skeptisch, sagte aber nichts dazu. Unterdessen verschaffte ich mir so viel Informationen wie möglich über den Professor sowie seine Forschungsarbeit. Möglicherweise ergab sich daraus ein Hinweis auf das Ziel des Anschlags. Als wir die Straße im nordwestlichen Teil der Stadt erreichten, trafen wir auf eine Polizeisperre.
»Es gab eine Terrorwarnung, die sich offenbar gegen das Institut wie auch gegen Professor Eastwood richtete«, erfuhren wir.
War das ein dummer Zufall oder ein Trick der ENA?
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