Jerry Cotton - 2901 - Der Countdown laeuft (2 of 2)
Vorerst würden wir keine Gelegenheit erhalten, mit dem Leiter des Instituts zu reden. Der nächste Anruf aus Fort Meade lenkte unsere Aufmerksamkeit dann sowieso in eine neue Richtung.
»Es gibt eine Auktion für das Programm, Jerry. Meine Kollegen sind bei mehreren Internetplattformen auf Hinweise gestoßen, wonach das Programm an den Meistbietenden versteigert werden soll«, erklärte Nolan.
Ich rief sofort Phil an und bat ihn, sich bei Owl nach einer solchen Auktion zu erkundigen. Jetzt war guter Rat teuer. Welchen der vielen Hinweise sollten Nolan und ich nachgehen?
Der Rückruf meines Partners brachte eine Entscheidung.
»Diese Auktion gibt es tatsächlich, Jerry. Offenbar legt die ENA es darauf an, mit dem Angebot die schlimmsten Gangsterorganisationen für ihre Zwecke zu missbrauchen«, sagte Phil.
Zuerst verstand ich nicht, wie so etwas funktionieren sollte. Mir reichte schon der Gedanke, was eine der Mafiafamilien oder ein Drogenkartell mit dem Programm alles anstellen konnte. Die USA würden dadurch erpressbar, und das durfte niemals passieren.
»Die Anbieter des Programms verlangen kein Geld. Sie fordern spezielle Gefallen ein, ohne diese im Internet schon zu konkretisieren«, legte Phil nach.
Was würden die Gangsterorganisationen alles dafür tun, um ein solches Programm in die Finger zu bekommen?
»Das ist doch nackter Wahnsinn, Phil! Wenn die ENA das wahrmacht, versinkt unser Land bald in pure Anarchie«, stieß ich hervor.
Mein Partner versicherte mir, dass er alle Informationen den Kollegen im Hauptquartier zur Verfügung stellen würde. Nolan und ich besprachen auf der Fahrt dorthin, welche Gegenmaßnahmen wir einleiten könnten.
»Es wäre sinnvoll, endlich einmal alle beteiligten Gruppen an einen Tisch zu bekommen. Bislang arbeiten wir beide zwar eng zusammen, doch wir müssten mit allen gleichzeitig diskutieren«, schlug Nolan vor.
Der Gedanke hatte etwas für sich. In einem Telefonat mit Phil erhielt ich die Bestätigung, dass auch er ein solches Treffen für sehr angebracht hielt.
»Dann werde ich es mit Assistant Director Homer besprechen. Vielleicht kann er uns dabei helfen, dieses Meeting auf die Beine zu stellen«, sagte ich.
Phil würde in der Zwischenzeit mit Owl in Verbindung treten, um dessen Teilnahme zu ermöglichen. Ich hegte große Zweifel, ob unser geheimnisvoller Informant sich zu einem offenen Treffen überreden lassen würde. Nolan besprach die Angelegenheit mit seinem Vorgesetzten, der ohne Weiteres seine Teilnahme zusagte.
»Bleiben noch unsere Freunde vom Mossad. Wie können wir Bugalla und Nagav zu einer Teilnahme überreden?«, fragte er anschließend.
»Sobald sie die Möglichkeit wittern, an bisher nicht zugängliche Informationen zu kommen, werden sie die Gelegenheit auch wahrnehmen«, war ich überzeugt.
Eine halbe Stunde später führte uns ein Assistent ins Büro von Assistant Director Homer.
***
Die Spezialisten meldeten sich bei Dov Bugalla und machten sich umgehend an die Arbeit. Sie hatten einige Büros in Manhattan angemietet, die über die erforderliche Computerausstattung verfügten.
»Wir werden Spuren im Netz aufnehmen. Sobald wir über die IP-Adressen den Nutzer lokalisiert haben, bekommt ihr Bescheid«, versicherte der Anführer.
Für Dov war das eine zusätzliche Option, um eigenständige Operationen zu planen. Noch bevor die Spezialisten die erste Adresse einer Zielperson melden konnten, informierten sie Dov über eine Auktion im Internet.
»Die wollen das Programm an eine Gangsterorganisation verkaufen? In Teheran wird man jede Summe bezahlen, um an dieses Programm zu kommen«, sagte er.
Durch diese Wendung erhöhte sich der Druck auf die Agenten des Mossad. Als kurze Zeit später eine Zielperson von den Spezialisten ermittelt wurde, brachen Dov und Ron umgehend auf. Sie wollten dem Collegeprofessor einige Fragen stellen und herausfinden, ob er Zugang zu dem Programm hatte. Die Agenten konnten auf eine Privatmaschine zugreifen, um dadurch die erforderlichen Reisen nicht von den normalen Flugverbindungen abhängig zu machen.
***
Bevor das Treffen anberaumt werden konnte, erhielten wir eine alarmierende Nachricht.
»Tennison und Eastwood sind in der Wohnung am Institut aufgetaucht«, lautete die Meldung.
Nolan und ich hetzten zusammen mit einem Dutzend Kollegen aus dem Hauptquartier zu den Fahrzeugen. Für die Fahrt benötigte die Kolonne über zwanzig Minuten. Trotzdem befanden sich laut den zivilen Cops, die als Beobachter vor
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