Jerry Cotton - 2901 - Der Countdown laeuft (2 of 2)
der erneuten Kontaktaufnahme unseres Informanten aus der Hackerszene.
»Jerry? Ich denke, dass Boston eine Finte der ENA ist. Owl und seine Freunde haben das Programm auf seine Tauglichkeit überprüft. Sie halten es für eine gut gemachte Schimäre, aber mehr auch nicht«, sagte er.
Als ich Nolan von diesem Hinweis berichtete, stellte er umgehend eine Verbindung zu den Spezialisten in Fort Meade her. Wenn die Hackergemeinschaft das Programm als Schimäre entlarvt hatte, müssten es die Techniker in Crypto City eigentlich ebenfalls tun. Ich war gespannt auf die Antwort der Spezialisten der NSA.
»Das Ergebnis ist zwar noch nicht offiziell abgesegnet, aber mein Vorgesetzter bestätigt die Einschätzung der Hacker. Es bestand nie eine echte Gefährdung des Netzwerks der Investmentfirma. Vermutlich wäre eine Zeit lang reichlich Chaos entstanden, mehr aber auch nicht«, sagte Nolan.
Wenn dieser Vorfall lediglich ein Ablenkungsmanöver sein sollte, wieso tobte da draußen am Haus dann ein solcher Kampf?
»Reichlich viel Aufwand für eine simple Ablenkung«, bestätigte Nolan.
Hatte die Einmischung der Gangster eventuell für eine Verschärfung gesorgt, die so überhaupt nicht von den Hintermännern der ENA geplant gewesen war? Die Ermittlungen mussten schleunigst getrennt werden. Nolan und ich durften keine Zeit mit Fragen vergeuden, die uns vom Kern wegführten. Wenn nicht diese Investmentfirma das Ziel der ENA war, mussten wir mit der Suche von vorne beginnen. Das war unsere Aufgabe. Den Rest mussten die Kollegen in Boston erledigen.
»Wir kehren nach New York zurück«, sagte ich.
Nolan teilte meine Einschätzung und deswegen ließen wir uns zum Flugplatz fahren, wo die Sondermaschine auf uns wartete. Dieser Ausflug nach Boston hatte der ENA viel Zeit für die Vorbereitungen des richtigen Anschlags verschafft.
***
Unmittelbar nach unserer Rückkehr fanden wir uns im Büro von Mr High ein, der einen ausführlichen Bericht erwartete.
»Ihr vorzeitiger Aufbruch in Boston hat Kritik aufkommen lassen«, sagte mir der Chef.
Offenbar teilten nicht alle Kollegen meine und Nolans Einschätzung der Bedrohungslage. Wahrscheinlich hatte die Chefetage des Investmentunternehmens entsprechenden Druck ausgeübt. Solche Wirtschaftsbosse schätzten ihre eigene Wichtigkeit naturgemäß erheblich höher ein.
»Sowohl die Spezialisten in Fort Meade als auch die Hackerszene sehen in dem eingesetzten Programm lediglich eine Ablenkung, Sir. Das Einzige, was noch zu klären ist, bleibt die Einmischung der Gangster in Boston«, widersprach ich.
»Ich habe mich mit Washington besprochen, Jerry. Man teilt dort Ihre Einschätzung und bestätigt damit die Rückkehr. Womit wir zu der offensichtlichen Frage kommen: Welches Ziel hat die ENA nun tatsächlich für den Anschlag im Auge?«, fragte Mr High.
»Owl und seine Freunde prüfen die restlichen Dateien des Computers, den wir in Tennisons Apartment gefunden haben«, sagte Phil.
In dieser Runde wunderte sich niemand mehr über den Umstand, dass unser geheimnisvoller Informant einen Zugang zu diesen Daten hatte. Während mein Partner den aktuellen Stand referierte, glitten meine Gedanken ab.
Ich hatte vorhin bereits mit Phil gesprochen, sodass mir die neuen Fakten bestens vertraut waren. Schon dabei hatte sich irgendwo in den Tiefen meines Gehirns ein Gedanke entwickelt. Ich forschte danach, weil er mir wichtig zu sein schien. Vermutlich lag es an meiner Müdigkeit, dass ich ihn nicht so leicht zu packen bekam.
»Könnte die ENA das Programm in Fort Meade einsetzen?«, brach es aus mir heraus.
Phil schaute mich überrascht an, weil ich ihm so unvermittelt ins Wort gefallen war.
»Sorry, Phil. Mir ist da ein Gedanke gekommen, und der steht mit Fort Meade sowie deinen Ausführungen in Verbindung«, entschuldigte ich mich.
Ich sortierte meine Gedanken und erklärte den Hintergrund meiner Frage. Dabei bezog ich mich auf einige Hinweise, die uns Owl nach Durchsicht der Dateien geliefert hatte.
»Stimmt, so hat er es genannt. Du glaubst also, Fort Meade könnte das Ziel sein? Warum ausrechnet die extrem gut gesicherte Einrichtung der NSA?«, staunte Phil.
An diesem Punkt wurde meine Begründung ein wenig schwach, da ich mich vor allem auf meinen Instinkt berief. Meine technischen Kenntnisse reichten bei weitem nicht aus, um damit Fort Meade als Ziel zu begründen. Trotzdem gelang es mir, den Kollegen am Tisch die Idee zu vermitteln.
»Ich würde gerne meine Kollegen in Fort Meade
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