Jerry Cotton - 2904 - Nur eine Leiche tilgt die Schuld
sich um einen Serientäter handelt. Außerdem stammt das Opfer aus einem anderen Bundesstaat.«
»Na prima«, sagte Dr. Drakenhart erleichtert. »Dann kann ich euch ja Bericht erstatten. Diese Cunningham ist nicht gerade mein Typ.«
»Ist sie denn so schlimm?«, fragte Phil nach.
Dr. Drakenhart verdrehte die Augen. »Nein, nicht direkt schlimm. Sagen wir, sie hat ihre eigene Art, mit Dingen umzugehen.«
»Da bin ich aber gespannt«, meinte Phil.
»Ich ebenso«, stimmte ich ihm zu und wandte mich dann an Dr. Drakenhart. »Schon irgendwelche Ergebnisse?«
»Mit der Spurensicherung sind wir vor ein paar Minuten fertig geworden«, antwortete sie. »Wir haben eine Menge Material gefunden, das wir erst noch sichten müssen. Die Todesursache und der Zeitpunkt des Todes sind aber schon recht klar. Folgt mir, dann könnt ihr selbst einen Blick auf den Tatort werfen!«
Ohne eine Reaktion von uns abzuwarten ging sie los. Wir folgten ihr durch den breiten Türrahmen in Dukers’ Wohnung.
Schon beim Eintreten sah man, dass jemand viel Geld investiert hatte. Der Boden war mit weißem Marmor ausgelegt, die beiden Sideboards in dem langen Flur sahen auch nicht gerade billig aus. Als wir auf dem Weg zum Schlafzimmer das Wohnzimmer durchschritten, bestätigte es den ersten Eindruck. Teure Designermöbel, hochmoderne und kostspielige Fernseh- und HiFi-Geräte und ein paar Bilder auf Leinwand, die sicher auch nicht günstig waren.
»Sogar einen Beamer hat die Wohnung«, bemerkte Phil und zeigte auf das Gerät, das relativ unauffällig an der Decke angebracht war.
Wir betraten das Schlafzimmer und hatten gerade einen Augenblick Gelegenheit, einen Blick auf den Tatort zu werfen, als eine Frau von etwa dreißig mit kurzem Haarschnitt und eher männlich anmutender Kleidung auf uns zukam.
»Halt, das ist ein Tatort!«, sagte sie mit rauchiger Stimme.
»Wir sind mit unserer Arbeit bereits fertig«, erklärte Dr. Drakenhart ihr und schaute pikiert drein.
»Dann sind Sie bestimmt Detective Cunningham«, sagte Phil und reichte der Frau die Hand.
Sie nahm sich einen Augenblick Zeit, uns zu mustern. »Und Sie sind die beiden Agents vom FBI?«
»Das sind wir«, sagte ich.
Erst jetzt gab sie Phil die Hand. Anschließend begrüßte sie auch mich.
»Lassen Sie uns gleich Klartext reden«, sagte Detective Cunningham mit ernster Stimme. »Ich habe das als meinen Fall betrachtet, bevor mir mein Chef mitgeteilt hat, dass das FBI die Angelegenheit weiterverfolgt. Das mag ja von der Zuständigkeit her korrekt sein, aber mir schmeckt das überhaupt nicht. Ich habe mit den Ermittlungen angefangen und bin jemand, der Dinge, die er begonnen hat, auch gern zu Ende bringt.«
»Wie ich höre, sind diesem Mord bereits zwei ähnliche vorausgegangen«, sagte ich. »Und in beiden Fällen haben Sie ermittelt, ist das richtig?«
Sie nickte. »Ja, das stimmt. Zwei Morde, bei beiden wurden die Opfer genau wie hier mit zwei Schüssen ins Herz ermordet.«
»Dann wird Ihr Wissen für die weiteren Ermittlungen von unschätzbarem Wert sein«, sagte ich. »Entsprechend scheint es nur logisch, dass wir im weiteren Verlauf der Ermittlungen zusammenarbeiten – auch wenn die ganze Angelegenheit offiziell ein FBI-Fall ist.«
Ihre Gesichtszüge hellten sich auf. »Das hört sich vernünftig an.«
Dr. Drakenhart schaute mich überrascht an. Offenbar hatte sie von Detective Cunningham mehr Widerstand erwartet.
»Dr. Drakenhart, was genau wollten Sie uns zeigen?«, wandte ich mich ihr zu, wobei ich es vorzog, sie im Beisein von Detective Cunningham nicht zu duzen.
»Ja, richtig«, sagte Dr. Drakenhart. »Die Todesursache sind höchstwahrscheinlich die beiden Einschüsse in der Herzgegend, auf die Detective Cunningham bereits hingewiesen hat. Wir werden das im Labor noch genauer untersuchen, aber ich bin recht zuversichtlich, dass wir andere Ursachen ausschließen können. Der Tod trat gestern Abend gegen zehn ein, plus/minus eine halbe Stunde.«
»Gibt es schon Hinweise, die etwas darüber aussagen, ob der Täter ein Mann oder eine Frau war?«, fragte ich.
Dr. Drakenhart schüttelte den Kopf. »Nein, wie es aussieht, hatte noch kein Verkehr stattgefunden. Wir werden die DNA-Spuren analysieren, dann wissen wir mehr.«
»Und die Waffe?«, fragte Phil und richtete seinen Blick auf Detective Cunningham. »Das gleiche Kaliber wie bei den beiden anderen Mordfällen?«
Sue Cunningham nickte. »Ja, das gleiche Kaliber. Wir haben die Patronenhülsen gefunden. Ob es
Weitere Kostenlose Bücher