Jerry Cotton - 2906 - Die Panama-Luege
Kopfschütteln die Treppe hinauf und antwortete bewusst undeutlich.
»Muss dich ablösen«, murmelte ich.
Mittlerweile hatte ich den Stuhl erreicht, auf dem der Gangster es sich bequem gemacht hatte. Sein AK-47 lehnte daneben an der Wand, und da er bislang keine Anstalten machte, die Waffe an sich zu nehmen, sah er sich offensichtlich nicht bedroht.
»Was ist denn? Schickt der Boss dich?«, fragte er.
Meine Antwort kam in Form der zu einem Block geformten Hände, die ich ihm brutal gegen die Schläfe schlug. Dieser Hammerschlag war so dosiert, dass der Gangster mit einem leisen Aufstöhnen vom Stuhl rutschte und bewusstlos am Boden liegen blieb. Blitzschnell rollte ich ihn in den Schattenbereich, damit er nicht von einem zufälligen Beobachter entdeckt werden konnte.
»Alles klar bei dir?«, fragte Agent Anders.
Er hatte sich so leise genähert, dass ich erschrocken herumfuhr und im ersten Augenblick meine Glock auf ihn richtete. Als ich ihn erkannte, senkte ich sofort die Mündung und bestätigte die Erledigung meiner Aufgabe.
»Ich übernehme seine Wache. Du suchst Astrid Toble«, raunte er.
Mit einem knappen Nicken öffnete ich die Tür, wobei ich das Schloss mit dem Schlüssel aus der Tasche des ohnmächtigen Wachpostens entriegelte. Es gab einen großen Raum, in dem sich Kästen und Säcke bis unters Dach stapelten. Beim Vorbeigehen registrierte ich auch einige schwere Waffen wie Mörser und Maschinengewehre sowie dazu gehörige Munitionskisten. Die Truppe von Carlos Moreno war bestens ausgestattet und konnte auch eine längere Auseinandersetzung ohne Weiteres überstehen.
»Mistress Toble?«, rief ich.
Im Lager wurde genügend Lärm gemacht, sodass ich mit meinen Rufen wenig riskierte. Leider blieb es still, weshalb ich auch die beiden Nebenräume inspizieren musste. Das Ergebnis war ernüchternd und sorgte dafür, dass wenige Sekunden später auch Paul Anders einen Fluch ausstieß.
»Shit! Wo halten die denn die Frau fest?«, schimpfte er.
Unsere Mission war gescheitert. Wir konnten unmöglich das gesamte Lager nach Astrid Toble durchsuchen. Die Gefahr einer Entdeckung war viel zu hoch, und damit würden wir dann den gesamten Zugriff gefährden. Uns blieben nur der schnelle Rückzug und die Kontaktaufnahme mit Agent Meola.
»In spätestens zehn Minuten kommen die Wachposten zu sich und schlagen Alarm«, mahnte ich.
Wir huschten aus dem Lager und schlugen uns bis zu dem vorherigen Beobachtungsposten durch. Von dort nahm Agent Anders Funkkontakt zu seinem Vorgesetzten auf und gab einen kurzen Bericht.
»Der Zugriff der Einheit erfolgt in etwa acht Minuten. Wir sollen uns bereithalten«, sagte er dann.
Da uns die Nachtsichtgeräte bei einem Feuergefecht mehr behindern als helfen würden, verstauten wir sie in den Rucksäcken. Dann legten wir die Gürtel mit den Magazintaschen für die MP5 um und überprüften ein letztes Mal den Zustand unserer Waffen.
»Go!«
Der Befehl kam über Funk und jagte uns hoch. Zusammen mit den Kollegen der DEA hetzte ich ins Lager und kämpfte den aufkommenden Widerstand nieder. Der Angriff klappte im Anfangsstadium wie gewünscht, da die Gangster völlig überrumpelt wurden.
Doch dann formierten sie sich zu einer geschlossenen Abwehrfront und lieferten uns ein hartes Gefecht. Ich feuerte gerade eine längere Salve auf ein mit Sandsäcken befestigtes Zelt ab, als mich etwas mit brutaler Wucht im Rücken traf und zu Boden schleuderte.
»Achtung! Wir werden aus den Flanken angegriffen«, rief Agent Anders.
Ich hatte offenbar zwei Kugeln in den Rücken bekommen, deren Aufprallwucht auf die Schutzweste wie harte Schläge gewirkt hatte. Während um mich herum auf einmal die Hölle losbrach, kämpfte ich gegen eine aufsteigende Ohnmacht.
***
Trotz der unerwarteten Wendung gelang es den Einsatzkräften der DEA, die Gangster in den Dschungel zurückzudrängen.
»Komm mit! Ich habe Moreno gesehen, wie er die Geisel wegbringen will«, rief Agent Anders.
Ich hatte meine Schwächephase überwunden und ignorierte den anhaltenden Schmerz im Rücken. Mit der MP im Anschlag hastete ich neben dem Kollegen der DEA am Rand des Lagers entlang und entdeckte schließlich, worauf Paul mich hingewiesen hatte.
»Moreno will sich mit Mistress Toble absetzen«, stieß ich hervor.
Der Anführer der Gangster hatte die Fahrertür eines Geländewagens geöffnet und schob die Geisel hinein. Jetzt kam es sehr darauf an, den Mann des Kartells zu überrumpeln. Moreno durfte keinesfalls die
Weitere Kostenlose Bücher