Jerry Cotton - 2906 - Die Panama-Luege
Ranger mit dem Emblem des FBI stand immer noch unangetastet an seinem Platz. Blair machte dem Piloten das vereinbarte Zeichen, damit der die Rotoren anwarf und den Start vorbereitete.
»Sie können jetzt kommen, Agent Parks«, sagte June.
Die US-Marshalls bildeten einen Korridor, durch den der Vertreter des Generalbundesanwalts vor Agent Parks mit seinem Gefangenen zum Hubschrauber hastete. Sobald die drei Männer an Bord waren, folgten June und Blair. Kaum war die Seitentür verriegelt, hob der Bell Ranger zügig ab. Als June hinunter zum Parkplatz schaute, fiel ihr die veränderte Haltung der Marshalls auf.
»Ihre Söldner sind zu spät gekommen, Mister Ralston«, sagte sie.
Auf ihre Bemerkung hin warfen auch Blair und Agent Parks einen Blick in die Tiefe.
»Das war knapp. Ihre Männer sind hoffentlich intelligent genug, um keine unnötige Schießerei vom Zaun zu brechen«, sagte Parks.
Jesse Ralston schwieg eisern und erwiderte auch nicht den harten Blick des Agents. Doch das Auftauchen der Söldner verdeutlichte ihnen, dass auch der Umstieg in das Sonderflugzeug möglicherweise nochmals zu einer kritischen Situation werden könnte. Gelänge es den Söldnern von RalKat Security , auf das Rollfeld zu kommen, drohte ihnen doch noch eine bewaffnete Auseinandersetzung. June und Blair tauschten einen Blick aus.
***
Schon länger hatte Astrid Toble sich mit dem Gedanken angefreundet, ein völlig neues Leben mit Carlos Moreno zu beginnen.
»Es wird dir an nichts fehlen, Darling. Sobald diese Operation abgeschlossen ist, geht es zurück nach Kolumbien«, hatte er versprochen.
In ihren Tagträumen sah Astrid sich in einer riesigen Villa mit vielen Bediensteten irgendwo an einem Küstenabschnitt des südamerikanischen Landes leben. Ihr bisheriger Ehemann war zwar nicht unbedingt als geizig zu bezeichnen, doch er achtete trotzdem sorgfältig auf ihre Ausgaben.
»Wir sollten nie vergessen, dass es uns vergleichsweise gut geht. Damit es uns später nicht schlechter ergeht, müssen wir einen Teil meines Einkommens zur Seite legen«, lautete sein Motto.
Gavin Toble stammte aus der unteren Mittelschicht und verfügte genauso wie Astrid über kein Familienvermögen. Während ihm der soziale Aufstieg im diplomatischen Dienst völlig ausgereicht hatte, wuchs Astrid Tobles Neid im Laufe der Jahre immer mehr.
Die meisten anderen Diplomaten, besonders die Botschafter, kamen aus Familien mit viel Geld. So musste Astrid mit ansehen, wie ihre Kleider bei den Empfängen mit einiger Herablassung betrachtet wurden. Sie musste sie mehrfach tragen und konnte Gavin nicht davon überzeugen, dass sie für jeden Ball ein neues Outfit benötigte.
»Welch eine Verschwendung, Liebes. So etwas überlassen wir lieber den blasierten Frauen, denen Geld völlig egal ist«, sagte er.
Aus diesem Leben wollte Astrid Toble sich befreien und fand den Schlüssel dazu ausgerechnet bei Carlos Moreno. Der Kolumbianer, der sich als Geschäftsmann ausgab, gehörte zur High Society von Panamá. So kam es, dass das Ehepaar Toble bei verschiedenen Empfängen auf den charmanten Südamerikaner traf. Mit der Zeit bemerkte Astrid, wie sich das Interesse Morenos an ihrer Person vertiefte. Er lud sie zu Ausstellungen ein, während Gavin in diplomatischen Angelegenheiten auf Reisen war.
»Eine so schöne Frau darf sich doch nicht in der Villa verstecken«, sagte Moreno.
Aus der anfangs harmlosen Flirterei wurde mehr, und irgendwann wurde aus der Frau des Botschafters die Geliebte des Kolumbianers. Als Carlos Moreno ihr eines Tages jedoch reinen Wein über seine wirklichen Geschäfte einschenkte, wollte Astrid Toble die Beziehung umgehend beenden.
Die anfänglichen Bedenken wurden allerdings durch ihr eintöniges Leben immer mehr aufgeweicht. Bei einem Empfang der Botschaft näherte sich Carlos Moreno ihr wieder und da warf Astrid Toble alle Bedenken über Bord.
Sie wurde sogar zur Verräterin, nur um auf eine glücklichere Zukunft hinzuarbeiten. Seit der Flucht aus dem Büro der DEA hatte es keine ruhige Minute gegeben, in der Astrid sich nach dem weiteren Verlauf erkundigen konnte. Erst jetzt, als sie in einem SUV in Richtung Küste fuhren, war die Zeit für ein solches Gespräch gekommen.
»Wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte sie.
»An der Küste wird uns eine Jacht aufnehmen, mit der wir ungehindert nach Kolumbien fahren können«, erwiderte Moreno.
Für eine Weile hatte Astrid tatsächlich befürchtet, dass alle ihre wunderschönen Pläne nun
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