Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung
Hand entgegenstreckte.
»Sie konnte es doch nicht lassen.« Dann bemerkte er Pennys bedrückte Miene. »Ist etwas passiert? Mit Billy?«
»Sein Freund, der andere, mit dem er hier oben war, ist tot.«
»Mein Gott! Wie …?«
Ellis ließ sich in einen der Segeltuchsessel fallen, als Phil mit kurzen Worten schilderte, was er bisher wusste.
»Haben Sie einen Anhaltspunkt? War es ein Überfall?«
»Vermutlich nicht. Dann wären Billy und die anderen nicht abgetaucht. Billy hätte sich gemeldet. Und sein Handy nicht abgeschaltet.«
Frank Ellis starrte vor sich hin. Phil gab ihm Zeit, das Gehörte zu verarbeiten.
»Kennen Sie Joseph Lombardi?«, fragte er dann. »Oder sagt Ihnen der Name Peranio etwas?«
»Ich war Buchhalter, verstehen Sie? Ich habe damals nicht bei einem Gangster angeheuert, sondern bei einer Immobilienverwaltung. Ich hatte keine Ahnung, dass das Gangster waren! Ich kenne sonst keine Gangster!«
»Okay, ich habe verstanden. Beruhigen Sie sich, okay?«
Ellis atmete tief durch. »Ich weiß natürlich, wer Lombardi ist. Er betreibt Hunderte Münzwaschsalons im Großraum New York und eine Großwäscherei und chemische Reinigung drüben in Queens. Aber was soll Billy mit Lombardi zu tun haben?«
Das, dachte Phil, ist die Hunderttausend-Dollar-Frage.
***
»Michele? Nein, nicht Michele.« Lombardis Stimme war nur ein Flüstern.
Chicken Hart hampelte verlegen von einem Fuß auf den anderen. Vaccaro und Don Miller sahen den Boss nicht an. Sie wussten, dass er den einzigen Sohn seiner Schwester als seinen Nachfolger aufbauen wollte. Und jetzt? War Tessas Junge etwa im Begriff, ihn zu berauben?
»War er dabei?«
»Keiner der Jungs entsprach der Beschreibung«, sagte Don Miller.
Lombardi starrte ihn an. Also hatte der Ex-Cop dieselbe Idee gehabt.
»Ich würde die Möglichkeit aber nicht ausschließen«, fuhr Miller fort. »Der Russe hat …«
»Die Kerle nicht richtig gesehen. Nur die Dollars.«
Miller nickte. »Sie haben bar bezahlt.«
Lombardi zwängte sich hinter den zerschrammten Schreibtisch, zerrte das Telefon zu sich heran und rief eine Nummer aus dem Speicher auf.
Das Rufzeichen klang schrill aus dem Raumlautsprecher. Dann die emotionslose Stimme: »Der Teilnehmer ist im Moment nicht zu erreichen. Versuchen Sie es bitte später noch einmal.«
»Michele hat sein Handy sonst immer eingeschaltet.« Lombardi rief eine andere Nummer an.
»Hallo?«
Eine Frauenstimme. Miller wusste, wem sie gehörte – Tessa Peranio, Lombardis Schwester. Und Micheles Mutter.
»Wo ist Michele?«
»Ich weiß es nicht.«
»Er ist dein Sohn, und …«
»Warum willst du das wissen?«, unterbrach sie ihn.
»Ich will wissen, wo er ist. Ich bezahle sein verdammtes Studium, damit er sich irgendwann ins gemachte Nest setzen kann …«
»Er hat Semesterferien. Noch eine oder zwei Wochen. Er wollte nach Kanada. Mehr weiß ich nicht.«
»Jetzt hör mir gut zu! Wenn er sich nicht umgehend bei mir meldet, setze ich die Chicago-Boys auf ihn an. Und die finden ihn.«
Er würde ihn sowieso von den Chicago-Boys holen und herbringen lassen, weil er nicht riskieren wollte, dass der kleine Scheißer abhaute, wenn er was Krummes vorhatte. Aber das sagte er seiner Schwester nicht.
Lombardi schmetterte den Hörer auf den Apparat. Er starrte seine Männer an.
»Luis, ruf Valenti in Chicago an. Er soll mir den Jungen herholen. Egal wie. Ich will ihn hier haben. Und keine Ausreden.«
Alle drei wollten abtreten.
»Don, du bleibst hier!«
Miller drehte sich wieder um.
»Wenn Michele irgendwas ausbrütet«, sagte Lombardi heiser, »dann …« Er sagte nicht, was er dann tun würde. Don Miller wusste, dass Lombardi, der selbst keine Kinder hatte, den Jungen mochte.
»Keine voreiligen Schlüsse«, sagte Miller ruhig.
»Dieser Junge kam aus Saint Paul. Mit dem Bus. Und drei oder vier weitere. Wahrscheinlich Studenten.« Lombardi starrte vor sich hin. »Die Kerle sind abgetaucht, oder?«
»Das schaffen die nicht. Das sind Amateure.«
»Vielleicht sind sie auch schon zurückgefahren?«
»Das glaube ich nicht. Sie wissen ja nicht, dass ihr Kumpel tot ist. In der Zeitung stand bisher nichts.«
»Was schlägst du vor?«
»Die anderen ermitteln. Das dürfte nicht schwer sein. Sie kennen Michele, Michele kennt sie.«
»Wie willst du das anstellen?«
»Ich könnte einen Mann nach Minnesota schicken. Ich kenne einen ehemaligen Cop. Absolut zuverlässig und verschwiegen. Wenn er heute noch fliegt, haben wir vielleicht morgen
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