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Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung

Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung

Titel: Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wohnung an der 110th zu erreichen. Er hat anscheinend jedes Mal an ihr vorbeitelefoniert.«
    Floyd rief den Plan des Großraums New York auf einen großen Monitor und legte die Koordinaten der Stellen darüber, die der Provider uns übermittelt hatte.
    Genau an der Ecke, wo sich Billys Mobiltelefon ins Netz eingeloggt hatte, stand ein Hotel.
    » Midway Guesthouse .«
    »Wir können das zuständige Revier um Unterstützung bitten. Feststellen lassen, ob die Jungs noch dort sind.«
    »Ich gehe selbst«, sagte ich entschlossen.
    Floyd warf einen Blick auf den Dienstplan. »George Baker und Tim Holden haben Bereitschaft. Aber ich sehe, sie sind draußen. Ich versuche, sie zu erreichen. Sie observieren das Büro eines Autovermieters an der Penn Station.«
    »Lass nur«, sagte ich. »Sollten die Burschen noch in dem Hotel sein, werde ich schon mit ihnen fertig.«
    ***
    Das Midway Guesthouse stand genau an der Ecke West 15th und einer namenlosen Gasse, die zur Stillwell Avenue führte, gegenüber einem russischen Café, hinter dessen schmierigen Scheiben schwaches Licht brannte. Ich rollte langsam vorbei, bog ab und stellte meinen Jaguar vor dem hell erleuchteten Schaufenster eines Jeansladens ab und hoffte, ihn später am Stück wieder vorzufinden. Ich ging die zweihundert Yards zum Hotel zurück und stieg die Stufen zum Eingang hinauf.
    Der Typ kam aus einem winzigen Kabuff hinter dem Tresen, nachdem ich mehrere Male auf die Klingel gedrückt hatte. Er war hager, hatte tiefliegende Augen und Aknenarben im Gesicht. An der grauen Weste klebte ein Schildchen mit seinem Namen: Stepanow . An einem Brett mit etwa dreißig Haken hingen die Zimmerschlüssel: Messingschlüssel an klumpigen Anhängern – im Zeitalter der elektronischen Schlüsselkarten ein Anachronismus.
    Ich legte meine ID-Card und ein Foto des toten Jungen auf den Tresen. Stepanow blickte auf das bleiche Gesicht.
    »Mann tot?«, fragte er. Seine raue Stimme und der osteuropäische Akzent verrieten seine Herkunft. In diesem Teil Brooklyns leben viele Einwanderer aus Russland und anderen ehemaligen Sowjetstaaten.
    Ich nickte. »War er hier?«
    »Weiß nicht. Sind viele Gäste hier.«
    Seine Stimme klang bedauernd. Er wollte anscheinend wirklich helfen. Und nicht mauern. Ich legte das Foto von Billy Jordan dazu. Stepanow legte den Kopf schrägt, betrachtete das Gesicht genau.
    »Weiß nicht«, sagte er dann. »Vielleicht. Sehr jung?«
    »Haben Sie einen Buchungscomputer?«, fragte ich.
    Es gab keinen Computer im Midway Guesthouse . Stepanow holte das dicke Meldebuch mit dem schwarzen Einband unter dem Tresen hervor und legte unaufgefordert den Ordner, der die Meldezettel enthielt, dazu.
    Ich blätterte die Seiten im Meldebuch zurück bis zum Anfang der vergangenen Woche. Am Dienstag gab es nur einen Eintrag. Nur ein Name. Flüchtige Schrift. Ich konnte nur den Vornamen sicher identifizieren – David. Der Nachname war unleserlich. Jennings? Jeffries? Jenkins? Zimmernummer 24. Der zugehörige Meldezettel war unvollständig, enthielt nur das Datum der Anreise und eine unleserliche Unterschrift.
    Mein Blick ging zum Schlüsselbrett. Der Schlüssel zum Zimmer 24 fehlte.
    Ich deutete auf den Zettel. »Zimmer 24. Ist das ein Family Room?«
    Der Kerl sah mich verständnislos an.
    »Das waren doch mehrere junge Männer. Drei, vier?«
    »Weiß nicht genau. Haben zwei Zimmer genommen. Vierundzwanzig und sechsundzwanzig.«
    Auch der Schlüssel für die Nummer 26 fehlte.
    Ich löcherte den Mann mit Fragen, doch er hatte nur einen von ihnen von nahem gesehen und die anderen, als sie mit leichtem Gepäck – ein roter Rucksack, eine Reisetasche – hereingekommen und sofort nach oben gegangen waren. Stepanow wusste nicht, ob es vier oder sogar fünf gewesen waren. Also mindestens vier.
    »Sind dann weggelaufen. Ganz schnell.«
    »Wann?«, fragte ich.
    Stepanow rechnete, zählten die Tage an den Fingern ab. »Freitag, meine Schicht.«
    Sie hatten nichts gesagt, waren einfach abgehauen mit ihrem wenigen Gepäck. Hatten sie gewusst, dass ihrem Kumpel etwas passiert war?
    »Sind die Zimmer wieder vermietet?«
    »Noch ganze Woche bezahlt«, sagte Stepanow nach einem Blick ins Buch. Er schien überrascht. »Hat Kollege eingetragen, Lasarev.«
    Waren die Jungs nach dem Tod ihres Kommilitonen doch noch einmal zurückgekommen?
    »Ist er da?«
    »Nein, kommt erst Freitag wieder …«
    Ich ließ mir die Reserveschlüssel geben und stieg die ausgetretenen Stufen zum ersten Obergeschoss

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