Jerry Cotton - 2913 - Die beste Waffe
Battery Park, das steht fest.«
»Fragt sich nur, was die beiden Opfer gemeinsam hatten«, meinte Phil. »Ein Anwalt, der mit Geldwäsche und organisiertem Verbrechen zu tun hat, und ein Immobilienmakler – das passt auf den ersten Blick doch irgendwie zusammen.«
Mr High nickte. »Immobilien sind kein unüblicher Weg, um Geld zu waschen. In Panama sind ganze Hotelkomplexe nur zu diesem einen Zweck aus dem Boden gestampft worden, um Investoren von Schwarzgeld zu ermöglichen, ihre illegalen Drogenmillionen in ein legales Projekt zu stecken. Ob das hier auch den Hintergrund bildet, werden wir sehen.«
***
Als wir Mr Highs Büro verlassen hatten und über den Flur gingen, lief uns Walter Stone über den Weg. Unser Kollege aus dem Innendienst gehört genau wie Mr High zu denen, bei denen man sich fragt, ob sie überhaupt jemals Schlaf brauchen.
»Hallo, Jerry! Hallo, Phil! Ich habe etwas Interessantes über Kells gefunden.«
»Über das Gewehr oder den Mann?«, fragte ich.
»Über den Mann und das Gewehr. Und mir scheint, beide sind auch kaum voneinander zu trennen. Wenn ihr noch einen Moment Zeit habt …«
Phil seufzte. »Der Abend ist sowieso gelaufen«, meinte er. »Dann zeig uns mal, was du hast.«
Wir folgten Walt in sein Dienstzimmer. Eigentlich teilte er sich das mit ein paar anderen Kollegen aus dem Innendienst, aber die waren wohl alle längst zu Hause.
Mehrere Computerbildschirme waren aktiviert.
Auf einem war das eingefrorene, ziemlich zornig wirkende Gesicht eines Mannes zu sehen. Er hatte eine auffällige Narbe am Kinn. Sein Zeigefinger wirkte wie der Lauf einer Waffe und deutete auf den Betrachter. Mit der anderen Hand hielt er ein Gewehr. Das musste wohl ein original Kells sein – die Waffe, mit der innerhalb von 24 Stunden zwei Menschen in New York getötet worden waren.
»Das ist ein Video von einem Portal, das von einer Organisation betrieben wird, die der Waffen-Lobby nahesteht. Aber es finden sich da auch einige Leute, die regelmäßig Video-Blogs erstellen und zum Teil ziemlich extreme Ansichten vertreten.«
»Wir sind ein freies Land«, meinte Phil.
»So frei nun auch wieder nicht. Wenn jemand dazu aufruft, Leute umzubringen, hört der Spaß auf«, sagte Walt. Er ließ das Video laufen. »Seht euch Kells in Action an!«
»Es hat nie ein besseres Gewehr als dieses gegeben«, sagte Norman Kells. »Und hätte es diese Verschwörung gegen mich nicht gegeben, dann wäre das Kells jetzt die Standardwaffe aller Army-Scharfschützen sowie der Scharfschützen bei den SWAT-Teams. Chirurgisch genaue Todesschüsse sind damit möglich, ohne dass man Unbeteiligte in Mitleidenschaft zieht.«
»Aber wenn dein Gewehr so gut ist, wie du sagst …«, begann der Interviewer das Wort zu ergreifen. Er sah so aus, wie man sich das Klischeebild eines Marines vorstellte: Er war groß, breitschultrig und hatte einen Bürstenhaarschnitt.
»Es ist sogar noch besser!«, unterbrach Norman Kells den Interviewer. »Besser als alles, was je gebaut wurde. Aber unsere Regierung und die Behörden, die Army, die Polizei – das sind alles unterwanderte Organisationen. Unterwandert von einer Verschwörung aus Banken, Industrie, Mafia und Geheimgesellschaften. Die lassen jemanden wie mich nicht hochkommen, weil sie weiter ihren eigenen Schrott an die Regierung verkaufen wollen! Darum sage ich immer: Liefert euch dieser Verschwörung nicht wehrlos aus! Kauft euch jetzt eine Waffe, denn ich prophezeie euch: In ein paar Jahren wird man euch dieses Freiheitsrecht genommen haben.«
»Ich möchte betonen, dass dieses Video in Virginia aufgenommen wurde«, meinte der Interviewer grinsend, »und nicht etwa in New York, wo das Tragen solcher Waffen, wie Mister Kells sie uns hier vorführt, schon seit Jahren illegal ist!«
»Aber erwerben und besitzen darf man sie noch!«, fuhr Kells dazwischen. » Noch, möchte ich ausdrücklich betonen! Also komm nach Virginia, kauf dir eine Waffe und bewahre sie zu Hause auf, damit du dich wehren kannst, wenn diese Schweinebande von Verschwörern endgültig die Macht übernommen hat!«
»Norman, du hast mir im Vorgespräch erzählt, wie die Banken und die anderen Verschwörer in den Behörden dich fertiggemacht haben …«, begann der Interviewer.
»Fertiggemacht ist gut! Ich war so arm wie eine Kirchenmaus!«, sagte Kells. »So geht es Erfindern in diesem Land! Aber dem berühmten Kalaschnikow in Russland ist es ja auch nicht besser gegangen. Der hat nie etwas davon gehabt, dass er ein
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