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Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt

Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt

Titel: Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
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York Police Department, schob er vorsichtig die Gardine zur Seite, um einen besseren Blick zu bekommen. Sofort schlug es im Mauerwerk neben ihm ein, ein Querschläger jaulte davon. Joe Brandenburg hatte nicht ausmachen können, von wo aus der Schuss abgegeben worden war, und es war auch kein Knall zu hören gewesen. Das hieß: Schalldämpfer! Und das hieß: Profi!
    »Kannst du was sehen?«, ertönte Les Bedells Stimme von oben.
    »Negativ«, rief Joe zurück. Er hatte hier die Fäden in der Hand und musste entscheiden, was zu tun war. Fieberhaft dachte er nach.
    Ganz offensichtlich war es das Ziel der Angreifer oder des Angreifers, Cassia Haigh auszuschalten. Dieser Plan war jetzt nicht mehr so ohne Weiteres umzusetzen. Joe beschloss, seine Meldung über die Lage noch etwas dringlicher zu machen. Wichtiger, als den Unbekannten auszuschalten oder zu schnappen, war es im Moment, Cassia Haigh und ihre Mutter zu schützen.
    Joe Brandenburg zückte sein Handy und setzte einen entsprechenden Ruf ab: Er forderte zur Unterstützung ein SWAT-Team an. Doch bis zu dessen Eintreffen konnten die beiden G-men natürlich nicht untätig herumsitzen.
    »Les, komm wieder runter«, rief Joe, der beschlossen hatte, dass es sinnvoller war, den beiden Frauen im Keller Schutz zu bieten als gegen den Heckenschützen vorzugehen.
    Les warf einen letzten Blick aus dem Fenster und hoffte, den Standort des Angreifers doch noch ausmachen zu können. Und tatsächlich: Er meinte, in einem der gegenüberliegenden Häuser eine Bewegung an einem Fenster im Obergeschoss wahrgenommen zu haben. Aber sicher war er sich nicht.
    Fast augenblicklich schlug die nächste Kugel in den Fensterrahmen ein. Das Projektil zerfetzte den weißen Kunststoff, messerscharfe Splitter flogen durch den Raum. Les Bedell spürte einen jähen, stechenden Schmerz im rechten Oberarm und an der Stirn. Der hellgraue Stoff seiner Anzugjacke färbte sich eine Handbreit unterhalb der Schulter dunkelrot. Ein dünner Blutfaden lief ihm von der Stirn über die Augenbrauen ins Auge und nahm ihm die Sicht.
    Er unterdrückte einen Schmerzensschrei, doch seine Hand verlor jede Kraft, die schwere SIG polterte auf den Boden. Er biss die Zähne zusammen und presste seine Linke instinktiv auf die Wunde. Ein noch heftigerer Schmerz fuhr durch den Arm. Als sich Les die Wunde ansah, erblickte er mit bloßem Auge drei größere weiße Kunststoffsplitter, die tief in seinem Arm steckten.
    »Verdammt«, stieß er mit gepresster Stimme hervor. Er drückte sich jetzt neben dem Fenster fest mit dem Rücken an die Wand, um dem unsichtbaren Schützen nicht noch mal ein Ziel zu bieten.
    »Was ist da oben los?«, hörte er Joe Brandenburgs besorgte Stimme, »hat’s dich etwa erwischt, Partner?«
    »Halb so schlimm«, rief Les zurück, wissend, dass er ziemlich untertrieb. Denn das Blut floss noch immer aus den Wunden. Er wusste sehr gut, dass er die Blutung irgendwie stoppen musste, und er wusste auch, dass er das alleine nicht schaffen konnte.
    »Kannst du runterkommen?«, rief Joe, der genau wusste, dass sein Partner in Situationen wie diesen zu Untertreibungen neigte.
    »Ja, denke schon«, kam die Antwort postwendend. Mühsam bugsierte Les die SIG in sein Schulterholster. Dann hockte er sich auf den Boden und robbte unter dem Fenster hindurch in Richtung Treppe.
    »Siehst du das Haus auf der anderen Straßenseite mit den himmelblauen Vorhängen?«, rief Les, während er sich oben noch schwerfällig über den Boden bewegte.
    »Sehe ich«, bestätigte Joe, »hockt das Schwein da?«
    »Bin mir nicht sicher, aber ich meine, dort im oberen Stockwerk am offenen Fenster eine Bewegung gesehen zu haben.«
    Joe sah sich in dem Raum, in dem er stand, um und entdeckte, wonach er suchte. Er duckte sich tief und glitt zur Wand hinter ihm. Dort, außerhalb des Schussfeldes, nahm er einen kleinen Spiegel vom Nagel und schlich zurück zu seiner Ausgangsposition. Mit Hilfe des Spiegels spähte er aus dem Fenster, ohne selbst ein Ziel abzugeben. Tatsächlich – er war sich recht sicher, zwischen den auffälligen Vorhängen des von Les bezeichneten Fensters den Lauf eines Sturmgewehrs auszumachen.
    Wie zum Beweis sah Joe dort prompt einen Mündungsblitz zucken, fast gleichzeitig explodierte der kleine Spiegel in seiner Hand in tausend Stücke.
    »Hast richtig gesehen, Les«, rief Joe Brandenburg nach hinten. »Exakt aus dem Fenster, das du meintest, kommen die Schüsse.«
    Les war heran. »Was machen wir jetzt?«
    Joe

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