Jerry Cotton - 2917 - Heisse Ware und kaltes Blei
Augen unter dem Piratentuch funkelten verärgert.
»Ja, natürlich. Cops?«, antwortete er.
Wir zeigten unsere Dienstmarken vor und erzielten einen verwunderten Ausruf.
»FBI? Sind Sie sicher, dass Sie zu mir wollen?«, fragte er.
Im Hintergrund teilte sich ein Vorhang und gab den Blick auf eine junge Frau frei. Obwohl sie ein Sweatshirt trug, konnte ich die Ausläufer einer Tätowierung erkennen, die offenbar den Oberkörper bis hinauf in den Kopfbereich umfasste.
»Special Agent Cotton. Das ist mein Partner, Special Agent Decker«, stellte ich uns vor.
»Peter Cartwright.«
Natürlich hatte Phil uns auf der Fahrt alle erforderlichen Informationen zu Cartwright beschafft. Er war wegen kleinerer Delikte im System. Als Fälscher, wofür ihn Detective Culver gehalten hatte, war der Mann bislang jedoch nicht aufgefallen.
»Kennen Sie diese Frau?«
Ich hielt Cartwright die Fotografie von Madeleine Forman hin, der sie nur kurz betrachtete und dann den Kopf schüttelte.
»Nein. Das ist keine Kundin von mir«, erwiderte er.
Die junge Frau stand nach wie vor am Vorhang und machte keine Anstalten, das Studio zu verlassen.
»Arbeiten Sie auch hier?«, fragte ich.
Sie schüttelte stumm den Kopf, schlüpfte in eine Lederjacke mit Pelzbesatz und eilte zur Ladentür.
»Das Geld liegt auf dem Tisch neben der Liege. Bis zum nächsten Mal, Pete«, verabschiedete sie sich.
»Alles klar, Doris.«
Nachdem die Kundin das Geschäft verlassen hatte, wandte ich mich wieder an Cartwright.
»Kennen Sie diesen Mann?«
Dieses Mal hielt ich ihm eine Aufnahme hin, die Tim Hanlan bei einer Wohltätigkeitsgala zeigte. Erneut unterzog er die Fotografie lediglich einer kurzen Betrachtung, bevor er den Kopf schüttelte.
»Nein.«
Cartwright verlegte sich auf knappe Antworten und baute offensichtlich darauf, dass uns seine Einsilbigkeit abschrecken würde.
»Kennen Sie alle Ihre Kunden so genau, dass Sie keinen Blick in Ihre Datei werfen müssen?«, fragte Phil.
Cartwright zuckte mit den Achseln.
»Gilt das auch für die Kundschaft, denen Sie neue Ausweisdokumente anfertigen?«, fragte ich.
»Wer behauptet so einen Unsinn?«, fauchte er.
Immerhin hatte ich sein gespieltes Desinteresse durchbrochen und erstmals eine lebhafte Reaktion ausgelöst.
»Detective Culver vom vierten Revier«, antwortete ich.
Cartwright gab sich große Mühe, doch das Erschrecken hielt sich einen Moment zu lange in seinen rauchgrauen Augen. Diesen Namen kannte er, und der löste so etwas wie Panik bei dem Tätowierer aus.
»Culver wurde hier ermordet. Mord an einen Cop? Das ist mehr als nur eine Nummer zu groß für Sie, Cartwright«, hakte Phil nach.
Der Blick des Tätowierers huschte unstet umher.
»Mord? Ich verstehe überhaupt nicht, was Sie von mir wollen«, protestierte er.
Ich nickte Phil zu, der die Handschellen vom Gürtel nahm und Cartwright anlegte. Der wurde total überrumpelt von dieser Maßnahme, konnte nicht einmal widersprechen.
»Sie sind festgenommen, Peter Cartwright«, belehrte ich ihn.
Noch während ich die offizielle Formel aufsagte, kam Leben in den Tätowierer.
»Das dürfen Sie nicht! Sie ahnen ja nicht, was das für mich bedeutet«, rief er.
»Fünfzehn Jahre bis lebenslänglich, Mister Cartwright. Bei Copkillern sind die Geschworenen wenig einsichtig und die Richter neigen dazu, die Höchststrafe zu verhängen«, sagte ich.
Er setzte zu einem weiteren Protest an, doch dann sackten die Schultern des Tätowierers nach vorne und Cartwright fügte sich in sein Schicksal.
»Ich werfe einmal einen Blick in sein Büro«, sagte Phil.
Während mein Partner sich umschaute, behielt ich Cartwright im Blick. Möglicherweise spielte er uns lediglich etwas vor, um bei nächster Gelegenheit einen Fluchtversuch zu unternehmen.
»Jerry? Ich weiß jetzt, wie Madeleine Forman richtig heißt«, sagte Phil.
Er kam mit einer Box in der Hand zurück. Neugierig schaute ich Phil an, der verwundert den Kopf schüttelte.
»Das war wirklich unklug von Ihnen, Cartwright. Wieso haben Sie diese Beweise behalten und nicht vernichtet?«, fragte er.
Doch der Tätowierer und Fälscher hielt den Kopf weiterhin gesenkt. Phil zeigte mir einige Fotografien von Madeleine Forman und drehte sie anschließend um, damit ich die Daten auf der Rückseite studieren konnte.
»Linda Dorfner. War sie selbst hier, um Ihnen den Auftrag zu erteilen?«, fragte ich Cartwright.
Er zog es vor, weiterhin den Schweigsamen zu spielen.
»Das bringt Sie nicht weiter.
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