Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
deren Wohnbereich. Dort übergab sie mir das Handy. »Ich dachte immer, dass sie wieder auftauchen würde«, sagte die alte Dame. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie den Irrtum nicht bemerkt hat …«
Ich versuchte in das Menü zu kommen und sah wenig später eine Liste der Anrufe, die an dieses Handy geführt worden waren.
»Das ist wirklich interessant«, murmelte ich.
***
Wir fuhren im Lichtermeer des abendlichen New York zurück zur Federal Plaza. Das Handy übergaben wir an unseren Kollegen aus dem Innendienst – und das war in diesem Fall Walter Stone.
»Wir werden die Daten auslesen«, erklärte Walter. »Sowohl die Telefondaten als auch die SMS. Und falls sie sich nicht nur mit Leuten unterhalten hat, die Prepaid-Handys benutzen, können wir daraus einen Teil ihrer Kontakte ermitteln …«
»… und vielleicht dem einen oder anderen noch das Leben retten«, unterbrach ich ihn. »Die Sache ist doch ziemlich eindeutig: Chase Morton und ein paar seiner Freunde bekommen den Auftrag, einen Cyber-Angriff auf die Stromversorgung zu starten. Wie weit sie sich anfangs darauf eingelassen haben, wissen wir nicht. Jedenfalls wird es den Beteiligten zu heiß, sie wollen aussteigen, und jetzt werden alle aus dem Weg geräumt, die etwas darüber verraten könnten und für die Auftraggeber eine Gefahr darstellen.«
»Aber Zeery hat den Killer in Newark doch festgenommen«, meinte Walter Stone.
»Die Leute, die dahinterstecken, können jederzeit einen anderen schicken«, glaubte Phil. »Wer immer die auch sein mögen. Das ist nämlich die eigentlich interessante Frage.«
»Weißt du, über welchen Punkt ich nicht hinwegkomme?«, wandte ich mich an Phil, kurz bevor ich ihn später an der bekannten Ecke absetzte.
»Verrate es mir!«
»Ich meine die zwei Revolver, Phil! Einer bei der Leiche von Kelly Marie Armstrong und der andere in den Händen dieses Typen, den Zeery angeschossen hat!«
»Und von dem du nicht glaubst, dass er der Killer ist?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Fest steht: Der Killer hat Chase Morton einen .38er entwendet – entweder bevor oder nachdem er ihn erstochen hat.«
»Richtig.«
»Wenn die Waffe, die wir bei der toten Kelly Armstrong gefunden haben, damit identisch sein sollte und sich bestätigt, dass nicht der Schuss, sondern die Stichverletzung die Todesursache war, dann gibt es nur ein Motiv, um die Waffe zur Leiche zu legen: Jerry, der Killer wollte uns beschäftigen und den Verdacht auf Chase Morton lenken. Überleg doch mal, Kellys Vermieterin hat ausgesagt, dass es da wohl gewisse Differenzen zwischen den beiden gab, und wenn man dann eins und eins zusammenzählt, ließe sich daraus auch was konstruieren.«
»Dieser Legionär muss doch wissen, dass das irgendwann auffliegt«, meinte ich.
»Meinst du? Aber er könnte auch denken: Hauptsache Verwirrung stiften. Wir reden doch jetzt auch darüber, Jerry. Und vielleicht wollte er das.«
»Aber jetzt hast du auch vorausgesetzt, dass die Waffe von dem Kerl, den Zeery festgenommen hat, nicht identisch mit der Waffe von Chase Morton ist«, gab ich zu bedenken.
»Erscheint mir logischer.«
»Dann kann er nicht unser Mann sein, Phil!«
Phil atmete tief durch. »Morgen früh sind hoffentlich einige Untersuchungsergebnisse da, die uns zumindest in diesem Punkt Klarheit verschaffen.«
***
Als wir uns am nächsten Morgen im Besprechungszimmer unseres Chefs einfanden, waren auch Zeery und Walter Stone schon dort. Sie unterhielten sich angeregt mit Agent Jason Heller.
Heller nickte uns kurz zu, während er unentwegt weitersprach. So viel bekam ich selbst auf die Schnelle mit: Die Bemühungen, die Urheber des perfiden Cyber-Sabotageplans ausfindig zu machen, waren wohl nicht sonderlich erfolgreich gewesen.
Das wunderte mich nicht und sprach auch keineswegs gegen die Qualifikation der beteiligten Kollegen. Solche Ermittlungen ähnelten einfach zu sehr der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Vor allem dann, wenn man so gut wie überhaupt keine Anhaltspunkte hatte, welche grobe Ermittlungsrichtung einzuschlagen war.
»Steve geht es übrigens besser«, wandte sich Zeery jetzt uns zu.
»Da bin ich erleichtert«, sagte Phil. »Ich hoffe nur, dass nicht etwas von dieser Verletzung zurückbleibt.«
»Nein, wird es vermutlich nicht. Ich habe gestern Abend noch mit ihm gesprochen. Der Arzt war dabei. Steve hat offensichtlich großes Glück gehabt – alles in allem.«
»Und der Kerl, der auf ihn gefeuert hat?«, wollte
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