Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
ich fest.
»Du meinst, der Typ, der auf Steve geschossen hat, war nicht der Killer, der Chase Morton erstach?«
»Ja.«
»Aber Barrymore wurde auch mit dem Messer getötet – so wie Chase Morton und die Frau, die ihr gefunden habt.«
»Das müssen wir natürlich noch genau überprüfen. Deswegen wäre es das Beste, wenn der tote Barrymore zur Obduktion in die Bronx gebracht wird, damit Dr. Heinz ihn auf den Tisch bekommt.«
»Werde ich mich drum kümmern, Jerry«, versprach Zeery.
Wir beendeten das Gespräch. Ich wandte mich an Phil. »Irgendetwas passt hier noch nicht zusammen, Phil.«
»Mal vorausgesetzt, Barrymore und diese Frau wurden tatsächlich beide von Chase Mortons Mörder getötet, diesem Legionär , wie wir ihn mal nennen wollen.«
»Was dann?«
»Dann gibt dieser zweite Revolver wirklich Anlass zum Nachdenken.«
»Warten wir die Laboruntersuchungen ab, dann sehen wir vielleicht klarer.«
***
Der Mann mit der roten Seidenkrawatte betrat das exquisite Restaurant The French . Es lag im obersten Stockwerk eines Gebäudes am Nordende der Seventh Avenue. Durch die hohen Fenster hatte man einen freien Blick auf den Central Park.
Der Mann mit der Seidenkrawatte zog den Mantel aus und gab ihn der Bedienung.
»Ich hatte meinen Tisch für heute reserviert«, sagte er.
»Einen Moment, Sir«, sagte die Bedienung.
Ein junger Mann in Weste und Fliege eilte herbei. »Kommen Sie, Sir … Ihre Gäste sind bereits eingetroffen.«
Der Mann mit der Seidenkrawatte ließ sich zum reservierten Tisch bringen. Er befand sich an der Fensterfront. Drei Personen hatten dort bereits Platz genommen, zwei Männer und eine Frau. Die Männer trugen graue Anzüge und Krawatten in dezenten Farben, die Frau ein konservativ wirkendes Businesskostüm. Sie hatte die Haare zu einem strengen Knoten gebunden.
»Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte der Mann mit der Seidenkrawatte.
»Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht«, sagte einer der beiden Männer. Er war korpulent und breitschultrig.
Der Man mit der Seidenkrawatte setzte sich. Getränke wurden bestellt. So lange, bis die Bedienung am Tisch war, herrschte eisiges Schweigen.
Schließlich ergriff die einzige Frau am Tisch das Wort, während sie den Mann mit der Seidenkrawatte mit einem durchdringenden Blick musterte. »Ich habe kein gutes Gefühl, Frank. In dem Punkt will ich ganz offen zu Ihnen sein.«
»Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Die Probleme werden aus der Welt geschafft – und zwar eins nach dem anderen«, erklärte Frank. »Wir müssen halt die nötige Ruhe bewahren.«
»So etwas Ähnliches haben wir schon einmal gehört«, stellte der Korpulente fest und atmete tief durch, wobei sich seine Gesichtsfarbe von rot nach dunkelrot veränderte. »Frank, wir müssen definitiv wissen, ob der ursprüngliche Plan weiter Gültigkeit hat oder ob wir neu disponieren müssen!«
»Zu Letzterem besteht nicht der geringste Anlass«, erklärte der Mann mit der Seidenkrawatte. »Alles wird planmäßig verlaufen. Ich jedenfalls habe dafür alles Nötige in die Wege geleitet.«
»Dann kann man sagen: Der Countdown läuft?«, fragte der Korpulente.
»Wir werden von unserem Plan nicht abweichen«, erklärte Frank. »Und Sie sollten nicht die Nerven verlieren.« Während er sich zurücklehnte und die Seidenkrawatte mit der schwarzen Rose zurechtrückte, verzog sich sein Mund zu einem dünnen, kalten Lächeln. » Das sollten wir getrost anderen überlassen!«, sagte er.
***
Wir wussten noch immer nicht, wer die Tote aus der Bronx war. Der Killer hatte ganze Arbeit geleistet. Sie trug weder Papiere noch ein Handy bei sich. Wenn wir Fotos von ihr in den Medien veröffentlichten, konnte es eine Weile dauern, bis sich darauf jemand meldete. Zeit, die wir nicht hatten.
Da ihr Äußeres ziemlich genau mit jener Frau übereinstimmte, die Melanie Morton uns als Begleiterin ihres Bruders beschrieben hatte, schickte ich ihr ein mit dem Handy aufgenommenes Foto der Toten. Dazu eine SMS, mit der Frage, ob dies die Frau sei, die sie in Begleitung ihres Bruders gesehen hatte. Ihre Bestätigung kam wenige Minuten später.
»Namen und Adresse haben wir dadurch aber noch immer nicht«, meinte Phil.
»Aber vielleicht kommen wir weiter, wenn wir in Chase Mortons Umkreis nach ihr fahnden.«
Der Erste, an den wir uns da wandten, war Randy Brackman, der rotnasige Webdesigner, für den Chase Morton ab und zu den Rechner repariert hatte.
Als wir vor seiner
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