Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
Quellen stumm bleiben«, meinte High.
»Stumm ist nicht ganz das richtige Wort«, erwiderte Jason Heller. Sein Lächeln wirkte leicht verzweifelt. »Aber es gab nicht einen einzigen Hinweis, der sich als substanziell erwiesen hätte.«
»Das bedeutet, unser Feind kann weiterhin unsichtbar bleiben«, stellte Zeery fest.
Heller zuckte mit den Schultern. »So wie ich das sehe – und die Kollegen der CIA teilen diese Einschätzung –, gibt es da eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass die andere Seite wirklich außerordentlich geschickt operiert und ein Maß an Geheimhaltung praktiziert, das fast schon unmöglich zu sein scheint. Die andere ist, dass wir bisher einfach noch nicht in der richtigen Richtung ermittelt haben und deswegen auch gar nichts entdecken konnten.«
»Für den Erfolg unserer Arbeit wäre es dringend nötig, dass wir unsere Kräfte konzentrieren könnten, anstatt weiter in alle Richtungen aufmerksam zu sein«, meinte Mr High mit einem sehr ernsten Gesicht. »Aber solange es keine konkreten Anhaltspunkte gibt, dürfen wir wohl keine Möglichkeit vorschnell verwerfen.«
Jason Heller nickte. »Sie haben vollkommen recht, Sir. Aber da wir bislang wirklich keinerlei Anzeichen für eine politisch motivierte Cyber-Attacke gefunden haben, sollten wir auch die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass es sich schlicht und ergreifend um die Aktivitäten von Kriminellen handelt.«
»Wem sollte denn ein Zusammenbruch der Energieversorgung nutzen?«, fragte Walter Stone.
»Abgesehen von den Aktienbesitzern und Anteilseignern von Energieversorgungsunternehmen wahrscheinlich niemandem«, erwiderte Heller.
»Ist das Ihr Ernst?«, wollte Mr High wissen. »Wenn Sie einen großen Crash der Stromversorgung haben, dann sind doch die Folgen nicht zu kalkulieren! Da ist es etwas weit hergeholt, finde ich, an Kriminelle zu denken, die sich vielleicht große Kursgewinne erhoffen.«
»Ein Bankräuber trägt ein viel größeres Risiko«, gab Heller zu bedenken. »Und jeder stinknormale Überfall ist ebenfalls völlig unkalkulierbar. Der Täter weiß nie, auf welche Weise die Situation vielleicht eskalieren könnte – und trotzdem wissen Sie so gut wie ich, dass das jeden Tag geschieht.«
»Trotzdem …«, murmelte Mr High kopfschüttelnd.
»Ich sage ja nicht, dass ich das für sehr wahrscheinlich halte, sondern nur, dass wir auch diese Möglichkeit jetzt nicht mehr außer Acht lassen dürfen.«
»Dann sollten wir Dwight auf die Sache ansetzen«, schlug Walter Stone vor. Dwight L. Richards war bei uns im Field Office der Spezialist für Betriebswirtschaft. Oft genug kamen wir Hintermännern des organisierten Verbrechens nur dadurch auf die Spur, dass wir den Geldströmen folgten. Und diese Spuren aufzunehmen war der Job von speziell ausgebildeten Mitarbeitern wie Agent Dwight L. Richards.
»Jedenfalls kann es nicht schaden, verdächtige Transaktionen zu verfolgen«, glaubte auch Zeery. »Zumindest in dem gesetzlichen Rahmen, den wir dabei zu beachten haben.«
»Die Amtshilfe der Steuerfahndung müsste in diesem Fall möglich sein«, sagte Heller.
»Und wenn die andere Seite ihren Plan inzwischen aufgegeben hat?«, warf Zeery ein. Er wandte sich an Heller. »Das würde auch erklären, weshalb Sie nicht auf verdächtige Attacken gestoßen sind.«
»Das«, sagte Heller bedächtig, »wäre die schlimmste aller Möglichkeiten.«
»Wieso?«, hakte Zeery nach und nippte dabei an seinem Kaffee.
»Weil wir dann so gut wie gar keine Chance haben, die Hintermänner zu schnappen. Sie stellen sich einfach tot und warten ab. Und irgendwann tauchen diese Leute dann wieder auf und schlagen vollkommen unerwartet zu.«
***
Gegen Mittag schneite Walter Stone in das Büro, das ich mir mit Phil teilte. »Ich habe jetzt die Identität des Kerls, der in Newark auf Steve geschossen hat.«
»Und?«, fragte ich.
»Es muss Norman Gerolds sein. Zumindest nach dem Abgleich der Gesichtserkennung. Ich muss allerdings dazu sagen, das in diesem Fall ein gewisser Prozentsatz an Unsicherheit bleibt.«
»Ich dachte, dieses Programm irrt sich nie.«
»Fast nie, Jerry. In diesem Fall waren die Fotos des Verletzten nicht optimal. Ich habe mit den Ärzten gesprochen. Offenbar hatte Gerolds vor anderthalb Jahren einen Unfall, der eine aufwendige Kieferoperation nötig machte. Die Vergleichsbilder in unseren Datenbanken von ihm sind allerdings vorher aufgenommen worden.«
Ich hob die Augenbrauen. Melanie Morton hatte Gerolds
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