Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
natürlich darauf an, was für mich dabei herausspringt.«
»Ihr Angriff auf einen FBI-Agent ist eine objektive Tatsache, Mister Gerolds. Daran kommt kein Staatsanwalt vorbei. Allerdings ist noch sehr viel Spielraum in der Bewertung gegeben. Wenn wir davon ausgehen, dass das tatsächlich ein Versehen war, dann …«
»… will ich das erst schriftlich!«
»… sollten Sie das durch Ihr jetziges Verhalten uns gegenüber dokumentieren. Das wird jedem Ankläger die Entscheidung zu Ihren Gunsten erleichtern.«
»Aber …«
»Mehr kann ich Ihnen im Moment nicht anbieten. Aber wenn Sie jetzt warten und irgendetwas zurückhalten, dann geht das garantiert zu Ihren Lasten.«
»Zumal Sie damit rechnen müssen, dass Ihre Angelegenheit in jedem Fall nicht einfach auf dem Schreibtisch eines Staatsanwalts geregelt wird«, ergänzte Phil. »Sie müssen damit rechnen, dass eine Grand Jury darüber entscheidet, ob es zum Prozess kommt!«
Gerolds schluckte. »Okay, fragen Sie«, forderte er uns auf. »Was immer Sie wollen.«
»Chase Morton soll irgendwo an belastendes Material über die Auftraggeber dieser Attacke gelangt sein.«
»Davon habe ich auch gehört«, erklärte Gerolds. »Darum meinte er ja auch, dass uns nichts passieren könnte. Chase war so, er ging immer auf Nummer sicher, und davon abgesehen war er einfach der Beste.«
»Der Beste – was meinen Sie damit?«
»Na ja, es gab kein System, in das er nicht hineinkam. Das war übrigens auch einer der Gründe, weshalb es Probleme mit seiner Freundin gab.«
»Sie sprechen von Kelly Armstrong?«
»Ja.«
»Und was waren das für Probleme?«
»Er hatte ihr Handy gehackt und sie überwacht. Die war ihm absolut treu, da bin ich mir sicher, aber Chase, dieser Idiot, wollte auf Nummer sicher gehen. Da hat’s dann gekracht. Aber nur kurz. Die beiden konnten nicht voneinander lassen. Jedenfalls nicht auf Dauer.«
»Die Frage ist, wo Chase diese Daten über seinen Auftraggeber …«
»… vielleicht auch nur über einen Mittelsmann«, unterbrach mich Gerolds. »Wie soll man wissen, ob der Kerl, mit dem Chase Kontakt hatte, tatsächlich das Ende der Fahnenstange war oder ob da noch ein ganz Großer im Hintergrund steht.«
»Wie auch immer. Wo sind die Daten?«
»Ich nehme an, Handy, Notebook und alles andere, worauf man etwas speichern könnte, ist weg!«
Ich nickte. »Die Wohnung wurde restlos auf den Kopf gestellt. Hatte er vielleicht ein Schließfach oder so etwas?«
»Zu unsicher.«
»Wieso?«
»In den Computer einer Bank kommen Sie doch nun wirklich ziemlich leicht rein. Und wenn Sie nicht irgendwelche Konten leerräumen, sondern nur die Liste der Zugangsberechtigten zu einem Schließfach ändern, fällt das niemandem auf, wenn Sie es richtig machen. Noch einfacher ist allerdings, Sie tauchen da mit einem gefälschten Erbschein auf und behaupten, der Betreffende ist tot. Denn bei den Behörden sind die Sicherheitsvorkehrungen im EDV-Bereich noch sehr viel laxer.«
»Sie kennen sich ja aus«, murmelte Phil.
»Also er hat mir mal gesagt, das Sicherste wäre ein ausgelagerter Rechner, zu dem man jederzeit Zugang hat – und zwar ›körperlich‹, wenn Sie verstehen, was ich meine!«
»Noch nicht so ganz«, gab ich zu.
»Na ja, Sie können doch auch einen fremden Rechner fernsteuern, wenn Sie wollen und wenn Sie es hinbekommen, dort irgendwelche Schadsoftware aufzuspielen. Aber wenn Ihre Gegner sehr gut sind, dann führt am Ende doch irgendeine verräterische Datenspur zu Ihnen. Aber wenn Sie mit einem guten alten Datenspeicher zum Rechner eines völlig Fremden gehen, mit dem Sie sich nach Möglichkeit keine E-Mails schreiben oder sonst irgendeinen Online-Kontakt haben, dann ziehen Sie Ihr Material einfach auf dessen Rechner und lassen es dort liegen. Sie müssen jetzt nur eine Gelegenheit finden, es wieder abzuholen, wenn Sie es brauchen.«
»Klingt logisch«, meinte ich und kam ins Grübeln.
»Also wenn Chase irgendeine feste Anstellung gehabt hätte, würde ich ja annehmen, dass er den Firmenrechner dafür verwendet hat«, erklärte Gerolds.
»Ich denke, da gibt es noch jemand anderen«, stellte ich fest.
***
Randy Brackman schaute uns ziemlich verwundert an, als er uns seine Wohnungstür öffnete. »Sie kommen ungünstig«, sagte er. »Ich habe gerade jemanden hier, der mir für lau den Computer fertig macht, und der muss jetzt …«
»Der Computer ist beschlagnahmt«, sagte ich.
»Wie?« Er sah mich an, als wäre ich ein
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