Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
Außerirdischer.
Während Phil ihm den entsprechenden gerichtlichen Beschluss zeigte, den Mr High für uns eingeholt hatte, drängte ich mich an ihm vorbei.
Als ich das Zimmer erreichte, in dem der Rechner stand, traf ich auf einen Jungen. Er trug ein Sweatshirt, das ihm mindestens drei Nummern zu groß war. Ich schätze sein Alter auf höchstens dreizehn oder vierzehn – aber da kann man sich leicht vertun.
Der Junge hatte bereits das Außengehäuse des Computers aufgeschraubt. Ich zeigte ihm meinen Ausweis. »Jerry Cotton, FBI«, sagte sich. »Der Rechner …«
»… ist beschlagnahmt. Ich habe schon gehört, was Sie auf dem Flur gesagt haben.«
»Wie heißt du?«
»Eric Donelly. Ich wohne hier im Haus und Mister Brackman hat mich gefragt, ob ich ihm seinen Rechner in Ordnung bringen kann.«
»Und du kriegst gar nichts dafür?«
»Ein paar alte Spiele, die er nicht mehr braucht. Ich wäre auch fast fertig gewesen. Da ist irgendeine Schadsoftware aufgespielt worden, die dafür sorgt, dass das System lahmgelegt wird.«
»So was hatten wir uns schon gedacht«, meinte ich.
***
Wir brachten Randy Brackmans Rechner ins Field Office. Er war natürlich alles andere als begeistert von der Aussicht, jetzt erst einmal ohne Computer dazustehen. Schließlich war nicht gesagt, wann er das Gerät zurückbekommen würde.
Jason Heller war eingetroffen und außerdem noch Dave Nontorino, ein Computerspezialist der Scientific Research Division, mit dem wir auch in der Vergangenheit immer wieder mal zu tun gehabt hatten.
Unsere Vermutung stellte sich schon bald als richtig heraus. »Chase Morton hat diesen Rechner offenbar als ausgelagerte Festplatte missbraucht«, meinte Agent Heller.
»Und die Schadsoftware hat er wahrscheinlich aufgespielt, damit er in mehr oder minder regelmäßigen Abständen an den Rechner kommt – angeblich, um ihn wieder in Ordnung zu bringen«, stellte ich fest.
»Ziemlich raffiniert. Ich wette, dieser Brackman ist auch noch dankbar dafür gewesen, dass ihm jemand aus der Patsche hilft, wenn sein Rechner mal wieder verrückt gespielt hat«, meldete sich Nontorino zu Wort. »Die Schadsoftware ist übrigens ziemlich harmlos. Aber sie sorgt für dramatische Effekte, die jeden Computernutzer schier verzweifeln lassen. Es läuft nichts mehr, wenn man nicht weiß, was man tun muss.«
»Und die Daten?«, fragte Phil.
»Haben wir gleich«, versprach Dave Nontorino.
Der Datensatz, den die beiden fanden, war natürlich verschlüsselt. Aber für Heller und Nontorino war es keine Schwierigkeit, sie mit Hilfe eines Dechiffrierprogramms umzuwandeln.
»Hier ist eine Nummernfolge«, stellte Heller fest.
»Könnte das die Nummer eines Smartphones sein?«, fragte ich.
»Gut möglich, wie kommen Sie darauf?«, wunderte sich Agent Heller.
»Norman Gerolds hat ausgesagt, dass es eine von Chase’ Spezialitäten war, Smartphones zu manipulieren. Er hat unter anderem seine Freundin ausspioniert und überwacht, wo sie sich aufhielt.«
»Das hat er hier wohl auch getan«, vermutete Heller. »Fragt sich nur, was an dem Inhaber dieser Mobilfunknummer so wichtig war …«
»Wetten wir, dass der Krawatten mit einer schwarzen Rose trägt und außerdem einen glockenartigen Klingelton eingerichtet hat?«
»Willst du dich jetzt als Hellseher versuchen, Jerry?«, fragte Dave Nontorino.
Ich lächelte dünn. »Es würde mich nicht wundern, wenn er irgendetwas mit der Börse zu tun hat! Ein Börsenmakler vielleicht oder jemand aus der Finanzbranche zumindest. Und der muss ständig erreichbar sein und kann sein Mobiltelefon Tag und Nacht nicht abschalten.«
»Wie praktisch, wenn man ihn überwachen will«, meinte Phil.
***
Der Mann, zu dem das Mobiltelefon gehörte, hieß Frank Hamilton. Ihm gehörten ein halbes Dutzend Firmen, deren Tätigkeiten sich allesamt um Geldanlage, Verwaltung von Aktiendepots und Fonds-Vermögen und Consulting drehten. Auf seiner Homepage konnte man sein V-förmiges Gesicht sehen – und wenn man ganz genau hinsah, sogar die eingestickte schwarze Rose auf seiner Krawatte.
Chase Morton hatte den kompletten Mailverkehr der letzten Monate von diesem Hamilton abgespeichert.
»Da werden wir wohl etwas länger brauchen, bis wir das alles ausgewertet haben«, meinte Walter Stone.
Aber das, was schon bei oberflächlicher Prüfung zu finden war, reichte vollkommen aus.
Es war bereits dunkel, als wir durch das Lichtermeer New Yorks fuhren, um Hamilton festzunehmen. Dank seines Mobiltelefons war
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