Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
es keine Schwierigkeit für uns, seinen Aufenthaltsort zu bestimmen – so wie Chase Morton es auch getan hatte.
Hamilton hielt sich demnach in einem Restaurant mit der Bezeichnung Third Season auf. Es befand sich in Chelsea in einem der im Cast-Iron-Stil gebauten ehemaligen Industriebauten.
»Haben Sie einen Tisch bestellt?«, fragte uns der Kellner. »Oder werden Sie erwartet?«
»Ich glaube kaum«, antwortete Phil und zeigte ihm daraufhin die ID-Card des FBI. »Aber Mister Hamilton wird uns trotzdem empfangen müssen.«
Ich gab Hamiltons Nummer in mein Handy ein, als wir zu seinem Tisch gingen. Daraufhin war ein Klingelton zu hören, der mir bekannt vorkam. Er glich tatsächlich der Schlussglocke der New Yorker Börse.
Hamilton ging an den Apparat. »Ja, was gibt es?«, fragte er etwas mürrisch, aber in der Zwischenzeit waren wir längst bei seinem Tisch aufgetaucht. Zwei Männer und eine Frau hatten bei ihm Platz genommen. Sie hatten uns bereits bemerkt, als Hamilton noch glaubte, dass er gerade einen wichtigen Anruf bekam.
»Mister Frank Hamilton?«
»Ja? Was wollen Sie?«
»Special Agent Jerry Cotton, FBI. Sie sind wegen des Verdachts, einen terroristischen Anschlag und mehrere Morde in Auftrag gegeben zu haben, verhaftet.«
»Was fällt Ihnen …?«
Bevor Hamilton unter die Jacke greifen konnte, bog Phil ihm den Arm nach hinten. Er legte ihm Handschellen an. Ich holte eine schlanke 22er unter seiner Jacke hervor.
Ich wandte mich an die anderen am Tisch. »Sie werden als Zeugen vernommen werden – und zwar jetzt gleich im Bundesgebäude an der Federal Plaza.«
»Wir haben wichtige Termine«, sagte der Korpulente.
»Ich werde unsere Anwälte verständigen«, erklärte die Frau und wollte zu ihrem Mobiltelefon greifen.
»Vielleicht ist das keine schlechte Idee«, sagte ich. »Zumindest dann, wenn Sie glauben, dass Sie durch Ihre Zusammenarbeit mit Mister Hamilton in Kürze rechtlichen Beistand benötigen werden.«
»Das wird Konsequenzen haben«, knurrte Hamilton.
»Für Sie – wie ich hoffe«, erwiderte ich. »Sie haben im Übrigen das Recht zu schweigen. Falls Sie von diesem Recht keinen Gebrauch machen, kann und wird alles gegen Sie verwendet, was Sie von nun an sagen. Und vielleicht sind Sie klug genug zu reden, denn bei uns sitzt ein gedungener Killer in der Zelle, der es sich gut überlegen wird, ob er nicht doch noch vor Ihnen auspackt!«
***
Die drei Personen am Tisch, die wir als Zeugen vernehmen würden, waren Geschäftspartner von Frank Hamilton. Inwiefern sie in die Pläne eingeweiht gewesen waren, musste sich herausstellen. Unser Kollege Dwight L. Richards, der Spezialist für betriebswirtschaftliche Fragen war, kümmerte sich darum, die Verflechtungen und Geldströme im Einzelnen nach und nach zu analysieren.
Zu Hamiltons Privatwohnung im Süden Manhattans schickten wir ein Team von Erkennungsdienstlern und außerdem die Agents Joe Brandenburg und Les Bedell. Ein anderes Team nahm sich die Geschäftsräume vor.
Für uns hatte jetzt eines absolute Priorität: Wir mussten das zweite Hacker-Team finden, von dem wir vermuteten, dass es damit beschäftigt war, die Cyber-Attacke doch noch durchzuführen.
Hamilton bestand natürlich auf der Anwesenheit eines Anwalts. Und so war auf unserer Seite auch eine Vertreterin der Staatsanwaltschaft dabei, als wir Hamilton befragten.
»Sie wollen also allen Ernstes behaupten, mein Mandant hätte ein Hacker-Team beauftragt, die gesamte Ostküste dunkel werden zu lassen, und anschließend einem Killer den Auftrag gegeben, dieses Team nach und nach umzubringen, als dessen Mitglieder für meinen Mandanten ein Sicherheitsrisiko darzustellen begannen.«
»Ja, so kann man es zusammenfassen«, sagte ich. »Allerdings sind wir überzeugt davon, dass der Plan nicht aufgegeben wurde, sondern fortbesteht und jemand anders damit beauftragt wurde, ihn in die Tat umzusetzen.«
»Das sind haltlose Unterstellungen, Agent Cotton! Dieser Berufskiller, den Sie festgenommen haben, sagt doch jetzt wahrscheinlich alles Mögliche, nur um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und einen Teil der Schuld auf andere abzuladen! Ich glaube kaum, dass Geschworene eine Grand Jury – und erst recht nicht in einem regulären Prozess! – darauf anspringen werden. Und davon abgesehen, worin sollte das Motiv für meinen Mandanten bestehen, dafür zu sorgen, dass bei uns die Lichter ausgehen? Er ist weder ein islamistischer Terrorist, noch haben Sie nachweisen können, dass er
Weitere Kostenlose Bücher