Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
Kontakte zu ausländischen Geheimdiensten unterhält, die vielleicht ein Interesse daran haben könnten, uns zu schaden.«
»In dieser Richtung haben wir auch zunächst lange das Motiv für diesen Plan gesucht«, sagte Phil. »Aber es hat sich in dieser Hinsicht nichts ergeben. Nicht einmal der kleinste Hinweis.«
»Na eben«, erwiderte der Anwalt. Er hieß Arthur Brooks und vertrat eine der renommiertesten Kanzleien von Manhattan. Er machte seinen Job sicherlich gut, aber in diesem Fall würde er seinen Mandanten wohl nicht vor einer Verurteilung bewahren können.
Ich wandte mich direkt an Hamilton. »Sie werden noch Gelegenheit dazu bekommen, zumindest Ihrem Anwalt gegenüber reinen Wein einzuschenken, Mister Hamilton. Chase Morton, der Mann, dem Sie zuerst den Auftrag gaben, ein Team für diese Cyber-Attacke zu bilden, hat Sie nach Strich und Faden ausspioniert. Er hat Ihr Mobiltelefon gehackt, ist an Ihre E-Mail-Accounts herangekommen und es liegen uns so viel Beweise für Ihre Urheberschaft an dem Plan vor, dass sich damit eine richtig dicke Anklageschrift füllen lässt!«
»Ein schönes Märchen, Agent Cotton«, erwiderte Hamilton. »Wie mein Anwalt schon sagte, können Sie mir keine Verbindungen zu irgendwelchen …«
»Was passiert, wenn es zu einem Blackout dieses Ausmaßes kommt, bei dem ein terroristischer Hintergrund vermutet wird?«, unterbrach ich ihn. »Ungefähr dasselbe wie nach dem 11. September: Die Börsenkurse gehen massiv in den Keller. Dem Blackout folgt der Börsencrash. Aber das wird sich legen – und jemand, der weiß, dass das alles nichts weiter als ein durch Auftrags-Hacker herbeigeführtes Ereignis ist, hinter dem keineswegs eine terroristische Bedrohung oder eine fremde Macht steht, kann wie bei einem Insider-Geschäft anschließend astronomische Gewinne machen, wenn die Kurse wieder hochgehen!«
»Sie vergessen nur eins, Agent Cotton: Wenn es tatsächlich nirgendwo Strom gibt, dann gibt es auch keinen Handel auf dem Parkett! Ohne Elektronik läuft da nichts!«
»Ich bin überzeugt davon, dass die Börse zu den ersten Orten gehören wird, die nach einem derartigen Blackout wieder Energie hätte«, mischte sich Phil ein.
»Die Informationen, die dieser Chase Morton gesammelt hat, wurden illegal erlangt«, stellte der Anwalt fest. »Ich werde darauf drängen, dass sie als Beweis vor Gericht nicht zugelassen werden.«
»Sie sollten das Material erst einmal prüfen«, erwiderte ich. »Davon abgesehen hat nur Chase Morton es auf illegale Weise erworben, wir aber keineswegs. Und die Verwendung von Kommunikation unter Kriminellen ist zulässig, das wissen Sie! Außerdem ist es auch nur eine Frage der Zeit, wann einer der anderen Beteiligten aussagen wird. Entweder der Killer – oder die Personen, von denen wir aufgrund gewisser Finanzbewegungen annehmen, dass sie sich an dem Geschäft beteiligen wollten und denen die Sache früher oder später zu heiß werden wird.«
»Ich schlage vor, dass ich mich mit meinem Mandanten berate«, sagte der Anwalt.
»Warten Sie nicht zu lange mit Ihrer Entscheidung«, warnte ich ihn. »Wenn dieses zweite Hacker-Team immer noch aktiv sein sollte und dann plötzlich die Lichter ausgehen, wird man das Mister Hamilton anrechnen!«
***
Frank Hamilton war anscheinend ein Taktiker. Er schien zu glauben, dass er diese Situation vielleicht noch juristisch zu seinen Gunsten ausnutzen und mehr für sich herausholen konnte, wenn er zögerte.
Zudem hätte er dann natürlich zugeben müssen, tatsächlich der Urheber des Planes gewesen zu sein. Anscheinend schien er doch eher auf die Hoffnung zu setzen, dass die von uns gesicherten Beweismittel aus dem einen oder anderen Grund vielleicht vor Gericht ausgeschlossen werden würden – oder er war einfach nur juristisch schlecht beraten.
»Das Dumme ist nur, dass wir ohne Hamiltons Mithilfe so gut wie keine Chance haben, das zweite Hacker-Team zu finden«, meinte Mr High, als wir später in seinem Büro Platz nahmen. »Wir wissen nicht einmal, ob dieses Team noch aktiv ist.«
»Jedenfalls hatte Hamilton keine Gelegenheit, seine Handlanger zurückzupfeifen«, gab Phil zu bedenken.
»Selbst das wäre keine Garantie dafür, dass sie nicht einfach auf eigene Faust weitermachen«, glaubte Mr High. »Chase Morton ist ja schließlich auch dahintergekommen, aus welchem Motiv heraus er und seine Freunde angeheuert wurden. Da könnten bei dem einen oder anderen durchaus die Dollar-Zeichen in den Augen aufblinken und
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