Jerry Cotton - 2918 - Der Blackout-Plan
besten mit ihm in seine Wohnung«, meinte ich an Isaacs gerichtet. »Nehmen Sie einen Officer mit. Phil und ich schauen nachher auch dort vorbei.«
»In Ordnung.« Issacs Blick schweifte über den ziemlich chaotischen Tatort. »Das sieht nicht gerade so aus, wie man sich einen Tatort wünscht.«
»Vor allem würde ich mir wünschen, dass niemand umgebracht worden wäre«, erwiderte ich.
»Sorry, das natürlich auch«, sagte Isaacs. »Ich hoffe nur, dass der oder die Täter aus dem Chaos hier keinen allzu großen Vorteil ziehen wird.«
»Wir müssen es nehmen, wie es kommt«, meinte Phil, während er Dr. Heinz grüßend zunickte, der keine Zeit verlor und sofort das Opfer in Augenschein nahm.
***
Wir begaben uns zu Chase Mortons Wohnung. Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Wir zogen sicherheitshalber unsere Dienstwaffen. Der Schlüssel steckte von innen. Ein braunroter Belag am Griff wirkte auf den ersten Blick wie Rost. In Wahrheit war es wohl getrocknetes Blut.
Wir sahen uns in der Wohnung um, die aus einem Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und einer kleinen Küche bestand. Alles war durchwühlt. Die Schubladen hatte jemand herausgezogen und den Inhalt auf dem Boden verstreut. Selbst die Sessel der Wohnzimmergarnitur waren aufgeschlitzt worden. Die Schnitte waren sehr gerade, sehr präzise. Und offenbar war das Messer, mit dem der Unbekannte sie ausgeführt hatte, ausgesprochen scharf.
»Hier ist niemand!«, meldete Phil, als er aus dem Schlafzimmer kam. Ich hatte kurz ins Bad gesehen. Der Wasserkasten der Toilettenspülung war geöffnet worden. Offenbar hatte der Unbekannte, der hier vor uns gewesen war, auch dort nach irgendetwas gesucht.
Wonach auch immer.
Ich senkte meine SIG Sauer P226 und steckte sie zurück ins Holster.
»Während da unten noch dieser Volksauflauf stattgefunden hat, muss der Täter hier in aller Seelenruhe alles durchwühlt haben«, meinte ich.
»Vorsicht! Keine voreiligen Schlüsse. Wir wissen nicht, wie lange Chase Morton schon tot in dem Aufzug gelegen hat, bevor er entdeckt wurde.«
»Vorausgesetzt, die Story von diesem Orantes stimmt, dann wird sich das vielleicht ja noch genauer feststellen lassen«, gab ich zurück.
Ich ließ den Blick schweifen. Was immer in diesen vier Wänden vielleicht auch für uns von Interesse gewesen war – wir konnten davon ausgehen, dass es jetzt fehlte.
»Siehst du hier irgendwo einen Computer?«, fragte Phil. »Einen Laptop, Netbook, was weiß ich …«
»Nein.«
»Morton war doch Computer-Freak. Es muss so etwas hier gegeben haben.«
»Wer immer hier war, hat ganze Arbeit geleistet. Wir sollten den Erkennungsdienstlern das Feld überlassen. Vielleicht finden sich ja irgendwelche Anhaltspunkte, die uns doch noch weiterbringen.«
Ein Geräusch ließ unsere Hände zur Waffe fahren. Die Tür knarrte. Sie öffnete sich ganz langsam und dann kam ein Mann mit kinnlangen, dunklen Haaren und einem dünnen Oberlippenbart zum Vorschein. Die Augen waren weit aufgerissen und die Nase offensichtlich schwer entzündet – entweder ein schwerer grippaler Infekt der Atemwege oder andauernder Kokainmissbrauch, der die Nasenschleimhäute vollkommen ruiniert hatte. Angesichts der großen Pupillen tippte ich auf das Zweite.
Der Mann mit der roten Nase stand einige Augenblicke vollkommen konsterniert da. Er blieb regungslos, sein Unterkiefer klappte nach unten, und für einen Moment hatte ich den Eindruck, dass er etwas sagen wollte. Aber da kam nichts.
»Cotton, FBI«, sagte ich. »Wer sind Sie?«
»Randy Brackman«, sagte er. »Ich wohne hier im Haus.«
»Und was wollen Sie hier?«
»Ich habe gehört, dass etwas mit Chase passiert ist, und da dachte ich … also ich wollte mal … naja also …«
Ich senkte die Waffe. »Sie kannten Chase Morton?«
»Ja.«
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Als er seine Wohnung verließ und zum Lift ging. Ich dachte: Scheiße, haut der einfach ab und ist wieder mal tagelang nicht zu Hause und ich kann sehen, wie ich meinen Rechner wieder flott kriege. Ich bin nämlich selbstständiger Webdesigner, müssen Sie wissen. Ich mache für andere Leute die Websites und so was, und außerdem betreibe ich einen kleinen Online-Handel. Leider habe ich mir irgendeine fiese Schadsoftware eingefangen. Ich verstehe zwar auch einiges davon, aber mit diesem Virus bin ich einfach nicht klargekommen. Und Chase ist nun mal …« Er stockte und korrigierte sich dann: »… war nun mal der größere Crack am Computer von uns
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