Jerry Cotton - 2923 - Die Rueckkehr des Kronzeugen
wärmeres Klima seine Gesundheit stärken und mit genügend Geld ein angenehmes Leben möglich sein.
»Was erwarten Sie als Gegenleistung für den Namen?«, wollte Marley wissen.
Ethan Sheldon atmete innerlich auf. Der Gangster hatte den Köder geschluckt.
»Sobald Sie sich von der Wahrheit meiner Angaben überzeugt haben, ziehen Sie alle Mordaufträge gegen mich zurück und legen den Cop an die Leine«, erwiderte Sheldon.
Erneut blieb es für eine Weile still in der Leitung. Sheldon bezwang seine Ungeduld und wartete ab.
»Wie wollen Sie mich davon überzeugen, dass es der korrupte Cop ist und nicht nur eine Falle?«, fragte Marley.
Was jetzt kam, empfand Sheldon als sein Meisterstück – sofern Marley auf seinen Vorschlag einging.
»Ich arrangiere ein Treffen zwischen Ihnen beiden. Sie werden schnell erkennen, dass es der richtige Mann ist, und wissen, wie wertvoll er für Ihre Geschäfte sein kann«, antwortete Sheldon.
Wenn es ihm tatsächlich gelang, den korrupten Ackland mit der grauen Eminenz der New Yorker Unterwelt in einen Raum zu bringen, konnte bereits die vorletzte Phase seines Planes beginnen. Sheldon lauerte auf die Antwort.
»Einverstanden. Sollte es eine Falle sein, jagen Sie sich besser gleich eine Kugel in den Kopf. Meine Killer werden Sie ausfindig machen und dann wird es ein sehr, sehr qualvoller Tod. Haben Sie mich verstanden, Sheldon?«, erwiderte Marley.
Die Drohung war genauso überflüssig wie wahr.
»Ich bin kein Idiot, Marley. Es wäre doch verrückt von mir, wegen einer möglichen Bedrohung hierherzukommen und dann Ihnen eine Falle zu stellen. Der Deal ist absolut sauber«, versicherte Sheldon.
»Gut. Melden Sie sich unter dieser Nummer, sobald die Daten für das Treffen stehen«, sagte Frank Marley.
Er unterbrach die Verbindung und ließ einen sichtlich erleichterten Ethan Sheldon zurück. Der warf das Prepaid-Handy achtlos auf das Bett.
»Du wirst eine böse Überraschung erleben. Aber auch der liebe David wird es noch bitter bereuen, sich meinen Tod gewünscht zu haben«, murmelte Sheldon.
Er musste noch einen oder maximal zwei Tage unentdeckt bleiben, danach existierte keine Bedrohung mehr.
***
Die Nachtschicht im Field Office war sehr fleißig gewesen, wie ich bei der Morgenbesprechung feststellen konnte. Steve sah übermüdet aus und hatte sicherlich kaum mehr als zwei oder drei Stunden Schlaf bekommen.
»Wir haben vier Verdächtige, die für den Mord an Oscar Gage in Betracht kommen. Alle sind einschlägig vorbestraft und haben bereits in der Vergangenheit ähnliche Aufträge angenommen«, sagte er.
Er hatte jeden der möglichen Killer aufspüren lassen und sie unter Beschattung gestellt.
»Jedes der drei Teams nimmt sich einen der Verdächtigen vor. Den vierten Verdächtigen lassen wir zunächst an der langen Leine laufen, da er als Killer am unwahrscheinlichsten ist«, erklärte Steve weiter.
Eine Stunde später waren Phil und ich auf dem Weg zu einem Supermarkt, in dem Nicolas Graves einer geregelten Tätigkeit nachgehen sollte.
»Schwer vorstellbar, dass ein Profi normalerweise Konservendosen stapelt und nebenbei regelmäßig Menschen für Geld tötet«, sagte Phil.
Er hatte sehr wenig über Graves in unserem System gefunden. Wenn er tatsächlich ein Killer war, den jedermann anheuern konnte, fand ich seine Tarnung gar nicht so übel. Als ich den Jaguar auf dem weiträumigen Parkplatz gerade auf einen Stellplatz gelenkt hatte, erreichte uns eine dringende Meldung aus dem Field Office.
»Wir haben möglicherweise Ethan Sheldon aufgespürt«, sagte Steve.
Er hatte bereits Les und Zeery in Marsch gesetzt, wollte uns aber auch bei dem Motel haben.
»Ihr seid dichter dran, und falls es zu Problemen kommt, sind mir vier Kollegen vor Ort lieber«, sagte Steve.
Während Phil die Route festlegte, steuerte ich bereits die lange Schnauze des roten Flitzers zurück auf die Straße. Mit eingeschalteten Warnlampen sowie heulender Sirene jagten wir dem Zielort entgegen.
»Vielleicht löst sich ein großer Teil des Rätsels auf, sobald wir Sheldon zum Reden gebracht haben«, hoffte Phil.
»Er kennt vermutlich die meisten Antworten. Bleibt nur zu klären, ob er sie uns geben will«, erwiderte ich.
»Ich glaube schon. Wenn wir ihm dabei behilflich sind, den korrupten Cop aus dem Verkehr zu ziehen, dürfte es Sheldon gesprächig machen«, sagte Phil.
Als wir an dem Motel ankamen, warf ich einen Blick auf die schäbige Fassade. Nur wenige Blocks weiter fing
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