Jerry Cotton - 2923 - Die Rueckkehr des Kronzeugen
von einem kurzen Treffen an einem unauffälligen Ort?«, schlug Sheldon vor.
Das war weniger im Sinn des Politikers, doch letztendlich siegte die Gier. Selbst für den wohlhabenden Carmody waren einhundertfünfzigtausend Dollar eine Menge Geld, die man nicht so einfach ausschlug. Sheldons Kalkulation ging auf und Carmody akzeptierte trotz seiner Vorbehalte ein persönliches Treffen.
»Die Details schicke ich Ihnen innerhalb der nächsten zwei Stunden als Nachricht auf Ihr Handy«, sagte er.
Damit war das Telefonat beendet und ein weiterer Punkt auf Sheldons Liste abgehakt. Als es damals eng für ihn wurde und er dringend Hilfe benötigt hätte, ließ Richard Carmody sich mehrfach verleugnen. Diesen Verrat hatte Sheldon dem Politiker nie verziehen.
»Er darf mit seinen üblen Geschäften schließlich nicht ungestraft davonkommen«, murmelte er.
Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet Sheldon, dass es Zeit für einen weiteren Anruf wurde. Frank Marley würde ihn bereits erwarten und deswegen drängte Sheldon seine Vorfreude zurück. Noch war sein Plan nicht aufgegangen, und er musste konzentriert weitermachen.
***
Eine unschöne Stille lag über den beiden Männern im Zimmer des Mercy Hospital. Joe starrte mit finsterer Miene gegen die Wand, nachdem Les ihm die schlechte Nachricht überbracht hatte.
»Ihr täuscht euch. Randolph Hawn ist ein kreuzbraver Cop und würde niemals die Hand aufhalten«, sagte Joe.
Les konnte seinen Partner bestens verstehen. Wenn ihm jemand einreden wollte, dass Joe ein korrupter Mensch sei, würde er es genauso vehement ablehnen.
»Wir haben es mehrfach überprüft, Joe. Es war Deputy Chief Hawn, der damals Captain Hardin ans Messer geliefert hat«, erwiderte er.
Damit sein Partner sich selbst ein Bild machen konnte, hatte Les einen Laptop mitgebracht. Er schaltete das Gerät ein und ließ Joe einen Blick auf die Unterlagen im System des FBI werfen. Die nächsten Minuten war kein anderes Geräusch als ein gelegentliches Brummen seines Partners zu vernehmen. Joe Brandenburg lehnte sich mit einem verdrießlichen Gesichtsausdruck zurück.
»Es wirkt auf den ersten Blick wirklich so, als wenn Hawn den Captain zum Verräter gestempelt hätte. Dennoch glaube ich nicht, dass es sich wirklich so abgespielt hat«, sagte er.
Les dachte einen Moment darüber nach und wollte gerade einen Vorschlag unterbreiten, als sich die Zimmertür öffnete und Chief Deputy Hawn den Kopf hineinsteckte.
»He, Joe. Störe ich?«, fragte er.
Sein Blick blieb nach einem Nicken in Les’ Richtung an seinem alten Freund im Krankenbett hängen.
»Nein, eigentlich kommen Sie gerade richtig«, antwortete Les.
Joe nickte zustimmend, sodass Hawn ganz ins Zimmer kam und sich den zweiten Besucherstuhl ans Bett zog.
»Das klingt fast so, als wenn ihr gerade über mich gesprochen hättet«, sagte er.
Nachdem Les seinem Partner aufmunternd zugenickt hatte, erklärte Joe die Situation. Der Deputy Chief krauste verwundert die Stirn, bevor er um Einblick in die Daten bat.
»Hier, sieh selbst«, stimmte Joe zu.
Während Hawn die Fakten am Laptop überprüfte, beobachtete Les den Mann vom NYPD sehr aufmerksam. Die Reaktionen des Deputy Chief wirkten ehrlich und nicht gestellt. Wenn er aber der Verräter sein sollte, dürfte er über eine Menge Talent in der Verstellung verfügen. Les war sich durchaus bewusst, dass er voll und ganz auf Joe setzte. Sollte sich dessen Vertrauen gegenüber Hawn als Irrtum herausstellen, blühte ihnen beiden eine Menge Ärger.
»Stimmt. Ich habe damals die Beurteilung aus der Konferenz der Deputy Commissioners erhalten und sollte sie weiterschicken ans FBI«, erklärte Hawn.
»Du hast nie eigene Ermittlungen angestellt, sondern dich ausschließlich auf die Ergebnisse der Kollegen verlassen?«, fragte Joe verblüfft.
Sein Freund aus dem Department nickte mit düsterer Miene.
»Ja, aber mit viel Protest meinerseits. Ich wollte es selbst überprüfen, doch die Zeit drängte und meine Vorgesetzten waren sich zu sicher, um es zuzulassen«, räumte Hawn ein.
Les glaubte es dem Kollegen vom NYPD aufs Wort, denn die Zerknirschung stand Hawn geradezu ins Gesicht geschrieben.
»Als Hardin später bei der Bezirksstaatsanwaltschaft untergekommen war, ging der gesamte Vorgang als Verschlusssache ins Archiv. Alle meine Anträge, Einsicht zu erhalten, wurden abgelehnt«, erzählte Hawn weiter.
Joe und Les tauschten einen Blick aus.
»Weißt du zufällig, wer für die Ablehnung verantwortlich
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