Jerry Cotton - 2924 - Ein eiskalter Deal
und Decker?«
Wir nickten und zogen es vor, uns nicht als FBI-Agenten auszuweisen. Gu Yi-Me würde ihre Gründe haben für das diskrete Arrangement unseres Treffens mit ihr.
»Bitte folgen Sie mir.« Er führte uns in ein kleines Separee. Dort saß Gu Yi-Me mit angespannter Miene und einem großen Drink. Dieses Mal war es kein Tee, den sie zu sich nahm.
»Besser, wenn niemand uns dort draußen zusammen sieht«, erklärte sie, kaum dass wir an dem kleinen Tisch Platz genommen hatten. »Was ist mit meiner Freundin?«, wollte sie sofort wissen. »Ich habe mehrfach versucht, sie zu Hause anzurufen. Ich erreiche nur ihre Mobilbox, und zurückgerufen hat sie auch nicht.«
»Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Mai-Lin ermordet wurde«, informierte ich sie über den Grund unseres Besuchs.
Die junge Frau keuchte auf und griff sich mit der Hand an den Hals.
»Leider auf eine sehr brutale Art«, fuhr Phil fort, ohne auf eine Antwort zu warten. »Man hat sie buchstäblich zu Tode geprügelt. Es waren zwei Chinesen. Können Sie sich vorstellen, wer so etwas tut und warum Mai-Lin sterben musste?«
Yi-Me war so schockiert, dass sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war. »Das kann nicht sein«, stammelte sie trotzdem.
Phil sagte nichts, er legte drei Fotos der Toten auf den Tisch. Eines nach dem anderen. Und mit jedem Bild wurde Yi-Me blasser, ihr Gesicht glich dem einer Wachspuppe.
»Helfen Sie uns. Wir wollen diejenigen, die das getan haben, schnappen. Niemand, der so etwas tut, sollte frei herumlaufen.«
Yi-Me blickte mit tränenumflortem Blick auf.
»Sie hat Ihnen meine Telefonnummer gegeben. Und jemand, der für meinen derzeitigen Begleiter arbeitet, hat diese Indiskretion mitbekommen. Ich glaube, das war der Grund.«
»Sie musste sterben wegen einer Telefonnummer?« Phil zog die Brauen nach oben. »Erklären Sie uns das.«
In diesem Moment bracht der Wall, Gu Yi-Me lehnte sich zurück, tupfte sich ihre Augen trocken und fing an zu erzählen. Schonungslos ehrlich berichtete sie uns alles, was sie zur Lösung dieses Falles beitragen konnte.
»Ich bin nicht wirklich die Freundin von Zhang Yan, dem Mann, den ich zurzeit offiziell begleite. Man bezahlt mich dafür, sehr gut sogar. Aber ich habe sofort mitbekommen, dass er ein eiskalter Mann ist, der geschäftlich über Leichen geht. Alles läuft über die Firma, den Canapée Catering Service. Offiziell ein Partyservice, inoffiziell werden von dort junge Frauen als Begleiterinnen an sehr, sehr wohlhabende Männer vermittelt.«
»Wie weit geht dieser Service?«, fragte ich.
Yi-Me wich der Frage nicht aus, sie wirkte jetzt auf mich wie jemand, der reinen Tisch machen wollte.
»Das bestimmt jede Frau selbst.«
Ein gut getarnter Escortservice also.
»Diese Verbindung zu den Kunden hat die ermordete Doris Finzacker hergestellt?«
Yi-Me blickte verständnislos auf. »Wer? Diesen Namen kenne ich nicht.«
»Doris Finzacker war die Chefin des Catering-Unternehmens. Ihre Arbeitgeberin. Die Frau, die Sie Do nennen«, erinnerte ich sie, erstaunt über ihre Reaktion.
Die Chinesin schüttelte den Kopf. »Nein. Meine Chefin heißt Dolores Fine. Sie leitet die Agentur.«
Noch während sie sprach, begriff ich, was sie meinte.
»Doris Finzacker nennt sich also Dolores Fine. Unter diesem Namen leitet sie einen Escortservice, der offiziell als Catering-Unternehmen getarnt ist.« Zu Phil gewandt fuhr ich fort: »Das erklärt auch die merkwürdig unvollständige Buchführung. Die dient nur dazu, offiziellen Stellen gegenüber unauffällig zu bleiben. Sie bezahlt brav ihre Steuern und niemand wird misstrauisch.«
Phil wandte sich nun Yi-Me zu. »Liegt das Büro von Dolores im Tribeca-Viertel?«
Die Angesprochene nickte und nannte uns dieselbe Adresse wie zuvor schon Angelica.
»Sie hatte also zwei Büros. Ein offizielles und eines, das sich mit ihrem eigentlichen Geschäft befasste«, fasste Phil zusammen.
»Ihre Arbeitgeberin Doris alias Dolores, kannte sie Zhang Yan persönlich?«, fragte ich Yi-Me.
Die nickte. »Sie kennt die meisten ihrer Stammkunden, hat sie mindestens einmal persönlich getroffen. Die Buchungen werden anschließend stets telefonisch oder per E-Mail abgewickelt. In der letzten Zeit auch wieder häufiger auf postalischem Weg.«
»Warum das?«
»Agent Cotton, es gibt Menschen, die stehen beruflich so im Blickpunkt der Öffentlichkeit, die wollen bei dem, was sie privat tun, keine digitalen Spuren hinterlassen. Eine Nachricht, ein
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