Jerry Cotton - 2924 - Ein eiskalter Deal
Club in SoHo, mit zwei Freundinnen.« Sie nannte uns zwei Namen und die dazugehörigen Telefonnummern, bevor sie nach Tasche und Mantel griff. »Kann ich jetzt gehen? Es ist schon spät.«
»Kommen Sie morgen früh um neun ins FBI Field Office. Wir möchten Ihnen dann noch einige Fragen stellen. Und den Zugangscode sowie die Schlüssel für diese Wohnung hier geben Sie bitte uns.« Ich reichte ihr meine Karte.
Sie steckte sie ein, ohne auch nur draufzublicken, schrieb ein paar Zahlen auf ein Blatt Papier und schob mir einen kleinen Schlüsselbund zu, der auf dem Schreibtisch lag. Nachdem sie weg war, schüttelte Phil sich kurz. »Kalt wie eine Hundeschnauze.«
Ich gab ihm recht, dann durchsuchten wir systematisch das Büro und erlebten wieder eine Überraschung. Das Apartment gehörte tatsächlich Doris Finzacker. Sie hatte nicht nur die Wohnung gekauft, in der wir uns aufhielten, sondern auch die zweite auf der Etage. Durch eine sehr gut getarnte Verbindungstür konnte man dort hinübergelangen. In dieser zweiten Wohnung fanden wir im Schlafzimmer einen weiteren Tresor. Alles hier war ordentlich und an seinem Platz, es roch ungelüftet und es offenbarte uns, dass die Ermordete nicht nur geschäftlich, sondern auch privat ein Doppelleben geführt hatte. Ein Doppelleben, zu dem weder Susan Clark noch jemand anders seit dem Mord Zugang gehabt hatte.
Im Esszimmer fanden wir Hinweise auf die Mahlzeit vom Sonntag. Das Paar hatte hier gegessen und war offensichtlich direkt danach aufgebrochen. In einem der Gläser auf dem Esstisch befand sich noch ein kleiner Rest Rotwein. Die Teller waren schnell zusammengestellt und in die Küche gebracht, jedoch nicht in die Spülmaschine geräumt worden.
Das Bett im angrenzenden Schlafzimmer war unberührt. Der Raum war nicht nur mit Spiegeln, indirektem Licht und einer hochklassigen Musikanlage ausgestattet, dort lag auch eine Menge Sexspielzeug herum. Sehr eindeutig wiesen diverse Kopfmasken, Peitschen, Knebel, Seile und dergleichen mehr darauf hin, welche Art von Dienstleistungen Dolores Fine offensichtlich auch selbst anbot.
Wir riefen die Spurensicherung. Ich war überzeugt davon, dass wir mindestens in diesem Raum Spuren von Frank Baumann finden würden. Nur, warum hatten die beiden das Apartment verlassen, waren getrennt voneinander zum Hudson River Park gefahren? Und auch hier fanden wir weder Mobiltelefon noch Laptop.
***
Der nächste Tag begann für uns ziemlich hektisch. Kaum im Büro angekommen, erstatteten wir Mr High unseren täglichen Bericht und baten um sein Einverständnis für den Einsatz einer versteckten Minikamera. Der Chef versicherte uns, eine versierte Agentin auszuwählen und am Abend ein Einsatzteam vor Ort zu schicken. »Die werden in einem Lieferwagen vor dem Haus alle Bilder auffangen, die Gu Yi-Me uns übermittelt.«
So konnten wir situationsbezogen entscheiden, wie zu handeln war.
Die Sache mit Strohmeyer gestaltete sich schwieriger. Wir beschlossen, in der Sache erst die Rückmeldung von Detective Julia Whithers abzuwarten.
Darüber hinaus gab es Neuigkeiten von der technischen Abteilung. Vom mobilen Anschluss mit der Telefonnummer, die uns Melanie Woods gegeben hatte, war Sonntagabend telefoniert worden. Doris hatte bis kurz vor ihrer Ermordung mit jemandem gesprochen.
»Ich wette, das war Frank Baumann.«
»Okay, Jerry. Dann könnten wir doch jetzt mal versuchen, diesen Anschluss zu erreichen. Wenn wir Glück haben, geht dieser Eric dran und wir können ihn orten.«
In diese Überlegung hinein platzte der Anruf von Julia Whithers. »Strohmeyer ist gestern noch einmal in den Imbiss zurückgekehrt. Als er Eric dort nicht mehr vorfand, wirkte er sehr wütend. Ich konnte erkennen, dass er noch auf der Straße mehrfach versucht hat, jemanden telefonisch zu erreichen. Das hat scheinbar nicht geklappt. Er ist dann in sein Hotel zurückgegangen und hat es erst am späten Abend noch einmal kurz verlassen, in Sportkleidung. Er lief eine Runde und verschwand wieder im Hotel. Das war um neun Uhr abends. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen und ich hoffe, es hilft Ihnen weiter.«
Phil, der über Lautsprecher mitgehört hatte, und ich bedankten uns bei Julia für ihren außerordentlichen Einsatz.
»Ob Strohmeyer diesen Eric inzwischen ausfindig gemacht hat, nachdem er gestern seine Anrufe nicht entgegengenommen hat?«
»Phil, Eric hat vielleicht geglaubt, Strohmeyer habe ihn verraten, und ging deswegen nicht ans Telefon. Das wäre unsere Chance.
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