Jerry Cotton - 2924 - Ein eiskalter Deal
Wenn Strohmeyer das Gerät inzwischen schon in Händen hat, werden wir wohl nicht mehr drankommen.«
»Das wird er uns nicht verraten.«
In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Helen spazierte herein, um uns ein paar Notizen zum Einsatz bei Zhang Yans Party zu bringen.
»Uns nicht«, murmelte ich. Phil und ich sahen uns an und erkannten gleichzeitig eine kleine Möglichkeit, Peter Strohmeyer ein paar Geheimnisse zu entlocken.
»Jerry, Phil, ihr beiden seht aus wie die Katze, die gerade die Maus gefressen hat«, sie uns.
»So ungefähr«, sagte ich und stand auf, um Mr Highs Sekretärin einen Stuhl zurechtzurücken. »Aber bevor es so weit ist, könntest du uns helfen, die Maus zu fangen. Oder zumindest besser zu verstehen.«
Sie sah uns fragend an und wir konkretisierten unsere Bitte.
***
»Du meinst, das klappt?« Phil grinste, nachdem Helen uns verlassen hatte. Sie war nicht auf Anhieb auf unsere Bitte eingegangen.
»Das ist sehr ungewöhnlich, was ihr da von mir verlangt«, fand sie. »Nur weil dieser Mister Strohmeyer mir hinterhergesehen hat, wird er mir gegenüber sicherlich keine Staatsgeheimnisse ausplaudern.«
»Der Mann ist einsam und eitel, das sind schon einmal gute Voraussetzungen«, fand ich. »Du sollst ihn ja auch nicht wirklich ausquetschen. Wir wollen nur wissen, ob er das Telefon von Frank Baumann aufspüren konnte.«
Helen hatte schließlich zugesagt, ihr Bestes zu tun. Wenn Strohmeyer heute käme, würde sie ihn vorsichtig auf das Thema lenken.
»Betäube ihn mit deinem Kaffee und deinem Charme, und er wird mehr erzählen, als er will«, gab auch Phil sich zuversichtlich.
Wir wollten jedoch nicht auf Strohmeyer warten, sondern bereiteten uns auf die Vernehmung von Susan Clark vor. Kurz nach neun, unsere Zeugin war immer noch nicht aufgetaucht, erhielten wir einen Anruf vom NYPD.
»Sergeant William Burke, First Precinct Polizeirevier. Agent Cotton, wir haben einen neuen Mord. Wie es aussieht, wieder dieselbe Waffe wie bei den Morden am Hudson River Park.«
»Wer ist es?«
»Eine junge Frau. Sie wurde ziemlich übel zugerichtet und dann erschossen.«
Er gab uns die Adresse des Fundorts durch und wir machten uns sofort auf den Weg dorthin, in die Lafayette Street. Vor dem Gebäude standen bereits die Autos der Crime Scene Unit, ein Polizeiwagen parkte daneben. Zwei Cops überprüften jeden, der das Gebäude verlassen oder betreten wollte.
»Special Agents Jerry Cotton und Phil Decker«, wiesen wir uns aus und der Kollege ließ uns mit einer Handbewegung passieren.
»Im Keller, Agents«, rief er uns noch hinterher.
Wir stiegen eine steile Betontreppe hinunter und fanden uns unter flackerndem Neonlicht in einem Flur wieder. Die von Kopf bis Fuß in ihre Schutzkleidung gehüllten Spurensicherer wiesen uns den Weg. Sergeant Burke stand neben einem der Kellerräume an die Wand gelehnt und starrte zu Boden.
»Man hat sie heute früh um sechs Uhr gefunden. Der Keller gehört zu einer leerstehenden Wohnung, der Hausmeister wollte einige Sachen unterstellen, da fand er sie. Muss heute Nacht passiert sein. Keiner der Hausbewohner hat etwas Verdächtiges bemerkt oder gehört. Nur ein Mieter, ein junger Mann, hörte zweimal auf der Straße jemanden schreien. Als er aus dem Fenster sah, war niemand zu sehen. Die Haustür schlug jedoch im selben Moment laut zu. Er sagt, das war gegen ein Uhr morgens. Weil er danach nichts mehr hörte, legte er sich wieder hin. Die Tote trug keine Papiere bei sich.«
»Sie können jetzt rein«, sagte eine vermummte Gestalt zu uns.
Burke sah unbehaglich zu Boden. »Sieht schlimm aus.«
Tatsächlich hatte die Frau, die da auf einem Stuhl gefesselt hing, wohl einiges mitgemacht vor ihrem Tod. Das blutverschmierte, lange Haar hing vor dem Gesicht. Ihr Körper wies etliche Wunden auf, man hatte ihr Teile ihrer Kleidung vom Leib geschnitten, darunter war die Haut schwarz von getrocknetem Blut. Vorsichtig näherte ich mich der Toten und hockte mich neben dem Stuhl hin.
»Jerry«, hörte ich Phil entsetzt flüstern. Im selben Moment sah ich es auch.
»Susan Clark!«, stieß ich aus.
»Sie kennen die Frau?« William Burke war neben uns getreten.
»Wir haben sie gestern Abend im geheimen Apartment der ermordeten Doris Finzacker getroffen. Sie sollte eigentlich jetzt bei uns zur Vernehmung sein.«
»Man hat sie gefoltert, überall blaue Flecken, Schnittwunden. Zum Schluss wurde sie erschossen. Weil sie gesagt hatte, was sie wusste? Oder weil sie nichts
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