Jerry Cotton - 2925 - Einmal zu viel getrickst
vorstellen, trotz seiner Gewaltbereitschaft. Ganz abgesehen davon, dass er für die erste Tat ein Alibi hat.«
»Wir sollten uns auf Angeli und die Witwe konzentrieren«, schlug ich vor. »Offenbar haben sie noch nicht bemerkt, dass sie unter FBI-Beobachtung stehen. Früher oder später werden sie einen Fehler begehen und uns eine Handhabe für einen Zugriff geben. Einstweilen sollten wir ihr Umfeld weiterhin durchleuchten.«
***
Während June Clark und Blair Duvall die beiden Verdächtigen observierten, setzten Phil und ich unsere Ermittlungen im Umfeld des Restaurantbesitzers fort. Wir erwirkten einen richterlichen Beschluss, um seine Finanzen zu durchleuchten. Doch dort gab es keine Auffälligkeiten. Angeli hatte größere Beträge in eine private Altersversorgung investiert, die aber in Prestons undurchsichtigem Firmengeflecht untergegangen war. Abgesehen von seinem Lokal war er fast mittellos.
War das kein überzeugender Grund, sich an die jetzt vermögende Witwe heranzumachen? Phil und ich hörten uns in Little Italy um, bekamen aber einstweilen nichts Wichtiges heraus. Wir stärkten uns an einem Hotdog-Stand, der nur einen Steinwurf von der Trattoria Angeli entfernt war. Schnell kamen wir mit dem beleibten Verkäufer namens Paolo ins Gespräch.
»Bei Angeli läuft es wohl geschäftsmäßig ganz gut?«, fragte Phil, während er seinen Hotdog kaute und mit einer Kopfbewegung in Richtung des Restaurants deutete. Paolos Grinsen wurde noch breiter, während er einen vielsagenden Blick auf Phils FBI-Marke warf.
»Dazu kann ich nichts sagen, aber ich denke mir meinen Teil. Es ist nämlich schlecht für die Gesundheit, wenn man sich mit Signor Angeli anlegt. Er hat mächtige Freunde.«
»Mafia?«, hakte ich nach. Der Hotdog-Verkäufer hob die Schultern. Natürlich mussten wir damit rechnen, dass er einfach einen Konkurrenten schlechtmachen wollte, weil Angeli in seiner Trattoria gewiss hundert Mal mehr verdiente als Paolo mit seinem Würstchenstand. Doch bevor ich mich weiter mit dem Mann befassen konnte, klingelte mein Handy.
Die Pathologin Jenny Bolder war am Apparat. Phil und ich hatten schon oft mit ihr zusammengearbeitet.
»Ich obduziere gerade den Leichnam von Greg Preston, Jerry. Dass der Mann durch zwei Schüsse getötet wurde, dürfte euch ja schon bekannt sein. Aber ich habe noch ein Detail entdeckt, das für eure Ermittlungen von Wert sein könnte.«
»Nämlich, Jenny?«
»Preston hat unter Syphilis gelitten.«
Diese Neuigkeit traf uns wie ein Hammerschlag. Ich hatte gelesen, dass diese Geschlechtskrankheit wieder auf dem Vormarsch ist. Doch während die Diagnose Syphilis in früheren Jahrhunderten ein Todesurteil bedeutete, war sie heutzutage durch Medikamente gut behandelbar.
Wir fuhren einstweilen zurück ins Field Office, um in den Datenbanken nach möglichen Querverbindungen zwischen den Verdächtigen zu suchen. Wir hatten auch das Vorleben von Florence Preston bisher noch nicht durchleuchtet.
»Ob Preston wegen dieser Krankheit zu Murphy gegangen ist?«, dachte Phil laut nach. »Aber das würde keinen Sinn ergeben, Jerry. Preston hatte genug Geld, um sich die teuersten Spezialisten mit Privatkliniken in der Park Avenue leisten zu können. Und jeder dieser Mediziner unterliegt der Schweigepflicht. Ich könnte verstehen, wenn eine illegal eingereiste Prostituierte sich an einen Quacksalber wie Murphy wenden würde. Aber warum sucht ein gut betuchter Investmentberater diesen schmierigen Säuferarzt auf?«
Phil hatte mit dieser Frage das Problem auf den Punkt gebracht. Ich war sicher, dass Prestons Erkrankung in irgendeinem Zusammenhang mit seinem gewaltsamen Tod stand. War Murphy nur ein lästiger Mitwisser, der für immer zum Schweigen gebracht werden sollte?
»Auf jeden Fall ist Syphilis ansteckend«, sagte ich. »Wir sollten dringend mit seiner Frau über das Obduktionsergebnis sprechen. Wir können nicht ausschließen, dass Preston sich bei ihr infiziert hat. Möglicherweise hat er auf diese Art einen möglichen Ehebruch entdeckt. Da würden sich gleich ganz neue Motivlagen ergeben.«
»Oder Preston ist selbst fremdgegangen«, meinte Phil. »In jedem Fall wird uns Florence Preston einiges zu erklären haben, auch über ihr Verhältnis zu Angeli.«
***
In unserem Büro fanden wir die Information vor, dass Penelope Garcia sich inzwischen bei den Cops gestellt und den Diebstahl der Brosche gestanden hatte. Sie musste durch Sanchez’ Billard-Kumpane erfahren haben, dass er von uns
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