Jerry Cotton - 2925 - Einmal zu viel getrickst
gewesen.
Phil nahm eine Leibesvisitation an dem Verdächtigen vor. Er fand eine geladene Glock 17, die hinten im Hosenbund des Mannes steckte.
»José Sanchez, Sie sind verhaftet. Sie stehen unter Mordverdacht.«
Mit diesen Worten legte Phil dem Latino Handschellen an und belehrte ihn über seine Rechte. Ob die Glock 17 die Mordwaffe war? Das würde sich bei der kriminaltechnischen Untersuchung schnell zeigen. Der junge Mann war von mittelgroßer Statur. In einem dunklen Mantel konnte ich mir ihn durchaus als die Person auf dem Überwachungsvideo vorstellen.
Ich forderte telefonisch einen Gefangenentransporter an. Nun warf ich endlich einen genaueren Blick auf den Zettel, den Sanchez unbedingt hatte loswerden wollen.
Es handelte sich um den Pfandschein eines Leihhauses.
***
Während der Verdächtige zur erkennungsdienstlichen Behandlung geschafft wurde, fuhren Phil und ich noch schnell bei der Pfandleihe vorbei. Sie gehörte einem gewissen Sean O’Malley. Den Traditionsbetrieb gab es schon seit hundert Jahren, wie ein Bronzeschild an der Tür stolz verkündete. Der Inhaber stand höchstpersönlich hinter seinem panzerglasgeschützten Ausgabeschalter. Er nickte uns freundlich zu, als er unsere FBI-Ausweise erblickte. Wie die meisten Pfandleiher war er um ein gutes Verhältnis zu den Behörden bemüht.
»Womit kann ich Ihnen dienen, Agents?«, fragte O’Malley. Ich legte den Pfandschein vor.
»Wir müssen in Erfahrung bringen, welcher Gegenstand hiermit beliehen wurde.«
Der Leihhausbesitzer nickte und nahm das Dokument an sich. Er ging in sein Lager und kehrte wenig später mit einer goldenen Brosche zurück.
»Es handelt sich um dieses Schmuckstück. Das Gold hat den Feingehalt von 999 pro Unze. Ich habe den Marktwert der Brosche auf 2.000 Dollar geschätzt und sie mit 1.200 Dollar beliehen.«
»Wir müssen das Pfand beschlagnahmen, es handelt sich womöglich um ein Beweisstück in einem Mordfall«, sagte ich. »Sie bekommen aber selbstverständlich eine Quittung.«
Der Pfandleiher seufzte.
»Ich fand ja auch, dass dieser junge Bursche nicht besonders vertrauenswürdig aussah. Aber was sollte ich machen? Er behauptete, die Brosche sei ein Familienerbstück. Für so etwas hat man ja normalerweise keine Quittung. Und der Schmuck ist wirklich mindestens hundert Jahre alt, das kann man an der altmodischen Verarbeitung und den Ornamenten sehen.«
Ich bin kein Schmuckexperte, aber auch für mich sah die Brosche antik aus. Doch viel drängender fand ich die Frage, weshalb José Sanchez den Pfandschein unbedingt hatte loswerden wollen. Das konnten wir am besten von ihm selbst erfahren.
Phil und ich bedankten uns bei O’Malley und kehrten ins Field Office zurück. Dort war Penelope Garcias Verlobter nach der erkennungsdienstlichen Behandlung in einen Verhörraum geschafft worden. Doch bevor wir uns mit ihm befassten, checkten wir seinen Namen in unseren Datenbanken. Sanchez war kein unbeschriebenes Blatt. Er hatte schon als Jugendlicher wegen verschiedener Gewalttaten im Horizon Juvenile Center in der Bronx gesessen. Auch als Erwachsener war er wegen Körperverletzung verurteilt worden und kannte Rikers aus eigener Erfahrung. Er war offenbar ein Heißsporn, der erst zuschlug und dann nachdachte.
Phil und ich gingen zu Sanchez. Er empfing uns mit einem aufmüpfigen Blick. Aber wir zeigten uns unbeeindruckt und stellten uns zunächst vor. Dadurch verbesserte sich Sanchez’ Stimmung aber auch nicht.
»Ich habe keine Ahnung, was ich hier überhaupt soll, zum Henker! Mordverdacht? Das können Sie komplett vergessen.«
»Warum sind Sie denn so schlecht gelaunt?«, fragte ich. »Fehlt Ihnen vielleicht Ihr Familienerbstück?«
Mit diesen Worten legte ich die Brosche auf den Tisch, die sich inzwischen in einer Plastiktüte für Beweisstücke befand. Sanchez erbleichte und murmelte einige spanische Worte, die sich wie ein Fluch anhörten.
»Es ist ja möglich, dass diese hübsche Brosche wirklich einst von Ihrer Grandma getragen wurde«, ergänzte Phil. »Aber es wäre genauso gut denkbar, dass die Brosche im Haushalt der Prestons abhanden gekommen ist. Was meinen Sie, Sanchez? Sollen wir Mistress Preston mal fragen, ob diese Brosche ihr gehört?«
»Die Mühe können Sie sich sparen«, murmelte der Verdächtige. »Aber lassen Sie Penelope aus der Sache heraus, okay? Ich habe sie mehr oder weniger dazu gezwungen, die Brosche zu klauen. Sie wollte es gar nicht, aber ich ließ ihr keine andere Wahl.«
»Und
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