Jerry Cotton - 2925 - Einmal zu viel getrickst
bekanntlich nicht melken.«
»Nein, das ist nicht möglich«, entgegnete Phil. »Aber es könnte auch anders gewesen sein. Sie haben Preston ein paar Kopfnüsse verpasst, aber er hat sich trotzdem nicht einschüchtern lassen. Daraufhin lauerten Sie ihm abermals auf. Die Situation lief aus dem Ruder, Ihr Temperament ging mit Ihnen durch. Sie erschossen Preston trotz Angelis ausdrücklichem Verbot.«
Ich musste noch einmal an die Szene denken, die von der Überwachungskamera aufgezeichnet worden war. Gewiss, von der Statur her konnte Turner der Unbekannte sein, der auf Prestons gepanzerten Wagen zugegangen war. Aber würde der Investmentberater für einen Mann, der ihn zuvor zusammengeschlagen hatte, wirklich das Fenster herunterlassen? Wohl kaum.
Turner schüttelte heftig den Kopf. Phils Theorie gefiel ihm überhaupt nicht.
»Nein, ich habe ihn nicht abgeknallt. Ich habe überhaupt keine Bleispritze, meine bevorzugte Waffe ist eher das Messer. Außerdem hat Preston sich immer verflucht vorsichtig verhalten. Ich habe ihm mehrfach aufgelauert. Aber es ergab sich einfach noch keine Gelegenheit, ihm eine Packung zu verpassen.«
»Sie hatten ihn also noch gar nicht verprügelt?«, vergewisserte ich mich.
»Nein.«
Diese Aussage deckte sich mit dem Ergebnis der Obduktion. Falls Preston nämlich in den letzten Tagen vor seinem Tod körperlich misshandelt worden wäre, hätten sich entsprechende Hämatome nachweisen lassen. Aber davon war nicht die Rede gewesen.
»Ich glaube Ihnen kein Wort, Turner«, knurrte Phil. »Sie hatten Motiv und Gelegenheit. Und Ihr Vorstrafenregister zeigt deutlich, dass Sie zur Gewalttätigkeit neigen. Mit Angelis Blutgeld hätten Sie problemlos für sehr lange Zeit untertauchen können. Wie viel hat er Ihnen denn überhaupt gezahlt?«
»Tausend Dollar, aber nur für ein paar Schläge. Von Mord war nicht die Rede, das müssen Sie mir glauben!«
Phil ließ sich nicht beirren.
»Wo ist die Mordwaffe, Turner?«
»Woher soll ich das wissen? Ich habe Preston nicht umgenietet, und den anderen Typen auch nicht.«
»Sein Name lautete Simon Murphy«, erinnerte Phil. »Haben Sie ihn ebenfalls getötet? Hat Angeli Ihnen gleich zwei Mordaufträge erteilt?«
Turner kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus.
»Ich habe weder den einen noch den anderen Kerl auf dem Gewissen, zum Henker.«
Doch es stellte sich heraus, dass Turner für beide Tatzeiten kein überzeugendes Alibi hatte. Angeblich war er in seinem Versteck gewesen und hatte ferngesehen. Doch dafür gab es keine Zeugen.
***
»Wir haben unseren Mörder«, zeigte sich Phil überzeugt, als Turner von Kollegen in die Untersuchungshaft nach Rikers gebracht wurde. Am folgenden Tag sollte sein Haftprüfungstermin stattfinden.
»Versuch einmal, dich in Angelis Lage zu versetzen, Phil. Preston hat dein Geld veruntreut, du bist sauer. Aber du hast die Hoffnung, wenigstens einen Teil der Summe zurückzubekommen. Dann würdest du den Anlagebetrüger doch nicht umbringen lassen, oder?«
»Nein, das würde ich wirklich nicht. Ich bin überzeugt davon, dass Turner Preston nur Angst einjagen wollte. Aber dann ist die Situation eskaliert, und Turner hat spontan geschossen.«
»Okay, so könnte es gewesen sein. Aber sollte wirklich Prestons Syphilis-Erkrankung keine Rolle gespielt haben? Und warum musste der Ganovenarzt sterben? Welches Geheimnis nimmt Murphy mit ins Grab?«
»Diese Fragen wird uns hoffentlich Angeli beantworten können, Jerry.«
Wir betraten den Verhörraum, in dem der verdächtige Gastronom auf uns wartete. Er war nicht allein, sondern wurde von Dario Parvese anwaltlich vertreten. Parvese war ein altgedienter Mafia-Jurist, der sich besonders in Little Italy bei der Unterwelt großer Beliebtheit erfreute. Es war bezeichnend genug, dass Angeli sich seinen Beistand gesucht hatte.
Parvese ging sofort in die Offensive. Er war ein kleiner gedrungener Glatzkopf, der mich an einen bekannten Filmkomiker erinnerte.
»Was genau wird meinem Mandanten eigentlich vorgeworfen, Agents? Ist es strafbar, bei einem anderen Mann im Auto zu sitzen?«
»Nein, obwohl dieser Mann ein gesuchter Straftäter ist. Sein Name lautet Rick Turner. Und er hat bereits gestanden, dass Ihr Mandant ihn als Schläger angeheuert hat.«
»Der Lumpenhund lügt«, knurrte Angeli.
»Überlassen Sie das Reden mir, Mister Angeli«, sagte Parvese und fügte schnell noch etwas auf Italienisch hinzu. Ich verstand diese Sprache nicht, Phil ging es genauso. Aber ich
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