Jerry Cotton - 2925 - Einmal zu viel getrickst
wusste Rat. Schnell stand ich wieder auf.
»Einen Moment bitte, ich habe etwas vergessen«, sagte ich und eilte hinaus. Zum Glück war unser italienischstämmiger Kollege Steve Dillaggio an seinem Schreibtisch.
»Steve, ich brauche mal deine Hilfe. Ein Verdächtiger wird von Parvese vertreten. Und ich möchte gern erfahren, was die beiden auf Italienisch zu besprechen haben.«
»Kein Problem, Jerry.«
Steve Dillaggio folgte mir und ging in den Raum neben dem Verhörzimmer. Dazwischen befand sich eine Glasscheibe mit Einwegspiegel, sodass der Agent von Angeli und seinem Anwalt nicht gesehen werden konnte. Doch da die eingebauten Mikrofone und Lautsprecher eingeschaltet waren, konnte Steve jedes Wort in dem Befragungsraum mithören.
Ich kehrte zurück, wobei ich so tat, als ob ich noch wichtige Unterlagen geholt hätte.
»Dann können wir ja weitermachen, mein Mandant und ich haben unsere Zeit nämlich nicht gestohlen«, sagte Parvese forsch. Ich kannte seine unverschämte Art und ließ mich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.
»Uns würde schon interessieren, was Ihr Mandant mit Rick Turner zu tun hatte. Sie werden verstehen, dass Vincenzo Angelis Kontakt zu diesem Kriminellen uns verdächtig erscheinen muss.«
»Das ist ganz einfach erklärt, Agent Cotton. Vincenzo Angeli wollte den Toyota Pick-up kaufen. Er hatte gerade mit dem Besitzer Rick Turner über eine Probefahrt verhandelt, als Sie und Ihre Kollegen erschienen.«
»Aha!«, stellte Phil fest. »Und dann ist wohl Mister Angeli in Panik geraten und geflohen, anstatt sich dem FBI zu stellen?«
Der Anwalt nickte lächelnd. »Ja, Mister Angeli ist ein sehr schreckhafter Mensch. Sein Nervenkostüm ist angegriffen. Das werden wir durch ein ärztliches Gutachten auch belegen.«
»Hoffentlich ist wirklich nur sein Nervenkostüm angegriffen«, bemerkte ich. Angeli kniff misstrauisch die Augen zusammen, und auch sein Anwalt geriet für einen Moment aus dem Konzept.
»Was wollen Sie damit andeuten, Agent Cotton?«
»Es ist eine Tatsache, dass Greg Preston an Syphilis litt. Diese Geschlechtskrankheit ist bekanntlich hochgradig ansteckend. Wir haben den Verdacht, dass Ihr Mandant eine Affäre mit Mistress Preston hat. Daher wäre es nicht unwahrscheinlich, dass Vincenzo Angeli sich bei ihr infizierte und ebenfalls die Syphilis hat.«
Trotz meines sachlichen Tons rastete der Verdächtige völlig aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sein Temperamentsausbruch gespielt war. Für einen so begnadeten Schauspieler hielt ich Angeli nicht. Er schrie wild auf Italienisch und konnte nur mühsam von seinem Rechtsbeistand beruhigt werden.
Phil und ich tauschten einen vielsagenden Blick. Meine Information hatte Angeli offenbar völlig überrascht. Indirekt hatte er ja schon zugegeben, mit Florence Preston geschlafen zu haben. Nur dadurch ließ sich jedenfalls seine große Aufregung erklären.
»Und Sie wollen immer noch behaupten, dass Sie Greg Preston nicht nach dem Leben getrachtet haben?«, fragte ich Angeli und schaute ihm direkt ins Gesicht. »Er hat Ihr Geld verjubelt und Sie sind mit seiner Frau zusammen. Meine Kollegin hat Florence Preston übrigens in Ihrer Wohnung verhaftet. Was hatte die Witwe denn dort zu schaffen?«
Bevor Angeli antworten konnte, ertönte wieder ein italienischer Wortschwall aus Parveses Mund. Aber das war mir egal, denn Steve Dillaggio hörte ja nebenan aufmerksam mit. Jedenfalls verhinderte der Anwalt, dass sein Mandant mit uns sprach. Stattdessen ergriff er selbst das Wort.
»Die Liebelei zwischen Vincenzo Angeli und Florence Preston ist ja wohl kein Verbrechen, Agents. Sie sollten sich lieber stärker mit diesem Rick Turner befassen, anstatt meinen Mandanten zu verwirren. Turner ist vorbestraft, und er versucht seine Schuld auf Mister Angeli abzuwälzen. Sie wissen doch, dass mein Mandant ein wasserdichtes Alibi für den Mord an Greg Preston hat. Mister Angeli bedauert inzwischen aufrichtig, dass er sich der Verhaftung durch Ihren Kollegen widersetzt hat. Aber das lag nur an seinen schwachen Nerven und nicht etwa an einem möglichen Schuldbewusstsein.«
Der Anwalt Parvese war wirklich aalglatt. Vielleicht konnten wir noch nicht einmal beweisen, dass Angeli Turner als Schläger angeheuert hatte. Momentan hatten wir nichts außer Turners Aussage in der Hand. Die Vorstellung, Angeli auf freien Fuß setzen zu müssen, gefiel mir gar nicht. Aber wenigstens bis zum Haftprüfungstermin konnten wir ihn in Gewahrsam behalten.
Ich redete
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