Jerry Cotton - Folge 2862 - Cotton, J: Jerry Cotton - Folge 2862
gearbeitet hat, um es zu etwas zu bringen. Als er nach dem Zweiten Weltkrieg in die Vereinigten Staaten immigrierte, hatte seine Familie fast nichts. Und er hat es – zusammen mit Freunden – geschafft, sich ein eigenes, stolzes Unternehmen aufzubauen. So eine Tat darf einfach nicht ungesühnt bleiben.«
»Das wird sie sicher nicht«, versicherte ich ihm. »Aber da Sie das Thema ansprechen: Was wird mit der Bank geschehen? Hat der Tod von Mister Roth einen großen Einfluss auf das Unternehmen? Oder die Aktienkurse?«
Aaron Roth beantwortete die Frage. »Natürlich ist Dads Tod ein großer Verlust. Er war die Seele der Bank und wir müssen noch entscheiden, wer ihn ersetzen kann – wenn das überhaupt möglich ist. Auf die Aktienkurse wird das keine Auswirkung haben, da das Unternehmen in Privatbesitz und nicht an der Börse notiert ist. Und was die Aktionäre angeht – die Bank befindet sich in Familienbesitz.«
»Somit wäre also eine Manipulation der Aktienkurse als Motiv ausgeschlossen«, sagte ich.
»Ja, sicherlich«, antwortete Aaron Roth. »Bei einem börsennotierten Unternehmen hätte man durch eine solche Aktion sicherlich einen Abfall der Kurse bewirken und damit unter Umständen Millionen verdienen können, aber bei uns ist das nicht der Fall.«
»Und gibt es abgesehen von Occupy Wall Street irgendwelche Gruppen oder Individuen, die Mister Roth nach dem Leben getrachtet haben könnten?«, war meine nächste Frage.
Jakob Roth räusperte sich. »Im Lauf der Jahre gab es da sicherlich einige. Immerhin ging es bei den Geschäften meines Vaters oft um Millionenbeträge. Um in diesem Bereich zu überleben, muss man manchmal hart durchgreifen. Und es bleiben auch einige auf der Strecke. Bestimmt gab es ausgebootete Konkurrenten, die nicht gut auf unseren Vater zu sprechen waren.«
»Wobei er in der New Yorker Gesellschaft hoch angesehen war«, warf Binah Roth ein.
»Fällt Ihnen konkret jemand ein, den wir untersuchen sollten?«, fragte ich Jakob.
»Da müsste ich erst überlegen«, antwortete der sofort.
»Das ist eine gute Idee«, sagte ich. »Falls Ihnen jemand einfällt, sollten Sie uns das mitteilen. Sie können uns jederzeit kontaktieren.«
Die ganze Familie nickte zustimmend.
»Und wie sieht es mit der täglichen Routine von Mister Roth aus?«, fragte ich. »Der Täter muss von seiner Gewohnheit, abends im Park spazieren zu gehen, gewusst haben.«
»Keine Ahnung, wer alles davon wusste«, antwortete Aaron Roth. »Aber mein Vater hat aus so was kein Geheimnis gemacht. Er war ein ziemlich mutiger Mann, der sich durch fast nichts einschüchtern ließ. Vielleicht erfahren Sie von seinem Privatsekretär mehr darüber. Wäre es nicht auch möglich, dass der Täter unseren Vater beobachtet und so seinen Tagesablauf studiert hat?«
»Ja, das ist möglich«, erwiderte ich. »Vor allem, wenn es sich um eine Tat handelte, die seit längerer Zeit geplant war.«
Phil ergriff das Wort. »Wie Sie wissen, wurden Pfeil und Bogen als Tatwaffe verwendet. Hatten diese im Leben Ihres Vaters irgendeine Rolle gespielt? War er vielleicht mal in einem Bogenschützenverein? Oder hatte er mit einer Organisation zu tun, die Pfeile oder Bögen in ihrem Logo hat? Irgendetwas in dieser Art?«
»Nein, nicht dass ich wüsste«, antwortete Irit Roth.
Wir stellten noch einige Fragen, unter anderem zum Tagesablauf von Levi Roth, die aber keine nennenswerten Informationen zutage förderten. Dann ließen wir unsere Visitenkarten da und verabschiedeten uns.
***
» Occupy Wall Street «, sagte Phil, als wir wieder im Jaguar saßen. »Die waren ja bisher immer recht friedlich.«
»Möglicherweise ist einer von ihnen übermütig geworden«, entgegnete ich. »Dass das Time Magazine ›The Protester‹ – Den Protestierenden – als Person des Jahres 2011 gewählt hat, zeigt die Aufmerksamkeit, die diesen Gruppen geschenkt wird. So eine Ehre könnte dem einen oder anderen zu Kopf gestiegen sein.«
»Na ja«, sagte Phil. » Time hat früher auch schon mal Hitler und Stalin zu Männern des Jahres gewählt. Und die haben sich als wenig friedliche Zeitgenossen entpuppt.«
»Wir sollten erst mit dem Privatsekretär von Roth reden, diesem Tom Eppstein«, sagte ich. »Dann legen wir unser weiteres Vorgehen fest.«
»Dagegen habe ich nichts einzuwenden«, sagte Phil. »Ich werde mal schauen, was ich über den Mann finde.«
Wir fuhren los und Phil nahm sein Handy, um zu überprüfen, wo sich Eppstein befand. Wie erwartet war er
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