Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)
bekommen hatte, hatten ihn alle seine Kumpels beneidet. Zu Recht, denn die Arbeit hier war reiner Luxus. Er verdiente fast doppelt so viel wie bei seinem letzten Job in einem Thai-Lokal in Queens und bekam außerdem noch reichlich Trinkgeld.
Dieser Job war ein absoluter Glücksfall. Er hatte nichts dagegen, im Marriott Downtown in Rente zu gehen. Dazu fehlten ihm allerdings noch 28 Jahre.
Yao lehnte sich zurück. Dann vibrierte sein Handy.
Und plötzlich änderte sich alles.
Yao nahm das Gespräch an und hörte sich in Ruhe an, was der Mann am anderen Ende der Leitung ihm zu sagen hatte. Dann schaltete er das Handy aus, nahm seine Jacke aus dem Spind und verließ die Toilette.
Er benutzte die Treppe, Aufzügen misstraute er grundsätzlich. Im Foyer herrschte reger Betrieb, neue Gäste checkten ein, andere saßen in den Sitzgruppen zusammen und unterhielten sich. Die Klänge des Steinway- Flügels auf der Zwischenetage perlten durch den großen Raum und vermittelten das wohlige Gefühl, dass irgendwie alles in Ordnung war.
Ohne nach links oder rechts zu schauen, strebte Yao auf den Ausgang zu. Aus dem Augenwinkel nahm er den irritierten Blick des Empfangschefs wahr, der sich sicher wunderte, warum er mitten in der Schicht seinen Arbeitsplatz verließ. Aber darum konnte er sich jetzt nicht kümmern.
Als sich die Glastür hinter ihm schloss, spürte er einen kleinen Stich. Er hatte sich hier wohlgefühlt, aber sein Verhalten würde unweigerlich die fristlose Kündigung nach sich ziehen. Das Marriott Downtown war Geschichte. Er würde sich nach einem neuen Job umsehen müssen.
Yao ging die Albany Street entlang und hielt nach einem Yellow Cab Ausschau. Dabei wählte er nacheinander vier Nummern und gab die notwendigen Instruktionen weiter.
Kurz vor der Greenwich Street hatte er Glück, ein Taxi hielt am Straßenrand.
»126, Hudson Avenue, Vinegar Hill«, erklärte er dem Mann mit den Rastazöpfen am Steuer. Dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Die nächsten Stunden würden seine volle Konzentration erfordern. Er musste Kräfte sammeln. Gott sei Dank gehörte er zu den glücklichen Menschen, die in jeder Situation einen Kurzschlaf einlegen und frische Kräfte schöpfen konnten. Noch bevor sie den Zuccotti Park erreicht hatten, war Yao eingenickt.
Er schreckte hoch, als der Fahrer an die schusssichere Trennscheibe klopfte, zahlte den Fahrpreis und stieg aus. Er wartete einen Moment, bis das Yellow Cab verschwunden war, dann machte er sich auf den Weg zur John Street. Er hatte das Taxi extra zwei Straßen früher halten lassen. Niemand musste wissen, dass er hier zwischen einer Autovermietung und einem Umspannwerk eine Garage gemietet hatte.
Das Tor glitt hoch. Yao öffnete den Kofferraum des weißen Ford Edge . Fünf Bazookas lagen ordentlich nebeneinander auf der grauen Drillichdecke.
Yao schloss den Kofferraum wieder und warf einen Blick auf die Uhr. Er lag gut in der Zeit. Er klemmte sich hinters Steuer, gab die Adresse ins Navigationsgerät ein, überprüfte den Tankinhalt und setzte rückwärts aus der Garage.
Zehn Minuten später hatte er den Brooklyn Queens Expressway erreicht und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein Richtung Queens. In einem 7-Eleven in der Cherry Street sammelte er seine vier Mitstreiter ein, zwei Taiwanesen, einen Koreaner und einen Chinesen. Es war nicht der erste Job, den sie zusammen erledigten, also mussten nicht viele Worte gewechselt werden. Jeder kannte seine Aufgabe. Sie stiegen in den CUV und nahmen Kurs auf Nassau County.
Inzwischen war es zwei Uhr früh, und die Luft war auf erträgliche Temperaturen abgekühlt. Sie öffneten alle Fenster und genossen den frischen Fahrtwind. Der Long Island Expressway war um diese Zeit kaum befahren, sodass Yao zügig vorankam.
Nach einer knappen halben Stunde bog er auf den Northern State Parkway ab und erreichte kurz darauf Levittown. Die Adresse lag am östlichen Ortsrand, sie kamen gegen drei Uhr morgens dort an. Yao schaltete in den dritten Gang runter und rollte mit abgeblendeten Scheinwerfern durch das noble Villenviertel.
Der Laurie Boulevard lag im sanften Schein des Mondes. In der Luft lag der schwere Duft von Rhododendron und Bougainvillea, die ihre üppige Blütenpracht in den gepflegten Vorgärten zur Geltung brachten. Villen und schmucke Bungalows reihten sich aneinander. Wer hier wohnte, hatte Geld, und zwar nicht zu knapp.
Yao drehte eine Runde durch die Siedlung. In keinem der Häuser in der
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