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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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Reitertrupps auf Kamelen aus, um den Irak und Palästina zu überfallen.
    Chalid ibn Walid: das Schwert Gottes
    Irgendwo bei Gaza gab es »einen Kampf zwischen den Römern und den Nomaden Mohammeds«, schreibt Thomas der Presbyter, ein Christ, der den Propheten 640 als erster unabhängiger Historiker erwähnte. [105] »Die Römer flüchteten.« Kaiser Heraklius befand sich noch in Syrien und bereitete sich darauf vor, diese arabischen Armeen zu schlagen, die wiederum Abu Bakr um Verstärkung ersuchten. Er rief seinen besten General, Chalid bin Walid, der gerade in den Irak einfiel. Sechs Tage ritt Chalid durch die Wüste und traf rechtzeitig in Palästina ein.
    Chalid gehörte zu den Aristokraten Mekkas, die gegen Mohammed gekämpft hatten, aber als er schließlich konvertiert war, hatte der Prophet den dynamischen Kommandeur willkommen geheißen und als Schwert des Islam bezeichnet. Chalid war einer jener großspurigen Feldherren, die sich wenig um die Befehle ihrer politischen Herren scherten. Der Ablauf der Ereignisse ist unklar, jedenfalls schloss er sich den anderen arabischen Kriegsherren an, übernahm das Kommando und besiegte eine byzantinische Truppe südwestlich von Jerusalem, bevor er Damaskus stürmte. Als im fernen Mekka Abu Bakr starb, wurde Omar, einer der ersten Konvertiten und engster Vertrauter des Propheten, sein Nachfolger. Der neue Herr der Gläubigen misstraute Chalid, der ein Vermögen anhäufte und zur lebenden Legende wurde. Omar zitierte ihn nach Mekka und erklärte: »Chalid, nimm dein Vermögen aus unserem Hintern.«
    Heraklius entsandte eine Armee, um die Araber zu stoppen. Omar ernannte einen neuen Kommandeur, Abu Ubayda, und Chalid kehrte als dessen Untergebener zur Armee zurück. Nach monatelangen Scharmützeln lockten die Araber die Byzantiner schließlich in den undurchdringlichen Schluchten am Jarmuk zwischen dem heutigen Jordanien, Syrien und den israelischen Golanhöhen in die Schlacht. »Das ist eine Schlacht Gottes«, erklärte Chalid seinen Leuten – und am 20. August 636 schickte Gott einen Sandsturm, der den Christen die Sicht raubte, so dass sie in Panik gerieten und in wilder Hast über die Klippen des Jarmuk stürmten. Chalid schnitt ihnen die Rückzugswege ab, und gegen Ende der Schlacht waren die Christen so erschöpft, dass die Araber sie, eingehüllt in ihre Mäntel, am Boden liegen sahen und sie nur noch abzuschlachten brauchten. Selbst der Bruder des Kaisers wurde getötet. Heraklius erholte sich nie wieder von dieser Niederlage in einer der entscheidendsten Schlachten der Geschichte, in der Syrien und Palästina verlorengingen. Die byzantinische Herrschaft, die durch den Perserkrieg bereits geschwächt war, brach offenbar in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Es ist unklar, ob die arabische Eroberung aus einer triumphalen Reihe einzelner Überfälle bestand. Wie intensiv die Eroberungszüge auch gewesen sein mögen, war es eine erstaunliche Leistung, dass diese winzigen Kontingente arabischer Kamelreiter, die teils nur 1000 Mann umfassten, die Legionen des oströmischen Reiches vernichtend schlugen. Aber der Herr der Gläubigen ließ es nicht dabei bewenden; er schickte eine weitere Armee nach Norden und eroberte Persien, das ebenfalls an die Araber fiel. [77]
    In Palästina hielt nur Jerusalem unter dem Patriarchen Sophronius stand, einem griechischen Intellektuellen, der die Stadt in seiner Dichtung als »Zion, strahlendes Zion des Weltalls« pries. Er konnte das Unglück, das die Christen ereilt hatte, kaum fassen. In seinen Predigten in der Grabeskirche prangerte er die Sünden der Christen und die Gräueltaten der Araber an, die er auf griechisch »Sarakenoi«, Sarazenen, nannte: »Woher kommen diese Kriege gegen uns? Wieso mehren sich barbarische Einfälle? Der Abschaum gottloser Sarazenen hat Bethlehem erobert. Wegen unserer Sünden haben die Sarazenen sich mit bestialischem Drang gegen uns erhoben. Bessern wir uns!«
    Aber dazu war es zu spät. Die Araber rückten von verschiedenen Seiten gegen die Stadt vor, die sie Ilya (nach dem römischen Namen Aelia) nannten. Der erste ihrer Kommandeure, der Jerusalem belagerte, war Amr ibn al-As, nach Chalid ihr bester General und ebenfalls ein legendärer Abenteurer aus der Aristokratie Mekkas. Wie die übrigen arabischen Führer kannte auch Amr die Gegend sehr gut: Er hatte Grundbesitz in der Nähe und war in seiner Jugend in Jerusalem gewesen. Aber ihm ging es nicht nur um Kriegsbeute.
    »Die Stunde ist nahe«,

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