Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
Israel – und Jerusalem. Beiden brachten sie Gemetzel und Verwüstung. [20]
Isebel und Tochter, Königinnen von Jerusalem
Isebel und Ahab hatten eine Tochter namens Atalja, die sie mit König Joram von Juda verheirateten. Sie kam in ein blühendes Jerusalem: Syrische Kaufleute trieben in ihrem eigenen Viertel Handel, eine judäische Flotte befuhr das Rote Meer, und die kanaanitischen Götzenbilder waren aus dem Tempel entfernt. Aber Isebels Tochter brachte kein Glück.
Die Blütezeit der Israeliten dauerte nur so lange wie die vorübergehende Schwäche der Großmächte. Assyrien, dessen Kerngebiet um Ninive im heutigen Irak lag, erlebte ab 854 v.Chr. einen erneuten Aufschwung. Als der assyrische König Salmanassar III. einen Eroberungsfeldzug gegen die syrischen Königreiche begann, schlossen Juda, Israel und Syrien gegen ihn ein Bündnis. In der Schlacht von Karkar bot Ahab 2000 Streitwagen und 10 000 Mann Fußvolk auf und stoppte den Vormarsch der Assyrer. Anschließend zerfiel die Koalition jedoch wieder. Judäer und Israeliten kämpften gegen die Syrer, und die unterworfenen Völker rebellierten. [15] König Ahab von Israel wurde durch einen Pfeil getötet – und wie prophezeit, »leckten die Hunde sein Blut«. In Israel rebellierte ein General namens Jehu, er ermordete die Königsfamilie, schichtete die Köpfe der siebzig Söhne Ahabs vor Samarias Stadttor auf und tötete nicht nur den neuen König Israels, sondern auch den König von Juda, der bei ihm zu Gast war. Königin Isebel wurde aus dem Fenster geworfen und von Pferdewagen zermalmt. [16]
In Israel warf man Isebels Leiche den Hunden zum Fraß vor, aber in Jerusalem riss ihre Tochter, Königin Atalja, um 841 v.Chr. die Macht an sich und tötete alle Prinzen des Hauses David (ihre eigenen Enkel), die sie finden konnte. Nur ein Prinz, der kleine Joasch, wurde gerettet. Das 2. Buch der Könige – und einige neuere archäologische Funde – bieten erste Einblicke in das damalige Leben in Jerusalem. [21]
Der kleine Prinz Joasch wurde im Tempelkomplex versteckt, während Isebels halb phönizische, halb israelitische Tochter kosmopolitischen Handel und Baalsanbetung in ihre kleine Hauptstadt im Bergland holte. In Jerusalem fand man eine erlesene, nur gut zwei Zentimeter große Elfenbeinarbeit, eine Taube auf einem Granatapfel, die vermutlich ein Möbelstück in einem reichen Jerusalemer Haus zierte. Rund um den Felsenteich unter der Davidsstadt entdeckte man phönizische Tonsiegel – der Briefkopf der damaligen Zeit – mit Bildern ihrer Schiffe und heiligen Totems wie einer geflügelten Sonne über einem Thron sowie 10 000 Stücke Fischbein, die vermutlich von den phönizischen Seefahrern und Kaufleuten vom Mittelmeer importiert wurden. Aber schon bald war Atalja ebenso verhasst wie Isebel. Ihre Priester stellten Götzenbilder von Baal und anderen Göttern im Tempel auf. Nach sechs Jahren rief der Tempelpriester die führenden Männer Jerusalems zu einem Geheimtreffen und offenbarte ihnen, dass der kleine Prinz Joasch noch lebte – dem sie sofort Treue schworen. Der Priester bewaffnete die Garden mit König Davids Spießen und Schilden, die sich noch im Tempel befanden, salbte das Kind, rief: »Es lebe der König«, und ließ Trompeten erschallen.
Die Königin hörte »das Geschrei des Volks« und lief vom Palast in den benachbarten Tempel, der bereits voller Menschen war. Sie rief: »Aufruhr, Aufruhr!« Aber die Wachen packten sie, zerrten sie vom heiligen Berg hinunter und töteten sie vor dem Tor. Die Priester Baals wurden gelyncht und ihre Götzenbilder zertrümmert.
König Joasch regierte vierzig Jahre, bis der syrische König 801 v.Chr. Jerusalem angriff, ihn besiegte und zwang, ihm alles Gold aus dem Tempelschatz auszuliefern. Joasch wurde ermordet. Dreißig Jahre später überfiel ein König von Israel Jerusalem und plünderte den Tempel. Der wachsende Reichtum des Tempels machte ihn von nun an zu einer verlockenden Beute. [22]
Aber Jerusalems Reichtum konnte es nicht mit dem Assyriens aufnehmen, das unter einem neuen König vor Tatendrang strotzte: Dieses raubgierige Reich war wieder auf dem Vormarsch. Die Könige von Israel und Aram-Damaskus versuchten, ein Bündnis gegen die Assyrer zu schmieden. Als König Ahas von Juda eine Beteiligung ablehnte, belagerten die Israeliten und Syrer Jerusalem. Die erst kürzlich verstärkten Stadtmauern konnten sie zwar nicht durchbrechen, aber König Ahas schickte dennoch den Tempelschatz und ein
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