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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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Hilfeersuchen an Tiglat-Pileser III. von Assyrien. Die Assyrer annektierten 732 v.Chr. Syrien und plünderten Israel. In Jerusalem überlegte König Ahas verzweifelt, ob er sich Assyrien unterwerfen oder kämpfen sollte.
    Jesaja: Jerusalem als Schönheit und Hure
    Der Prinz, Priester und politische Berater Jesaja riet dem König abzuwarten: Jahwe werde Jerusalem beschützen. Er erklärte dem König, er werde einen Sohn namens Immanuel – was »Gott mit uns« heißt – bekommen: »Denn uns ist ein Kind geboren«, das »Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst« sein und endlosen Frieden bringen wird.
    Das Buch Jesaja stammt von mindestens zwei Autoren, von denen der zweite mehr als zweihundert Jahre später schrieb als der erste. Der erste Jesaja war nicht nur ein Prophet, sondern auch ein visionärer Dichter, der in einer Zeit unersättlicher assyrischer Aggression als Erster ein Leben in einem mystischen Jerusalem nach der Zerstörung des Tempels vorhersah: Er sah »den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel … und das Haus ward voll Rauch«.
    Jesaja liebte den »heiligen Berg«, der für ihn eine schöne Frau war, »den Berg der Tochter Zion«, »den Hügel Jerusalems«, jener Stadt, die manchmal tugendhaft, zuweilen aber auch eine Hure war. Ohne Gottesfurcht und Anstand bedeutete der Besitz Jerusalems nichts. Wenn aber alles verloren und Jerusalem verwüstet sei, werde es für jeden an jedem Ort ein neues mystisches Jerusalem geben, das liebevolle Güte predige: »Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!« Jesaja sagte ein ungewöhnliches Phänomen voraus: »Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen.« Die Gesetze, Werte und Geschichten dieser fernen und vielleicht besiegten Bergstadt würden wiedererstehen: »Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege … Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. Und er wird richten unter den Heiden.« Jesaja prophezeite einen Tag des Jüngsten Gerichts, an dem ein gesalbter König – der Messias – kommen werde: »Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen … und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.« Die Toten werden auferstehen. »Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern.«
    Diese glühende Dichtung brachte erstmals die apokalyptischen Sehnsüchte zum Ausdruck, die sich bis heute durch Jerusalems Geschichte ziehen sollten. Jesaja prägte nicht nur das Judentum, sondern auch das Christentum wesentlich mit. Jesus Christus befasste sich eingehend mit Jesaja und leitete seine Lehren von dieser poetischen Vision ab – von der Zerstörung des Tempels und der Vorstellung eines universellen spirituellen Jerusalem bis hin zur Erhebung der Unterprivilegierten. Jesus selbst sollte als Jesajas Immanuel gelten.
    König Ahas reiste nach Damaskus, um sich Tiglat-Pileser zu unterwerfen, und kehrte mit einem Altar im assyrischen Stil für den Tempel zurück. Als der Eroberer 727 v.Chr. starb, rebellierte Israel, aber der neue assyrische König, Sargon II., belagerte ihre Hauptstadt Samaria drei Jahre lang, schluckte schließlich Israel und deportierte 27 000 Einwohner nach Assyrien. Zehn der zwölf Stämme Israels, die im Nordreich gelebt hatten, verschwanden nahezu vollständig aus der Geschichte. [17] Die Juden der Neuzeit stammen von den beiden letzten Stämmen ab, die als Königreich Juda überlebten. [23] Das Kind, das Jesaja als Immanuel bejubelt hatte, war König Hiskia, der zwar kein Messias war, aber dennoch die wertvollste aller politischen Qualitäten besaß: Glück. Bis heute sind Spuren von ihm in Jerusalem zu finden.
    Sanherib: der Wolf unter den Lämmern
    Hiskia wartete zwanzig Jahre auf eine Chance, gegen die Assyrer zu rebellieren: Zuerst entfernte er die Götzenbilder und zerschlug die Bronzeschlange, die im Tempel stand, dann rief er sein Volk zusammen und ließ es eine Frühform des Passahfests in Jerusalem feiern, das sich zum ersten Mal auf den westlichen Hügel ausdehnte. [18] Die Stadt füllte sich mit Flüchtlingen aus dem gefallenen Nordreich, die vermutlich einige ihrer alten Schriftrollen zur

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