Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
Josias optimistische, offenbarende Regentschaft mehr Einfluss als jede andere in der Zeit von David bis Jesus. Der Traum von Unabhängigkeit endete jedoch in Megiddo, das zum Inbegriff der Katastrophe wurde: Armageddon. [27]
Der Pharao zog nach Jerusalem und setzte Josias Sohn Jojakim auf den Thron von Juda. Es gelang Ägypten jedoch nicht, den Aufstieg eines neuen Reiches im Nahen Osten zu verhindern. Der Sohn des babylonischen Königs, Nebukadnezar, brachte den Ägyptern 605 v.Chr. bei Karkemisch eine vernichtende Niederlage bei. Assyrien ging unter; Babylon erbte Juda. Aber 597 v.Chr. sah König Jojakim in dieser Instabilität die Chance, Juda zu befreien, und rief ein landesweites Fasten aus, um Gottes Beistand zu erlangen. Sein Berater und Prophet Jeremia warnte im ersten Klagelied, Gott werde Jerusalem zerstören. Aber König Jojakim ließ Jeremias Schriften öffentlich verbrennen. [22] Er schloss ein Bündnis mit Ägypten, aber von dort kam keine Hilfe, als ein neuer Eroberer über Jerusalem herfiel.
Nebukadnezar
»Im siebten Monat des Kislev marschierte der babylonische König in das Land Hatti [Syrien], belagerte die Stadt Juda [Jerusalem], eroberte die Stadt am zweiten Tag des Monats Adar [16. März 597 v.Chr.] und nahm den König gefangen«, heißt es in der Chronik Nebukadnezars, die auf einer Toninschrift erhalten ist. Nebukadnezar plünderte den Tempel und deportierte den König sowie 10 000 Angehörige der Oberschicht, Handwerker und junge Männer nach Babylon. Jojachin kam an den Hof seines Eroberers.
Nebukadnezar war zwar der Sohn eines Usurpators, baute aber tatkräftig ein Imperium auf und sah sich als irdischer Stellvertreter des babylonischen Schutzgottes Bel-Marduk. Er übernahm den assyrischen Stil grausamer imperialer Unterdrückung und stellte sich als Inbegriff der Frömmigkeit und Tugend dar. In der Heimat raubten die Starken die Schwachen aus, aber Nebukadnezar »ruhte Tag und Nacht nicht, sondern bemühte sich mit Bedacht und Entschlossenheit«, Gerechtigkeit zu üben. Seine Opfer aus Juda sahen in ihm möglicherweise nicht den selbsternannten »König der Gerechtigkeit«.
Die Exilanten aus Juda fanden sich in einer Stadt wieder, neben der sich Zion wie ein Dorf ausnahm. Während Jerusalem damals einige Tausend Einwohner hatte, lebten in Babylon eine Viertelmillion Menschen in einer so majestätischen und hedonistischen Metropole, dass Ischtar, die Göttin der Liebe und des Krieges, angeblich auf Zehenspitzen durch die Straßen ging und ihre Lieblinge in Gasthöfen und Gassen küsste.
Nebukadnezar gab Babylon sein eigenes ästhetisches Gepräge: Grandioser Gigantismus in seiner Lieblingsfarbe, göttlichem Himmelblau, spiegelte sich in den Kanälen des mächtigen Euphrat. Das Ischtartor, dessen vier Türme mit blau glasierten Backsteinen verkleidet und mit Stieren und Drachen in Gelb und Ocker verziert waren, führte auf den Prozessionsweg, den triumphalen Boulevard der Stadt. Seinen Palast, den er als »bewundernswertes Bauwerk, glänzendes Heiligtum, meinen königlichen Wohnsitz« bezeichnete, zierten gewaltige Löwen. Sein Sommerpalast war mit hängenden Gärten ausgestattet. Zu Ehren Marduks, der Schutzgottheit Babylons, ließ Nebukadnezar eine Zikkurat bauen, einen riesigen siebenstöckigen Stufenturm mit Flachdach: Dieses Fundament von Himmel und Erde war der wahre Turm von Babel und die vielen gesprochenen Sprachen bezeugten, dass Babylon die kosmopolitische Hauptstadt des gesamten Nahen Ostens war.
In Jerusalem setzte Nebukadnezar den Onkel des deportierten Königs, Zedekia, auf den Thron. Zedekia reiste 594 v.Chr. nach Babylon, um Nebukadnezar seine Reverenz zu erweisen. Nach seiner Rückkehr rebellierte er jedoch gegen ihn, angestachelt vom Propheten Jeremia, der warnte, Babylon werde die Stadt zerstören. Nebukadnezar marschierte gen Süden. Als Zedekia an die Ägypter appellierte, entsandten sie eine spärliche Truppe, die bald besiegt wurde. Sobald Jeremia die Panik und Angst in Jerusalem sah, versuchte er zu flüchten, wurde aber am Stadttor gefangen genommen. Der König war hin und her gerissen, ob er ihn um Rat fragen oder wegen Verrats hinrichten sollte, und kerkerte ihn in einem Verlies unter dem Königspalast ein. Achtzehn Monate lang verwüstete Nebukadnezar Juda und hob sich Jerusalem bis zum Schluss auf.
Im Jahr 587 v.Chr. kesselte Nebukadnezar Jerusalem mit Belagerungsstellungen und Wällen ein. Schließlich »nahm der Hunger überhand in der Stadt«, schrieb
Weitere Kostenlose Bücher