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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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Jeremia und klagte über kleine Kinder, »die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken«. Es gab sogar Hinweise auf Kannibalismus: »die Tochter meines Volkes ist unbarmherzig … Es haben die barmherzigsten Frauen ihre Kinder selbst kochen müssen, damit sie zu essen hatten in dem Jammer.« Schon bald waren selbst die Wohlhabenden verzweifelt, schrieb der Autor der Klagelieder, »die früher auf Purpur getragen wurden, die müssen jetzt im Schmutz liegen« und nach Nahrung suchen. Menschen »irrten hin und her auf den Gassen wie die Blinden«. Archäologen fanden einen Abwasserkanal aus der Zeit der Belagerung: Sein Inhalt zeigte, dass die Judäer, die sich gewöhnlich von Linsen, Weizen und Gerste ernährten, nun Pflanzen und Kräuter aßen und an Peitschenwurm und Bandwurm litten.
    Am neunten Tag des jüdischen Monats Ab, also im August 586 v.Chr., stürmte Nebukadnezar die Stadt und setzte sie vermutlich mit brennenden Fackeln und Pfeilen in Brand (im heutigen jüdischen Viertel fand man Pfeilspitzen in einer Schicht aus Ruß, Asche und verkohltem Holz). Aber das Feuer, das die Häuser zerstörte, brannte auch die Tonsiegel der Bürokratie so hart, dass sie in den verbrannten Häusern bis heute erhalten geblieben sind. Jerusalem erlebte die infernalischen Verwüstungen besiegter Städte. Wer getötet wurde, hatte mehr Glück als diejenigen, die verhungerten: »Unsere Haut ist verbrannt wie in einem Ofen von dem schrecklichen Hunger. Sie haben unsere Frauen in Zion geschändet … Fürsten wurden von ihnen gehenkt.« Aus dem Süden strömten Edomiter in die Stadt, um zu plündern, zu feiern und sich an der Verwüstung zu weiden: »Ja, freue dich nur und sei fröhlich, du Tochter Edom …, dass du trunken wirst und dich entblößt.« Laut Psalm 137 spornten die Edomiter die Babylonier an: »›Reißt nieder, reißt nieder bis auf den Grund!‹ … Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!« Während die Babylonier Jerusalem verwüsteten, überlebte Jeremia in seinem Verlies unter dem Königspalast.
    Nebukadnezar: Die Gräuel der Verwüstung
    Zedekia flüchtete durch das Tor in der Nähe des Siloateichs in Richtung Jericho, aber die Babylonier nahmen ihn gefangen und führten ihn vor Nebukadnezar, »und sie sprachen das Urteil über ihn. Und sie erschlugen die Söhne Zedekias vor seinen Augen und blendeten Zedekia die Augen und legten ihn in Ketten und führten ihn nach Babel.« Jeremia müssen die Babylonier wohl im Verlies des Königs gefunden haben, denn sie brachten ihn zu Nebukadnezar, der ihn offenbar befragte und ihn Nebusaradan übergab, dem Kommandeur der königlichen Leibwache, dem Jerusalem unterstellt war. Nebukadnezar deportierte 20 000 Judäer nach Babylon, ließ aber viele Arme zurück, wie Jeremia erklärte.
    Einen Monat später befahl Nebukadnezar seinem General, die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Nebusaradan »verbrannte das Haus des HERRN und das Haus des Königs und alle Häuser in Jerusalem« und »riss die Mauern Jerusalems nieder«. Der Tempel wurde zerstört, die Gold- und Silbergefäße wurden geplündert, und die Bundeslade verschwand für immer. »Sie verbrennen dein Heiligtum«, heißt es in Psalm 74. Die Priester wurden in Nebukadnezars Anwesenheit getötet. Wie unter Titus 70 n.Chr. kippte man Tempel und Palast offenbar in das unterhalb gelegene Tal: »Wie ist das Gold so ganz dunkel und das feine Gold so hässlich geworden, und wie liegen die Edelsteine an allen Straßenecken zerstreut!« [23]
    Die Straßen waren menschenleer: »Wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war!« Die Reichen waren verarmt: »Die früher leckere Speisen aßen, verschmachten jetzt auf den Gassen.« Füchse liefen über den öden Berg Zion. Die Klagelieder der Judäer betrauerten das blutende Jerusalem, das für sie wie »eine unreine Frau« war. »Sie weint des Nachts, dass ihr die Tränen über die Backen laufen. Es ist niemand unter allen ihren Liebhabern, der sie tröstet.«
    Die Zerstörung des Tempels muss den Menschen als Tod nicht nur einer Stadt, sondern eines ganzen Volkes erschienen sein. »Die Straßen nach Zion liegen verwüstet, weil niemand auf ein Fest kommt. Alle Tore der Stadt stehen öde, ihre Priester seufzen … Es ist von der Tochter Zion aller Schmuck dahin«; »Die Krone ist von unserem Haupt gefallen.« Es erschien wie das Ende der Welt oder wie »das Gräuelbild der Verwüstung«, wie es im Buch Daniel heißt. Die Judäer wären

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