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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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Herodes Antipas, wo er Familie hatte. Maria war eine Cousine von Johannes’ Mutter. Als sie mit Jesus schwanger war, hatte sie Johannes’ Eltern besucht. Jesus kam aus Nazareth, um seinen Vetter predigen zu hören, und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Die Vettern begannen, gemeinsam zu predigen und boten Erlösung von der Sünde durch die Taufe an, eine neue Zeremonie, die von der jüdischen Tradition des rituellen Bads in der Mikwe abgleitet war. Johannes fing aber auch an, Herodes Antipas zu schmähen.
    Der Tetrarch von Galiläa lebte königlich und finanzierte seinen Luxus durch Steuereintreiber, die weithin verhasst waren. Ständig bedrängte er den römischen Kaiser, Augustus’ mürrischen Stiefsohn Tiberius, ihm das gesamte Königreich seines Vaters zu übertragen. Er nannte seine Hauptstadt »Livias« nach Augustus’ Witwe und Tiberius’ Mutter, die eine Freundin seiner Familie war. Einer neuen Stadt, die er 18 n.Chr. am Galiläischen Meer (See von Genezareth) baute, gab er den Namen Tiberias. Wie Johannes verachtete auch Jesus Antipas als korrupten Wüstling und römische Marionette und bezeichnete ihn als »diesen Fuchs«.
    Herodes Antipas hatte die Tochter des nabatäisch-arabischen Königs Aretas IV. geheiratet, eine Allianz, die den Frieden zwischen den Juden und ihren arabischen Nachbarn sichern sollte. Nach dreißig Jahren auf seinem kleinen Thron verliebte sich Antipas fatalerweise in seine Nichte Herodias. Sie war die Tochter des Aristobulos, des hingerichteten Sohns Herodes’ des Großen, und bereits mit einem Halbbruder verheiratet. Nun verlangte sie, dass Antipas sich von seiner arabischen Frau trennte, worauf Antipas dummerweise einging. Aber die Nabatäerprinzessin ließ sich nicht in aller Stille abschieben. Johannes der Täufer geißelte das ehebrecherische Paar vor großen Menschenmengen als moderne Variante von Ahab und Isebel, bis Antipas ihn einkerkern ließ. Der Prophet wurde in Machaerus eingesperrt, der Festung Herodes’ des Großen, die jenseits des Jordans 700 Meter über dem Toten Meer lag. In diesen Verliesen war Johannes allerdings nicht allein, denn es gab noch eine berühmte Gefangene: Antipas’ arabische Ehefrau.
    Seinen Geburtstag feierte Antipas bei einem Festbankett mit seinen Höflingen, Herodias und ihrer Tochter Salome, die mit dem Tetrarchen Philipp verheiratet war. (Die Mosaikböden im Festsaal der Burg Machaerus sind teils noch erhalten – wie auch einige der Verliese darunter.) Salome »tanzte und gefiel Herodes« und führte vielleicht sogar den Tanz der sieben Schleier so anmutig auf, dass der König sagte: [60] »Bitte von mir, was du willst, ich will dir’s geben.« Auf Drängen ihrer Mutter verlangte Salome »das Haupt Johannes des Täufers«. Sofort holte man den Kopf aus dem Kerker, trug ihn in einer Schale in den Saal und gab ihn »dem Mädchen und das Mädchen gab’s seiner Mutter«.
    Jesus erkannte, dass er in Gefahr war, und flüchtete in die Wüste, kam aber häufig nach Jerusalem – als einziger Begründer der drei Abrahamitischen Religionen. Die Stadt und der Tempel spielten eine zentrale Rolle für sein Selbstverständnis. Das Leben eines Juden stützte sich auf das Studium der Propheten, die Einhaltung der Gesetze und die Pilgerfahrt nach Jerusalem, der »Stadt des großen Königs«, wie Jesus sie nannte. Obwohl über die ersten dreißig Jahre im Leben Jesu nichts bekannt ist, steht fest, dass er gründliche Kenntnis der jüdischen Bibel besaß und mit allem, was er tat, die Prophezeiungen peinlich genau erfüllte. Da er Jude war, bildete der Tempel einen festen Bestandteil seines Lebens, und das Schicksal Jerusalems interessierte ihn brennend. Im Alter von zwölf Jahren nahmen seine Eltern Jesus am Passahfest mit in den Tempel. Während sie den Heimweg antraten, schlüpfte er unbemerkt davon, wie Lukas schildert, und erst nach drei besorgten Tagen »fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte«. Als der Teufel ihn in Versuchung führte, nahm er Jesus mit und »stellte ihn auf die Zinne des Tempels«. Später erklärte Jesus seinen Jüngern seine Mission und betonte, dass sich sein Schicksal in Jerusalem erfüllen müsse: »Seit der Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen, wie er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse … und getötet werden und am dritten Tag auferstehen.« Die Stadt werde jedoch dafür bezahlen: »Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem

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