Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
wir im Geist Gottes dienen und uns Jesu Christi rühmen«, wütete er gegen Heidenchristen, die eine Beschneidung in Erwägung zogen.
Mittlerweile wandten sich Jakobus und die Ältesten von Paulus ab. Sie hatten den realen Jesus gekannt, aber Paulus insistierte: »Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.« Und er behauptete: »Ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe.« Jakobus, dieser hochgeachtete Heilige, warf ihm vor, das Judentum abzulehnen. Selbst Paulus konnte den Bruder Jesu nicht ignorieren. So kam er 58, um mit der Jesus-Dynastie Frieden zu schließen.
Der Tod Jakobus’ des Gerechten: Die Jesus-Dynastie
Paulus begleitete Jakobus in den Tempel, um sich als Jude zu reinigen und zu beten, aber er wurde von einigen Juden erkannt, die ihn auf seinen Reisen hatten predigen sehen. Der römische Centurio, der für die Ordnung im Tempel zuständig war, musste ihn vor dem Mob beschützen, der Paulus lynchen wollte. Als Paulus wieder anfing zu predigen, hielten die Römer ihn für den flüchtigen ägyptischen »Hexer«, legten ihn in Ketten und brachten ihn auf die Burg Antonia, um ihn zu geißeln. »Ist es erlaubt bei euch, einen Menschen, der römischer Bürger ist, ohne Urteil zu geißeln?«, fragte Paulus. Der Centurio war verblüfft, als er erfuhr, dass dieser wild dreinschauende Visionär römischer Bürger war und das Recht hatte, ein Urteil durch Nero zu verlangen. Die Römer erlaubten dem Hohepriester und dem Sanhedrin, Paulus vor den Augen der wütenden Menge zu befragen. Seine Antworten waren so beleidigend, dass man ihn wieder beinahe gelyncht hätte. Um den Mob zu beruhigen, schickte der Centurio Paulus nach Caesarea. [59]
Paulus’ Leistungen brachten möglicherweise auch die Judenchristen in Verruf. Der Hohepriester Ananus (Hananias), der Sohn jenes Annas, der Jesus verurteilt hatte, ließ Jakobus festnehmen, klagte ihn vor dem Sanhedrin an und ließ ihn von der Stadtmauer werfen, vermutlich von derselben Zinne, auf der der Teufel seinen Bruder in Versuchung geführt hatte. Anschließend wurde Jakobus gesteinigt und erhielt den Todesstoß mit einem Hammer. [72] Laut Josephus, der in Jerusalem lebte, war Ananus von »heftiger und verwegener Gemütsart«, und auf sein Vorgehen reagierten die meisten Juden entsetzt: Der Bruder Jesu war allgemein geachtet. Umgehend entließ König Agrippa II. den Ananus. Aber die Christen blieben eine Dynastie: Auf Jesus und Jakobus folgte ihr Halbbruder oder Vetter Simon.
Paulus traf unterdessen als Gefangener in Caesarea ein: Dort empfing ihn der Prokurator Felix mit seiner herodischen Ehefrau, der ehemaligen Königin Drusilla, [73] und bot ihm an, ihn gegen ein Bestechungsgeld freizulassen. Paulus lehnte ab. Felix hatte dringendere Sorgen, da zwischen Juden und Syrern Kämpfe ausbrachen. Nachdem er zahlreiche Juden hatten töten lassen und nach Rom zurückbeordert wurde, blieb Paulus weiterhin im Gefängnis. Als Herodes Agrippa II. und seine Schwester Berenike, die ehemalige Königin von Chalkis und Kilikien (und angeblich seine inzestuöse Geliebte), nach Caesarea kamen, um den neuen Prokurator zu begrüßen, legte dieser den Fall des Christen dem König vor, wie vor ihm Pilatus Jesus an Antipas überstellt hatte.
Paulus predigte dem Königspaar, das mit »großem Gepränge« gekommen war, das christliche Evangelium, wobei er seine Botschaft geschickt auf den moderaten König zuschnitt: »Es ist mir sehr lieb, König Agrippa, dass ich mich heute vor dir verantworte, … vor allem weil du alle Ordnungen und Streitfragen der Juden kennst.« Dann fragte er: »Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, dass du glaubst.«
»Es fehlt nicht viel, so wirst du mich noch überreden und einen Christen aus mir machen«, antwortete der König. »Dieser Mensch könnte freigelassen werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte.« Aber Paulus hatte an den Kaiser appelliert – und musste nun zu Nero. [60]
Josephus: Countdown zur Revolution
Paulus war nicht der einzige Jude, der auf ein Urteil Neros wartete. Felix hatte auch einige unglückliche Tempelpriester zum Kaiser geschickt, der sie verurteilen sollte. Ihr Freund, ein 26-Jähriger namens Joseph ben Matthias, beschloss, nach Rom zu reisen, um seine Priesterkollegen zu retten. Besser bekannt ist er unter dem Namen Flavius Josephus und sollte viele Funktionen ausüben – Rebellenkommandeur, Protégé der Herodier, Höfling des römischen
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