Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
Juwelen, um Vespasians Bemühungen um den Thron von Rom mitzufinanzieren: Der Maultiertreiber war ihr dankbar. Der neue Kaiser reiste über Alexandria nach Rom, und sein Sohn Titus rückte mit seinem 60 000 Mann starken Heer gegen die Heilige Stadt vor in dem Wissen, dass das Schicksal Jerusalems über Erfolg oder Scheitern seiner Dynastie entscheiden würde. [62]
Teil II
Paganismus
Wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war! Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern, und die eine Königin in den Ländern war, muss nun dienen. Sie weint des Nachts, dass ihr die Tränen über die Wangen laufen. Es ist niemand unter allen ihren Liebhabern, der sie tröstet.
Klagelieder 1,1–2
Schon vor der Einnahme Jerusalems, als die Juden noch mit uns im Frieden lebten, vertrug sich die Ausübung ihrer Religion schlecht mit dem Glanz dieses Reiches, mit der Größe unseres Namens, mit unseren altüberkommenen Einrichtungen.
Cicero, Für Flaccus , 69
Es ist besser, im Land Israel in einer Stadt von Nichtjuden zu wohnen als außerhalb des Landes in einer Stadt aus Juden. Wer dort begraben ist, ist, als sei er in Jerusalem geboren, und wer in Jerusalem begraben ist, ist, als wäre er unter dem Thron der Herrlichkeit geboren.
Juda Hanasi, Talmud
Zehn Kab Schönheit kamen in die Welt herab, neun erhielt Jerusalem und einen die ganze Welt.
Babylonischer Talmud, Kedoschim, 49b
Für die Freiheit Jerusalems
Simon bar Kochba, Münzen
So wurde denn Jerusalem gerade am Tage des Saturn, der auch den jetzigen Juden noch heilig ist, erobert.
Cassius Dio, Römische Geschichte , 66.7
14
Aelia Capitolina
70 – 312 n.Chr.
Titus’ Triumph: Jerusalem in Rom
Einige Wochen, nachdem Jerusalem zerstört war und Titus seine Runde blutiger Spektakel abgeschlossen hatte, kam er wieder durch die Stadt und verglich ihre melancholischen Ruinen mit ihrer vergangenen Pracht. Dann fuhr er nach Rom und nahm die gefangenen jüdischen Anführer, seine königliche Mätresse Berenike, seinen Lieblingsüberläufer Josephus und die Tempelschätze mit, um die Eroberung Jerusalems zu feiern. Vespasian und Titus traten mit Lorbeerkränzen und Purpurgewändern aus dem Isistempel, wurden vom Senat begrüßt und nahmen ihre Plätze auf dem Forum ein, um sich einen der extravagantesten Triumphzüge in der Geschichte Roms anzusehen.
Der Umzug mit seinen Götterstatuen und vergoldeten, drei bis vier Stockwerke hohen Festwagen voller Schätze erregte bei den Zuschauern Bewunderung, schrieb Josephus nüchtern, denn da »sah man gesegnete Fluren der Verwüstung anheim fallen«. Der Fall Jerusalems war in lebenden Bildern dargestellt – kämpfende Legionäre, getötete Juden, der brennende Tempel –, und oben auf jedem Wagen stand der römische Kommandeur, der die jeweilige Stadt eingenommen hatte. Darauf folgte die Beute, die Josephus den grausamsten Stich versetzte, die Schätze aus dem Allerheiligsten: der goldene Tisch, der Leuchter und das Gesetz der Juden. Der wichtigste Gefangene, Simon ben Giora, wurde mit einem Strick um den Hals vorgeführt.
Am Jupitertempel endete der Triumphzug mit der Hinrichtung Simons und der Rebellenführer; die Menge jubelte; es wurden Opfer dargebracht. Da starb Jerusalem. »Weder das hohe Alter der Stadt, noch ihr ungeheurer Reichtum, noch die Verbreitung des ihr zugehörigen Volkes über die ganze Erde, noch der große Ruf des in ihr gepflegten Gottesdienstes vermochte sie vor dem Untergang zu bewahren«, stellte Josephus fest.
Zum Andenken an den Triumph entstand der Titusbogen, der noch heute in Rom steht. [76] Jüdische Beute finanzierte den Bau des Kolosseums und des Friedenstempels, in dem Vespasian die Beutestücke aus Jerusalem ausstellte – bis auf die Gesetzesrollen und die Purpurvorhänge des Allerheiligsten, die in den Kaiserpalast kamen. Der Triumphzug und die Umgestaltung der römischen Innenstadt feierten nicht nur eine neue Dynastie, sondern auch eine Wende im gesamten Reich und den Sieg über das Judentum. Anstelle der Abgabe, die Juden an den Tempel entrichteten, trat nun der Fiskus Judaicus, den sie an den römischen Staat zahlten, um den Wiederaufbau des Jupitertempels zu finanzieren – eine vehement durchgesetzte Demütigung. [77] Aber die überlebenden Juden in Judäa und Galiläa und in den großen Gemeinden am Mittelmeer und in Babylonien lebten weitgehend wie zuvor und akzeptierten die Herrschaft der Römer oder Parther.
Der Jüdische Krieg war jedoch noch nicht beendet. Die Festung
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