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Jessica

Jessica

Titel: Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Atemzug in Nase, Kehle und Lunge brannte, als ob sie trockenes Feuer inhalierte. Sie würde die Babys niemals aufgeben, egal, was war - ab er vielleicht hätte sie Mr. Caff oways Angebot, die Zeitung zu kaufen, nicht so pauschal ablehnen sollen. Mit dem Ertrag hätte sie einen bescheidenen Haushalt einrichten und den Leuten erzählen können, dass sie Witwe sei, sodass sie und die Kinder respektabel hätten leben können.
    Jessica seufzte. Wenn es nur um sie gegangen wäre, hätte sie nach Denver oder San Francisco gehen können, um sich dort eine neue Stelle als Gesellschafterin zu suchen, denn sie war qualifiziert und hatte ein gutes Empfehlungsschreiben von der verstorbenen Mrs. Covington bekommen. Aber mit zwei Babys in diesen Städten Arbeit zu finden, das sah schon ganz anders aus.
    Jessica hatte die bittere Erfahrung gemacht, dass die Leute oft lieber auf Klatsch als auf die Wahrheit hörten, und selbst wenn sie mit den Babys Arbeit fand, würde es unvermeidlich Spekulationen geben, egal, was sie erzählte. Besser, sie blieb in Springwater, wo die Leute wussten, was passiert war, und eine junge Frau vielleicht freundlich aufnahmen, die versuchte, die Reste ihrer Familie zusammenzuhalten.
    Ehe Jessica die Stufen erreicht hatte, die zur Station emporführten, öffnete sich die Tür, und eine lächelnde Frau stand vor ihr. Der Duft nach frischem Kaffee, Schinken und brennendem Holz drang heraus und zog Jessica magisch an, denn ihr Magen knurrte vor Hunger.
    »Sie müssen Junebug sein«, begann Jessica und versuchte zu lächeln, was ihr misslang.
    »Die bin ich«, bestätigte Junebug, »und Sie werden Miss Jessica Barnes aus St. Louis, Missouri, sein. Kommen Sie doch herein, ich kann Besuch gebrauchen. Rachel ist jetzt immer so beschäftigt mit den Kleinen, und Savannah hilft immer ihrem Mann. Er ist der Arzt, wissen Sie. Miranda lebt außerhalb der Stadt, genau wie Evangelina, und so habe ich manchmal große Sehnsucht nach weiblicher Gesellschaft.«
    Jessica sehnte sich danach, die freundliche Einladung anzunehmen, und sie hätte gerne mehr über die Frauen erfahren, die Mrs. McCaffrey erwähnt hatte, aber sie musste an ihre hungrigen Nichten denken. Wahrscheinlich würde sie in Zukunft - eingespannt zwischen den Kindern und ihrer Arbeit bei der Zeitung - insgesam t kaum Zeit für sich selbst ha ben.
    »Ich bin gekommen, um Milch zu kaufen«, stieß Jessica hervor. »Die Babys schreien sich die Kehle aus dem Hals.«
    Diese Nachricht genügte, um Junebug zu aktivieren. Toby und Jacob, erfuhr Jessica von ihr, waren der Postkutsche ent g egengeritten, weil sie Verspätung hatte, und sie selber hatte alle Hände voll zu tun mit Backen, aber das sollte nicht heißen, dass sie einer Nachbarin nicht helfen würde - aber ganz und gar nicht.
    Ehe Jessica wusste, wie ihr geschah, hielt sie eine g eborgte Kuh am Zügel und führte sie über die Stra ß e.
    Alma stand mit großen Augen oben auf der Treppe, während hinter ihr das ohrenbetäubende Geschrei der Babys zu hören war.
    »Oh nein!«, keuchte sie mit großen Augen. »Das ist ja eine Kuh!«
    Jessica warf einen verzagten Blick auf das Tier, das jetzt genauso zu lamentieren begann wie die Babys. Zwischen diesem Lärm und den Schreien von oben fiel es Jessica schwer, nicht die Leine fallen zu lassen und die Hände auf die Ohren zu pressen. Stattdessen straffte sie die Schultern und fragte: »Hast du eine Ahnung, wie man dieses Geschöpf melkt?«
    Alma verzog das Gesicht. »Nein... eigentlich...« Jessica wusste, dass das eine Lüge war - schließlich war Alma eine Farmersfrau —, aber sie musste es akzeptieren. Alma sah an Jessica und der Kuh vorbei zum Telegrafenamt auf der anderen Straßenseite. Als Jessica ihrem Blick folgte, bemerkte sie hinter einem der Fenster die Silhouette eines Mannes. Das war also der Grund für Almas Geziere!
    »Nun«, meinte Jessica, »dann finden wir es besser heraus, nicht wahr?« Sie ging um den dampfenden Körper des Tieres herum. »Hol mir einen Eimer«, sagte sie in einem Ton, der überraschend entschieden war. »Und dann geh hinein und schließ die Tür, ehe sich die beiden den Tod holen!«
    Alma nickte und ging hinein. Kurz darauf kam sie mit dem Eimer zurück, in dem ihr Trinkwasser gewesen war. Jessica dankte ihr knapp und überlegte dann mit dem Eimer im Arm, wie sie das »tierische« Problem lösen konnte. Sie hörte, wie sich die Tür hinter Alm a schloss und die Kinder weiterhin schrien. Erst als sie sich auf den Bürgersteig

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