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Jessica

Jessica

Titel: Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Und doch verspürte sie in diesem Moment wieder die altbekannte Sehnsucht nach einem Heim, einer Familie und einem Mann.
    Angesichts von Mr. Covington hatte Jessica sich geschworen, sich niemals den Demütigungen auszusetzen, die so viele Männer ihren Frauen zufügten. Aber als sie jetzt sah, wie glücklich Miranda und ihr Mann Landry miteinander waren, gerieten ihre Prinzipien ins Wanken.
    »Das mit Michael und Victoria tut uns wirklich sehr leid«, sagte Miranda, drückte das Bündel enger an sich und zog den Mantel um sich. »Sie waren nette Leute.«
    Unwillkürlich glitt Jessicas Blick zum Friedhof, wo Michael und seine hübsche Frau begraben waren, Seite an Seite - unter Erde und Schnee.
    »Danke«, sagte sie so leise, dass sie nicht sicher war, ob Miranda sie verstanden hatte.
    Gage fuhr fort, die Kuh zu melken, wobei er fröhlich vor sich hin summte, den Hut nach hinten geschoben. Die Milch dampfte in der kalten Luft und roch süßlich.
    Jetzt kamen aus allen Richtungen schwatzende Kinder auf das Schulhaus zu - aus dem großen Haus gegenüber der Postkutschenstation, aus den kleineren dahinter und aus der Umgebung.
    Der Mann, den Gage Landry nannte - ob das sein Vor-oder Nachname war, wusste Jessica nicht -, kam jetzt ohne den kleinen Jungen wieder aus dem Schulgebäude und ging über die Straße, um der Kuh liebevoll die Flanke zu tätscheln. Aus der Nähe konnte Jessica erkennen, dass er sehr gut aussah und einen Mund hatte, der sich verschmitzt nach oben bog. Als er sie betrachtete, wurden seine haselnussbraunen Augen ernst.
    »Es ist ein Jammer, dass Ihr Bruder und seine Frau so von uns gegangen sind. Es tut uns wirklich leid, und wenn es etwas gibt, was Sie brauchen, dann sagen Sie uns Besche id. Die Leute in und um Spring water helfen gerne, wenn sie können.«
    »Danke«, murmelte Jessica mit gesenktem Kopf.
    Schließlich war Gage fertig, erhob sich und reichte Jessica den Eimer. Sie hoffte, dass er die Dankbarkeit in ihren Augen sah, denn sie konnte kein Wort hervorbringen. Ihr Verlust war noch so frisch, dass sie bei jeder Erwähnung die Fassung zu verlieren drohte. Wenigstens schaffte sie ein Nicken.
    Mr. Calloway sprach jetzt mit einer Freundlichkeit, die sie fast aus der Fassung brachte. »Ich sorge dafür, dass Tilly hier zurück in ihren Stall bei der Station kommt. Sie kümmern sich jetzt besser um die beiden hungrigen Babys.«
    Jessica konnte nur nicken und floh ins Haus.

3
     
    J essica umklammerte den Henkel des Eimers mit leiden Händen, weil ihre Finger steif gefroren waren, und kletterte in die obere Etage hinauf. Die Babys, die sich ausgeweint hatten, gaben jetzt traurige Hickser von sich, während Alma sie auf dem Schoß hielt und auf dem Stuhl am Fenster hin und her wiegte. »Ich habe ihnen den Rest Milch gegeben, aber sie h aben nach mehr geschrien«, erklärte sie.
    »Hier«, sagte Jessica und hob den schweren Eimer an. »Wir können ihnen geben, so viel sie wollen.«
    Nachdem sie die M il ch durch ein sauberes Tuch gegossen hatten - sie brauchte kaum erwärmt zu werden, so warm war sie noch von der Kuh -, füllte J essica die beiden Glasflaschen auf und setzte sich h in, um Mary Catherine zu füttern, während Alm a dasselbe bei der kleinen Eleanor tat.
    Oder war es andersherum? Egal.
    Jetzt hatte Jessicas Leben als Mutter wirklich begonnen, und so schwierig und mühsam es für sie sein würde, so sehr sah sie auch, was sie dafür gewann. Als sie das Baby hielt, spürte sie seine Wärme in ihrem Herzen, und in diesem Moment wurden die beiden Babys ihre, als wenn sie sie selber zur Welt gebracht hätte.
    Jessica begann lautlos zu weinen, und da legte Alma ihr die Weine Eleanor mit der Flasche in den anderen Arm, sodass sie beiden halten konnte. Von diesem Moment an wusste Jessica, dass sie alles tun würde, um diese beiden kleinen Wesen glücklich zu machen.
     
    Jacob streckte seine knotige Hand nach der Leine aus, als Gage die Kuh zurückbrachte. Ein Grinsen lag in den dunklen Augen des alten Mannes. »Ich habe gehört, dass du sie h eute Morgen gemolken hast, Gage«, sagte er mit seinem unverwechselbaren Bariton. »Junebug hätte sich eigentlich denken können, dass Jessica so eine Aufgabe nicht meistern kann, und Trey oder jemand anderen hinüberschicken. Toby und ich sind der Postkutsche entgegengeritten.«
    Gage kicherte und rieb sich das Kinn. Er hatte heute Morgen vergessen, sich zu rasieren, weil er über Jessica Barnes nachgedacht hatte und was man bei ihr unternehmen

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