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Jessica

Jessica

Titel: Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Block und Stift hervor.
    »Ich könnte uns einen Kaffee machen«, schlug Mr. Brody vor. Er war wirklich nett und freute sich offenbar über ihre Gesellschaft. Ohne Zweifel war sein Job recht langweilig.
    »Sie haben nicht zufällig Tee?«, fragte Jessica. Sie wusste, dass auch Gage hier sein Büro hatte, und sie hatte die Tür mit seinem Namen darauf bereits gesehen.
    »Ich könnte in Comucopias Laden welchen borgen«, bot Mr. Brody an.
    Jessica hatte Comucopia schon genug zu tun gegeben, indem sie die Babys bei ihr gelassen hatte. »Oh, nein«, lehnte sie hastig ab. »Bitte, d as wäre zu viel Mühe.«
    Wie sich herausstellte, wusste Mr. Brody wesentlich mehr über den verschollenen Zug, als Jessica gedacht hatte. Er informierte sie eine halbe Stunde lang über alle Details bis hin zu den Namen der Reisenden. Eine von ihnen, eine Miss O li via Wilcott Darling aus Chicago, hatte nach Springwater gewollt. C. W. senkte die Stimme und neigte den Kopf. »Gage hat ihr sein Haus verkauft.«
    Jessica schrieb mit, aber in Gedanken war sie bei den Männern, die da draußen auf der Suche waren. Oder wenigstens bei einem der Männer.
    Als ihr Interview vorbei war, unterhielt sich Jessica weiter mit Mr. Brody, denn sie merkte, dass der nette Mann einem Schwätzchen nicht abgeneigt war. »Wissen Sie zufällig, wie viel Geld mein verstorbener Bruder Mr. Calloway schuldet?«
    Mr. Brody sah überrascht und widerwillig drein. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Ich habe meine Gründe«, erwiderte sie.
    Er errötete, hub an zu sprechen und schloss den Mund dann wieder. Schließlich sagte er: »Dreihundertundzweiundvierzig Dollar.«
    Dreihundertundzweiundvierzig Dollar! Das war. fast so viel, wie-Jessica von Mrs. Covington bekommen hatte. Aber wenn sie das Geld hätte, könnte sie Mr. Calloway auszahlen und seinen Heiratsantrag ablehnen. Und die Zeitung gehörte dann ihr.
    »Ich möchte ein Telegramm aufgeben«, sagte sie.
     
    Es dunkelte schon, und die Pferde waren völlig erschöpft, als sie den Zug, der halb unter den Schneemassen vergraben lag, endlich fanden. Er lag auf der Seite und hatte kein einziges heiles Fenster mehr. Während Pres und Trey in den erreichbaren Teil des Personenwagens kletterten, sammelten Jacob, Gage und Land r y Holz und zündeten ein Feuer an. Falls jemand da drinnen überlebt hatte, war er verletzt und fror entsetzlich.
    Gage und Landry bauten gerade eine Art Trage, als sie im Zug einen Schrei hörten. Sie ließen alles fallen und liefen zum Zug zurück, was gegen den dichten Schnee schwer war. Der Wind blies jetzt heftig und drang selbst durch die Kleider.
    Trey kletterte durch ein Fenster in den Wagen und kauerte sich vor die Öffnung. Als Gage und Landry den Ort erreichten, hob Pres i h nen einen kleinen Körper entgegen - einen kleinen Jungen, nicht älter als fünf oder sechs. Gage nahm das Kind sanft entgegen und reichte es an Landry weiter, der es sofort zum Feuer trug.
    »Hier ist noch eins«, rief Trey und brachte einen zweiten Jungen, etwa sieben und halb bewusstlos. Sein Bein war unnatürlich verdreht, und seine Hose und Jacke waren voller Blut. Bald war auch Gage auf dem Weg zum Lager, und der Junge stöhnte in seinen Armen.
    E in Passagier folgte noch — eine große, attraktive Frau, die offenbar unverletzt, wenn auch völlig verfroren und zerzaust aussah. Als Trey sie durc h das zerbrochene Fenster hob, schlug sie mit ihrer Handtasche auf ihn ein und sagte ihm, er solle seine Hände bei sich behalten. Fünf Minuten später heulte der Wind heftiger, und das Feuer gab kaum noch Wärme.
    »Was ist passiert?«, fragte Pres die Frau. Er kniete bei den anderen am Feuer und kümmerte sich um den j ungen mit dem gebrochenen Bein. Er hatte das Bein b ereits gerichtet und legte ihm eine Schiene an. Der andere Junge war jetzt wach, aber er war weiß wie die Wand und hatte riesige, erschrockene Augen.
    Die Frau blinzelte, und Pres erkannte, dass sie mit den Tränen kämpfte. Er hätte es ihr nicht verübelt, wenn sie nach solch einem Erlebnis zusammengebrochen wäre. »Der Zug fuhr sehr langsam, ich glaube bergauf. Dann hörten wir ein schreckliches Donnern, un d dann wurden wir alle durcheinander geworfen... « Sie unterbrach sich und schlug die Hände vors Gesicht.
    Wortlos zog Trey eine Flasche hervor und reichte sie ihr. Die Frau zögerte kurz, nahm dann die Flasche, schraubte sie auf und trank einen großen Schluck. Ihre Augen tränten nicht einmal, was beachtlich war, denn sie sah nicht aus wie

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