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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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wusste, dass dein Vater einen Zimmermann brauchte.»
    «Gabriel? Pastor Gabriel?»
    «In seinem Gästezimmer wohne ich zurzeit.»
    O Gott, hoffentlich hatte Gabriel ihm nicht erzählt, was für eine Chaotin ich bin.
    «Kennst du Gabriel schon länger?», fragte ich, um herauszufinden, ob der alte Pastor von meinem gestrigen Desaster-Auftritt in der Kirche berichtet hatte. «Ich meine, kennt ihr euch so, dass ihr euch viel unterhaltet?»
    Joshua antwortete: «Gabriel kannte schon meine Mutter. Er verkündete ihr einst, dass ich geboren werde.»
    Das war eine irritierende Aussage. Hatte Gabriel den Schwangerschaftstest von Joshuas Mama in der Hand gehabt? Und wenn ja, wieso? Er war ja kein Frauenarzt. Schon gar nicht in Palästina. Ob Gabriel was mit der Mutter hatte?
    Aber das waren alles Fragen, die zu indiskret für eine erste Verabredung waren und es wohl selbst noch für die siebzehnte gewesen wären. Also fragte ich was anderes: «Wann hast du denn Palästina verlassen?»
    «Vor fast zweitausend Jahren.»
    Bei der Antwort lächelte Joshua nicht. Entweder er hatte den trockensten Humor der Welt, oder er nahm wirklich Flugstunden.
    «Und, wo hast du in diesen zweitausend Jahren gelebt?», versuchte ich mit zu scherzen, ohne mir hundertprozentig sicher zu sein, dass er wirklich scherzte.
    «Im Himmel», erwiderte er, ohne einen Anflug von Ironie. «Das ist nicht dein Ernst!»
    «Selbstverständlich ist es das», antwortete er.
    Und ich dachte mir: Au Mist, doch Flugstunden!
     
    Ich versuchte mich zu beruhigen: Bestimmt war Joshua ein ganz normaler Kerl, der sicher schon eine Weile in Deutschland war, sonst würde er die Sprache nicht so gut beherrschen. Er hatte wohl nur einen merkwürdigen Sinnfür Humor, vermutlich war sein Witz einfach nur «Lost in Translation».
    Wir warteten auf die Speisekarten, schwiegen und blickten weiter auf den See. Joshua machte das Schweigen nichts aus. Mir schon. Spaß war etwas anderes.
    Aber was hatte ich erwartet? Wie sollten wir eine Wellenlänge finden? Wir waren zu unterschiedlich. Er war religiös. Ich deprimiert.
    Das Ganze war eine einzige Schnapsidee. Ich überlegte mir, ob ich nicht einfach aufstehen und gehen sollte, ihm erklären, dass das Ganze ein Irrtum sei. Es war sicher noch nicht zu spät für mich, nach Hause zu gehen, mich in meine Bettdecke einzukuscheln und mit der Frage zu quälen, wie ich jemals wieder glücklich würde leben können, ohne Psychopharmaka einzunehmen.
    Joshua las anscheinend in meinem Gesicht, dass ich bedrückt war, und sagte etwas Wunderbares: «Da ist ein Vogel.»
    Das war noch nicht das Wunderbare.
    «Er erntet nicht, er sät nicht, und dennoch muss er sich keine Sorgen machen.»
    Ich betrachtete den Vogel, eine Nachtigall, um genau zu sein, und dachte mir, dass die sich jedenfalls keine Sorgen machen müsse, ob sie einen Partner fürs Leben findet. Nur, ob sie auf dem Zug nach Süden von irgendeinem Italiener als Delikatesse verspeist wird.
    «Und Menschen sollten sich schon gar keine Sorgen machen», fuhr Joshua fort. «Wer kann schon mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?»
    Damit hatte der Mann recht, obwohl er ein bisschen so klang wie jemand, der zu viele Ratgeberbücher von Dale Carnegie gelesen hat.
    «Sorg dich nicht um morgen, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen», sagte Joshua.
    Es war ein simpler Satz. Aber ein schöner. Und wenn ihn ein Mann mit diesem Charisma, dieser Stimme und diesen Augen sagte, dann glaubte man ihn auch.
    Das erste Mal seit meinem «Neinwort» vor dem Traualtar spürte ich wieder ein kleines bisschen Zuversicht.
     
    Ich beschloss, erst mal zu bleiben und der Verabredung eine Pizzalänge Zeit zu geben. Giovanni brachte die Speisekarte, und Joshua konnte nicht viel mit ihr anfangen. Ich musste ihm sogar erklären, was eine Pizza ist. Schließlich entschied er sich für eine Pizza Vegetaria.
    «Fleisch und Käse zusammen sind nicht koscher», erklärte er seine Wahl.
    «Nicht koscher? Sagen das die Moslems auch?», fragte ich.
    «Ich bin kein Moslem, ich bin Jude.»
    Ein Jude aus Palästina, was es nicht alles gibt, dachte ich und war froh, weil Juden in der Regel nicht in Wolkenkratzer fliegen. Aber schnell fragte ich mich, ob er vielleicht einer dieser irren jüdischen Siedler war. Aber als irrer jüdischer Siedler hätte er doch diese Kringellocken haben müssen, oder? Wie bekamen die diese Locken eigentlich hin, mit einem Lockenstab?
    «Und du?»,

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