Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
antwortete Frank.
    «Dann sei du es auch», sagte Joshua in seiner sanften, überzeugenden Stimme.
    Frank hörte auf zu weinen und fragte ironisch: «Ich soll dann wohl keine Telekomläden mehr überfallen?»
    Joshua schüttelte den Kopf.
    Frank schob den Wein beiseite, bedankte sich aus vollem Herzen, stand auf und ging. Man konnte sich fast vorstellen, dass er für eine Weile trocken blieb. Mann, dieser Joshua könnte sicherlich viel Geld mit einer Entzugsklinik in Beverly Hills machen.
    Er lächelte mir zu: «Manchmal muss man einem Menschen nur zuhören, um seine Dämonen zu vertreiben.»
    Plötzlich fand ich es ganz schön, dass wir das Brot geteilt hatten.

13
    Joshua und ich verließen das Restaurant und gingen eine Weile schweigend am See entlang in Richtung Innenstadt. Diesmal machte mir das Schweigen nichts aus. Ich betrachtete mit Joshua den Sonnenuntergang. Der war über dem Malenter See zwar nicht so beeindruckend wie über Formentera, aber immerhin schön genug, um ein paar tolle Momente zu genießen.
    Joshua verwirrte mich: Mal wollte ich vor ihm fliehen, mal nur seiner Stimme lauschen, mal verspürte ich den unbändigen Drang, ihn zu berühren. Und mir war nicht klar, ob er vielleicht auch mal diesen Drang verspürte. Objektiv betrachtet, hatte er mir kein einziges Mal Anlass gegeben, das zu denken. Er hatte nie meinen Körper von oben bis unten gescannt und auch keinen echten Flirt gestartet. Warum nicht? War ich so unattraktiv? War ich ihm etwa nicht gut genug? Was bildete der Kerl sich ein? Als Zimmermann war er auf dem Single-Markt sicher auch nicht gerade das Top-Objekt der Begierden!
    «Warum blickst du mich so böse an?», fragte Joshua, und ich erwiderte verlegen: «Nichts, nichts, mein Gesicht wirkt nur manchmal etwas verkniffen.»
    «Nein, tut es nicht», erwiderte er, «es wirkt freundlich.»
    Er sagte es ohne einen ironischen Unterton. Überhaupt war er ganz unzeitgemäß ironiefrei. Ich hatte keine Sekunde das Gefühl, irgendeine seiner Aktionen oder Gesten sei künstlich, einstudiert oder auf Effekt aus. Er fand mein Gesicht wohl wirklich freundlich. War das ein Kompliment? Zumindest war es besser als Svens ewiges «Ich liebe jedes Pfund an dir».
    Ich lächelte. Joshua lächelte zurück. Und das interpretierte ich mal wohlwollend als Flirt.
     
    Wir flanierten durch die Innenstadt, und aus einer Bar hörte man, wie eine Horde Wolfgang Petrys
Wahnsinn – warum schickst du mich in die Hölle?
grölte.
    Joshua war alarmiert, als er das hörte.
    «Was ist?», fragte ich ihn.
    «Das ist ein Gesang Satans.»
    Bevor ich etwas erwidern konnte, stürmte er in die Bar namens Poco-Loco. Ich folgte ihm hastig. In der Bar standen circa zwanzig junge Männer und Frauen, Typ Sparkassenangestellte, vor einer Karaoke-Maschine. Die Männer hatten ihre Krawatten gelockert und die Frauen ihre Kostümjäckchen abgelegt. Die Stimmung war ausgelassen, alle sangen und machten dazu wippende Bewegungen. Es war eine Karaoke-Party, wie sie nur Menschen veranstalten konnten, die sich den ganzen Tag mit Überweisungsformularen rumschlagen müssen.
    Doch Joshua war irritiert: Menschen, die etwas «Teuflisches» sangen und um etwas herumtanzten, gefielen ihm nicht: «Als ob sie um das Goldene Kalb tanzten.»
    «Man kann’s auch übertreiben», maulte ich. «Das ist nur eine Karaoke-Maschine. Kein Goldenes Kalb. Und Wolfgang Petry zu hören ist zwar die Hölle, aber mehr auch nicht.»
    Dann ging ich zu dem Sparkassenangestellten, der das Mikro in der Hand hielt, und fragte ihn: «Darf ich das mal haben?»
    Der Mann, Typ gegelter Standardproduktverkäufer, überlegte noch, was er antworten sollte, da hatte ich ihm das Mikro schon entrissen und Joshua in die Hand gedrückt.
    «Was willst du singen?», fragte ich ihn.
    Er zögerte, wusste gar nicht so recht, was ich von ihm wollte.
    «Das macht Spaß!», munterte ich ihn auf. «Was sind deine Lieblingslieder?»
    Joshua rang sich durch und erwiderte: «Ich mag besonders die Psalmen von König David.»
    Ich schaute auf das Programm der Maschine und antwortete: «Okay, du bekommst
La Bamba

    Ich drückte die Taste, das Programm ging los, aber Joshua kam nicht in den Groove, obwohl er sich bemühte, er wollte mir sichtlich den Gefallen tun. Er sang ein bisschen halbherzig
La Bamba
mit, legte dann aber bei den Zeilen
Soy capitan, soy capitan
das Mikro beiseite. Das war nichts für ihn. Ich hatte danebengelegen. Und es tat mir leid, ihn genötigt zu haben.
    Der gegelte

Weitere Kostenlose Bücher