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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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unterbrach Joshua meinen Gedankenausflug in das jüdisch-orthodoxe Coiffeurshandwerk.
    «Ähem   … was?», fragte ich.
    «An welchen Gott glaubst du?»
    «Nun, ähem   … ich bin Christin», antwortete ich.
    Joshua musste lächeln. Ich hatte keine Ahnung, was daran so lustig sein sollte. Hatte Gabriel ihm etwa doch von mir erzählt?
    «Verzeih», sagte er. «Aber ‹Christ› ist für mich eine Bezeichnung für einen Gläubigen, an die ich mich erst noch gewöhnen muss.»
    Joshua lachte nun auf. Nur ein ganz kleines bisschen, nicht laut. Aber dieses sanfte Lachen reichte schon, um mir ein enorm wohliges Gefühl zu bereiten.
     
    Die nächsten Minuten plauderten wir endlich miteinander. Ich fragte, wo er denn sein Handwerk gelernt habe, und er erklärte, dass sein Stiefvater ihm alles beigebracht hätte.
    Stiefvater? War er etwa auch so ein neurotisches Scheidungskind wie ich? Hoffentlich nicht!
    Giovanni servierte, und Joshua genoss Pizza und Salat, als ob er wirklich das erste Mal seit zwei Jahrtausenden etwas zu sich nähme. Beim Rotwein schwärmte er sogar: «Den habe ich vermisst!»
    In den Zimmermann kam langsam so etwas wie Lebenslust. Wir plauderten immer angeregter, und ich erzählte ihm: «Als Kind fand ich Bärte wie deinen toll. Ich wollte sogar selbst einen haben!»
    Joshua brachte das wieder zum Lächeln.
    «Und weißt du, was meine Mutter mir darauf antwortete?», fragte ich.
    «Erzähle es mir», forderte er mich gut gelaunt auf.
    «Sie sagte: So ein Bart ist ein Friedhof für Essensreste.»
    Joshua lachte nun laut auf – anscheinend kannte er das Problem.
    Es war ein tolles Lachen.
    So herzlich.
    So befreit.
    «Ich habe ewig lange nicht mehr gelacht», stellte Joshua fest.
    Er sinnierte etwas, und dann sagte er aus tiefster Seele: «Das Lachen habe ich am meisten vermisst.»
    Und mir hatte es noch nie so viel Freude gemacht, jemanden zum Lachen zu bringen.
     
    Ja, dieser Mann war merkwürdig, fremd, ungewöhnlich – aber wahrlich, ich sage euch, auch echt faszinierend.

12
    Ich wollte mehr über Joshua erfahren und beschloss, die Verabredung auf die nächste Stufe zu hieven. Auf die, bei der man abcheckt, ob das Gegenüber eine Freundin hat. Und falls nicht, ob es eine Ex gab, der er noch hinterhertrauert.
    «Wer hat dich denn früher so zum Lachen gebracht?», fragte ich.
    «Eine wundervolle Frau», antwortete er.
    Dass es eine wundervolle Frau in seinem Leben gab, wurmte mich mehr, als es mich hätte wurmen sollen.
    «Was   … was ist aus ihr geworden?»
    «Sie ist gestorben.»
    Ach du meine Güte! Wenn ich je was von ihm gewollt hätte – was natürlich nicht der Fall war, aber es hätte ja sein können, dass ich es irgendwann doch mal wollte   –, dann müsste ich gegen eine Tote anstinken. Das wäre höchst unangenehm, nicht nur wegen des Verwesungsgeruchs.
    Ich beschloss daher, nie etwas von Joshua zu wollen.
    Doch dann sah ich in seine traurigen Augen, vergaß dasmit dem «nie was wollen» und hätte ihn am liebsten tröstend in die Arme genommen.
    Er wirkte wie jemand, der nicht oft in die Arme genommen wurde.
     
    «Sie hatte einen ähnlichen Namen wie du», erklärte Joshua mit einem wehmütigen Blick.
    «Holzmann?», fragte ich erstaunt.
    «Maria.»
    Gott, bin ich blöd!
    «Maria konnte so geistreich über Rabbiner scherzen», schwärmte er.
    «Rabbiner?», stammelte ich irritiert.
    «Und über Römer.»
    «Römer?!?»
    «Und Pharisäer.»
    Okay, dachte ich und versuchte, nicht an lockere Schrauben zu denken.
    «Obwohl man über Pharisäer eigentlich nicht scherzen sollte», ergänzte Joshua.
    «Ja   … nee   … natürlich nicht», erwiderte ich stammelnd, «Pharisäer sind   … total unkomisch.»
    Joshua blickte über den See, dachte ganz offensichtlich an seine Ex und sagte dann: «Ich werde sie bald wiedersehen.»
    Das war eine etwas morbide Ansage.
    «Wenn das Himmelreich auf Erden kommt», ergänzte Joshua.
     
    Himmelreich? In meinem Hirn wurde Rotalarm ausgelöst! Captain Kirk saß auf der Vorderhirn-Brücke und schrie durch die Sprechanlage: «Scotty! Wir müssen hier abhauen! Bring uns sofort hier raus!»
    Scotty antwortete aus dem Hirnstamm-Maschinenraum: «Das geht nicht, Captain.»
    «Warum nicht?»
    «Wir haben die Pizza noch nicht bezahlt.»
    «Wie lange wird das dauern, bis Giovanni die Rechnung bringt?», brüllte Kirk und übertönte das immer lauter werdende Alarmgeheul.
    «Mindestens zehn Minuten. Acht, wenn wir ‹Hopp, hopp, bitte schnell, wir wollen

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