Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
geschweige denn den Sohn Gottes.
    Jesus widersprach, der Verdacht, dass Marie des Satans sei, war einfach zu ungeheuerlich: «Satan hatte schon einmal versucht, mich zu verführen. Einst, in der Wüste. Er versprach mir Wasser, Essen, Königreiche   … aber nie die Liebe.»
    «Er hat seine Methoden nun mal perfektioniert» , erklärte Gabriel. «Königreiche, die will nicht jeder Mensch, aber auf die Liebe   … da fällt jeder drauf rein, früher oder später. Sogar Engel.»
    Jesus protestierte: «Ich   … ich kann es einfach nicht glauben, dass Marie mit Satan im Bunde sein soll.»
    «Es gibt keine andere Erklärung.» Gabriel hatte sich nun selbst überzeugt. Das bedeutete für ihn, er würde Silvia aus seinem Haus verbannen müssen (und dazu erst mal aus seiner Badewanne).
    Jesus war so durcheinander, er wollte sich zum Gebet zurückziehen und suchte dafür nach einem ruhigen Platz. Doch die Suche führte ihn nicht in die Kirche. Auch nicht in den Garten hinter dem Pfarrhaus. Sondern auf den Steg, auf dem er so gerne mit Marie gesessen hatte. Er hockte sich hin, blickte auf das in der Abendsonne funkelnde Wasser und begann zu zweifeln. Nicht an Marie, an sich selber. Denn es gab noch eine andere Erklärung, warum er nicht an Bord des Frachters gegangen war. Etwas, was er sich bisher nicht eingestehen wollte: Vielleicht   … vielleicht wollte er gar nicht in die Endschlacht ziehen. Ein Teil von ihm hatte Zweifel an seinem Auftrag, Menschen zu bestrafen,
das war nun mal etwas, was ihm keinerlei Freude bereitete. In Judäa hatte er immer nur mit Gottes Zorn gedroht, damit die Menschen einen besseren Weg einschlugen. Das war hilfreich. Aber es waren eben nur Drohungen.
    Ja, womöglich fühlte er sich wegen seiner eigenen Zweifel so zu Marie hingezogen und ließ sich nur zu gerne von ihr von seiner Aufgabe abhalten.

39
    Ich freute mich tierisch darüber, dass Joshua auf unserem Steg saß, zeigte es mir doch, dass auch ihm dieser Ort etwas bedeutete. Seine Wut war verraucht, er war anscheinend noch nicht mal sonderlich überrascht, mich zu sehen, sondern eher bedrückt, nachdenklich. Ich setzte mich zu ihm und ließ meine Füße neben den seinen über dem Wasser baumeln.
    Wir saßen schweigend da, wie zwei Leute, die ein paar wunderbare Dates und einen tollen Wangenkuss hinter sich hatten, aber die genau wussten, dass aus ihnen kein Paar werden konnte, da ihre familiären Hintergründe doch recht unterschiedlich waren.
    Joshua sah mich zudem prüfend an, so als ob er mir gegenüber misstrauisch wäre. Glaubte er wirklich, dass ich Katas Krankheit nur erfunden hatte, damit er bei mir blieb?
    «Was führt dich zu mir?», fragte er schließlich.
    «Ich   … ich habe eine Frage.»
    «Frag ruhig.»
    «Wann kommt das Jüngste Gericht?»
    Jesus wartete eine ewig lang wirkende Sekunde und antwortete dann: «Nächste Woche, am Dienstag.»
     
    Die Erkenntnis, dass die Welt nur noch fünf Tage hatte, war ein tiefer Schock für mich. Alles, was ich kannte   … alles, was mich jemals berührte   … alles, was ich liebte   … würde schon so bald nicht mehr sein. Und ich würde alle meine Träume begraben müssen. Ich reagierte darauf, wie jeder andere Mensch auch auf diese Nachricht reagiert hätte: Ich übergab mich in den See.
     
    Während die Enten eilig wegschwammen, reichte Jesus mir mitfühlend ein Taschentuch. Nachdem ich mir den Mund abgewischt hatte, fragte ich vorsichtig nach, ob es denn tatsächlich so ein Buch des Lebens gebe und diese Urteilsverkündung durch Gott und auch den Feuersee. Ich hoffte, dass das alles vielleicht nur ein Übermittlungsfehler war und dass das Himmelreich doch für alle kommen würde. Aber leider bestätigte Jesus mir: «All dies wird genau so geschehen.»
    Mit bleichem Gesicht befand ich: «Das   … das mit dem ewigen Brennen ist schon ziemlich hart.»
    Für einen Augenblick dachte ich, er würde mir recht geben, doch dann ging ein Ruck durch ihn, als wolle er jeglichen aufkeimenden Zweifel mit aller Macht abschütteln. Sein Gesicht verfinsterte sich, er stand auf, ging vom Steg hinunter und auf einen Apfelbaum zu, der am Uferweg stand und keine Früchte trug. Wütend sprach er zu dem Baum: «Auf ewig soll niemand mehr eine Frucht von dir essen!»
    Daraufhin verdorrte der Baum vor meinen Augen.
    Jesus blickte mich streng an. Wie ein autoritärer Lehrer mit Magengrimmen seine Schülerin bei der mündlichen Abi-Prüfung.Ich verstand aber überhaupt nicht, was Jesus mir mit

Weitere Kostenlose Bücher