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Jesus von Nazaret

Jesus von Nazaret

Titel: Jesus von Nazaret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Prinz
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ihn kennenlernt. Eines Tages nahm er Jesus mit nach Kafarnaum, einem kleinen Fischerdorf am Nordufer des Sees Gennesaret, wo Simon und Andreas lebten. Simon scheint von Jesus augenblicklich beeindruckt gewesen zu sein. Auch er wurde ein Anhänger von Jesus oder ein Jünger, wie man später sagte.
    So wird im Johannesevangelium die Berufung der ersten Jünger geschildert. In den Berichten des Markus und des Matthäus verläuft die Begegnung Jesu mit den Fischern vom See Gennesaret dramatischer. (Mt 4,18-22, Mk 1,16-20) Jesus geht am Ufer entlang und sieht, wie die Brüder Petrus und Andreas ihre Netze auswerfen. Jesus sagt zu ihnen einfach nur: »Kommt her! Folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen«, und Andreas und Petrus lassen alles stehen und liegen und schließen sich tatsächlich Jesus an. Als sie zusammen weitergehen, treffen sie auf eine andere Gruppe von Fischern. Es ist ein älterer Mann namens Zebedäus mit seinen Söhnen Jakobus und Johannes. Sie sitzen in einemBoot und bessern ihre Netze aus. Auch die zwei jungen Männer fordert Jesus auf, mit ihm gehen. Und die Brüder steigen aus dem Schiff, lassen ihren Vater alleine zurück und laufen Jesus nach.
    Es ist erstaunlich, welche Wirkung Jesus in diesen Geschichten auf Menschen hat. Offenbar ging eine besondere Faszination von ihm aus, von der Menschen augenblicklich gepackt wurden und die sie dazu brachte, ihr bisheriges Leben »sogleich«, wie es immer heißt, aufzugeben. Aber ist das, was Jesus tat, nicht völlig verantwortungslos? Immerhin stürzte er die armen Fischer in die Arbeitslosigkeit und er zerriss ihre Familien. Petrus war verheiratet. Wer kümmerte sich nun um seine Familie? Wer sorgte für den Lebensunterhalt? Wie sollte man die hohen Steuern und Abgaben, die von den Römern erhoben wurden, in Zukunft bezahlen? Und dem Fischer Zebedäus und seiner Frau Salome wurden ihre Kinder weggenommen, auf die sie im Alter auch aus wirtschaftlichen Gründen angewiesen waren. Und das alles nur, weil sie einem wildfremden Mann nachliefen, der nicht einmal ein berühmter Schriftgelehrter war, der selber nichts hatte und seinen Anhängern keine Zukunft bieten konnte.
    Auf der Suche nach seinen Begleitern erwies sich Jesus als radikal. Von Anfang an machte er deutlich, dass es für ihn Wichtigeres gibt als den gesicherten Arbeitsplatz und die Familie. Und das waren keine abstrakten Forderungen,sondern es waren Überzeugungen, die Jesus mit seinem Auftreten, mit seiner Person ausstrahlte. Es muss ein Gefühl von Freiheit, von Weite und Unabhängigkeit gewesen sein, das von ihm ausging und von dem die Fischer vom See Gennesaret wie von einem Sturmwind erfasst wurden.
    Die Aufforderung, ihm nachzufolgen, war für Jesus viel mehr als nur die Bitte, sich ihm anzuschließen. Es war das Angebot, sich für eine andere Lebensform zu entscheiden. Die Menschen, die Jesus so ansprach, sollten die Maßstäbe ihres bisherigen Lebens aufgeben und sich von nun an ganz einem Gott anvertrauen, der es gut mit ihnen meint. Die Entscheidung für diesen menschenfreundlichen Gott und damit für ein anderes Leben duldet keine Halbheiten, keine Rückversicherung und kein Wenn und Aber. Jesus war in dieser Frage von unerbittlicher Härte.
    Als er später einmal einen jungen Mann auffordert, ihm nachzufolgen, möchte der sich erst von seiner Familie verabschieden. Jesus lässt das nicht zu. Jemand, der zurücksieht, so meint er, ist für das Reich Gottes nicht geeignet. Selbst als ein anderer junger Mann, der bereit ist zur Nachfolge, noch vorher seinen verstorbenen Vater beerdigen will, zeigt Jesus kein Verständnis und schon gar kein Mitgefühl. »Lass die Toten ihre Toten begraben!«, antwortet er ihm schroff. (Lk 9,57-62) Wenn es also darum geht, ein neues Leben, wie Jesus es verspricht, zuergreifen, dann dürfen auch familiäre Bande und soziale Verpflichtungen keine Rolle mehr spielen. Lass die Vergangenheit hinter dir, so scheint Jesus zu sagen, das Leben, das auf dich wartet, ist tausendmal wichtiger.
    Kein Wunder also, wenn Jesus nicht nur auf begeisterte Anhänger traf, sondern auch auf Ablehnung, ja Hass. Nicht anders war es in Kafarnaum. Seine neuen Freunde und »Jünger« Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes lebten hier und sie nahmen Jesus bei sich auf. Im Haus von Petrus wohnte auch seine Schwiegermutter, von der berichtet wird,

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