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Jesus von Nazaret

Jesus von Nazaret

Titel: Jesus von Nazaret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Prinz
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dass sie mit hohem Fieber auf ihrem Lager lag. Ob dieses Fieber auch mit den verrückten Plänen ihres Schwiegersohnes zusammenhing? Für die Familie des Petrus war das Auftauchen des fremden Predigers nicht weniger als eine Katastrophe. Seine Frau, seine Kinder sollten nun ohne den Ehemann, Vater und Ernährer auskommen. Dass diese Nachricht im Hause des Petrus für Aufregung, ja Panik sorgte, ist verständlich. Und nun hatte Petrus diesen Jesus auch noch in sein Haus eingeladen. In den Schilderungen dieser Szene wird angedeutet, dass die Schwiegermutter des Petrus sich weigerte, diesen Gast zu empfangen und zu bewirten, wie es die Gastfreundschaft eigentlich gebot.
    Der Besuch verlief dann doch ganz anders. Jesus trat an das Lager von Petrus’ Schwiegermutter, er nahm ihre Hand und das Fieber ging zurück. Die Frau stand auch sofort auf und »sorgte für ihn«, so heißt es. (Mt 8,14-15;parallel bei den anderen Synoptikern) Offenbar waren mit dem Fieber auch ihr Groll und ihre Abneigung verschwunden. Jesus wurde herzlich aufgenommen, und das Haus des Petrus wurde für ihn wie ein neues Zuhause, in das er von seinen Wanderungen immer wieder gerne zurückkehrte.
    Das Dorf Kafarnaum lag am östlichen Rand jenes Territoriums, das vom Herodes-Sohn Antipas regiert wurde, der sich jetzt Herodes Antipas nannte. Der Jordan, der hier in den See Gennesaret floss, bildete die Grenze zu jenem Gebiet, über das sein Bruder Philippus herrschte. Es gab eine Zollstation, wo Beamte den Warenverkehr kontrollierten. Und die römische Armee hatte hier einen Posten eingerichtet, mit einem Hauptmann an der Spitze, der vermutlich ein »Gottesfürchtiger« war, so nannte man jene Heiden, die mit dem Judentum sympathisierten.
    Aufgrund von Ausgrabungen kann man sich heute gut vorstellen, wie das Leben in Kafarnaum ausgesehen hat, als Jesus dort wohnte. 56 Es gab eine bescheidene Synagoge und gleich daneben sogenannte Wohninseln. Das waren kleine, aneinandergebaute Häuser, die durch enge Innenhöfe und Durchgänge verbunden waren. An die fünfzehn Familien und ganze Sippen lebten hier zusammen und bildeten so etwas wie eine große Wohngemeinschaft, zu der auch Schafe, Ziegen und Hühner gehörten. Die aus unbehauenen Basaltsteinen gebauten Häuser bestanden meist nur aus einem Raum, in den Licht nur durch dieoffene Tür fiel. Zum Wohnraum gehörte auch das Dach, auf dem Flachs oder Fische getrocknet wurden oder wo man in Sommernächten schlief. Von dort oben konnte man beobachten, was in den Nachbarhöfen vor sich ging, und wenn es Neuigkeiten gab, konnte man sich die zurufen, sozusagen von Dach zu Dach.
    Die Archäologen glauben, auch das Haus des Petrus gefunden zu haben. Jedenfalls deuten freigelegte Graffiti darauf hin, dass dieser Ort, wo später eine Kirche gebaut worden ist, schon sehr früh verehrt wurde. Das Haus des Petrus wird auch nicht anders ausgesehen haben als die anderen Hütten in Kafarnaum, vielleicht ein wenig größer, denn offenbar musste hier eine Großfamilie Platz finden. Zu dieser Familie gehörte nun auch Jesus, der von seinen Wanderungen immer wieder hierher zurückkam. Ein eigenes Zimmer hat er sicher nicht gehabt. Er musste sich den engen Raum mit vielen Menschen teilen.
    Allmählich sprach es sich herum, dass dieser Jesus ganz unglaubliche Taten vollbracht hatte. Nicht nur hatte er die Schwiegermutter des Petrus allein durch die Berührung mit seiner Hand wieder gesund gemacht, auch andere Kranke waren auf wundersame Weise von ihm geheilt worden. Und auf sein Wort hin soll Petrus so viele Fische gefangen haben, dass beinahe die Netze gerissen wären. (Lk 5,6) Solche Geschichten hatten zur Folge, dass von überall her Leute mit allen möglichen Krankheiten und Sorgen nach Kafarnaum kamen.
    Einmal war der Andrang so groß, dass sogar der Platz vor der Tür verstopft war und niemand mehr hinaus noch hinein konnte. Plötzlich fiel von oben Stroh und Staub auf Jesus und seine Freunde herab. Ein Loch tat sich auf in der Decke, das immer größer wurde, und dann senkte sich mit einer Staubwolke langsam eine Trage zu ihnen herab. Weil sie sich nicht anders zu helfen wussten, hatten Leute das Hausdach abgedeckt und einen gelähmten Mann auf der Trage zu Jesus hinuntergelassen.
    Jesus war beeindruckt vom Vertrauen dieser Leute, selbst wenn es bloß die verzweifelte Hoffnung war, dass nur noch er helfen

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